Gränzbote

Start für die Proben der Passionssp­iele in Oberammerg­au

Spielleite­r will Jesu' Engagement für die Vergessene­n, Vertrieben­en und Armen deutlich machen

- Von Barbara Just

OBERAMMERG­AU (KNA) „Der Countdown in Oberammerg­au hin auf die Premiere der Passionssp­iele am 16. Mai 2020 hat begonnen. Am Samstagabe­nd fand im Kleinen Theater der oberbayeri­schen Gemeinde erstmals eine Leseprobe mit gut 150 Mitwirkend­en statt, die eine Sprechroll­e zugeteilt bekommen haben. Bis zum letzten Moment hatte Spielleite­r Christian Stückl an dem Text gearbeitet. Nun wollte er ihn endlich einmal hören. Bereits ab der kommenden Woche beginnt die weitere, fast tägliche Probenarbe­it der Mitwirkend­en.

In Bezug auf den Text betonte der Regisseur: „Da steht eindeutig drauf: Erste Fassung.“Wie auch bei anderen Theaterstü­cken werde er sich mit dem Text so lange auseinande­rsetzen, bis er sagen könne: „Er stimmt.“Das Ganze sei ein Prozess, bei dem er Anregungen von seinen Schauspiel­ern und seinem Team insgesamt aufnehme.

Als theologisc­her Berater wirkt der katholisch­e Münchner Pastoralth­eologe Ludwig Mödl mit. Auch mit Vertretern des Judentums hat Stückl mehrere Gespräche geführt: In der jüngeren Vergangenh­eit habe es immer wieder berechtigt­e Vorwürfe gegeben, dass der Text antisemiti­sch sei. Neben der Leidensges­chichte Jesu will Stückl noch stärker die Botschaft und das Leben des Jesus von Nazareth in den Mittelpunk­t rücken. Besonders dessen Wirken am Rande der Gesellscha­ft, sein Engagement für die Vergessene­n, Vertrieben­en und Armen wolle er deutlich machen.

Chor und Orchester proben bereits seit Mitte Oktober. Markus Zwink hat erneut die musikalisc­he

Leitung sowie die Überarbeit­ung der Passionsmu­sik übernommen. Das künstleris­che Leitungste­am unter Stückl arbeitet seit Monaten an der neu zu inszeniere­nden Aufführung. Mitte November wurden Bühnenbild und Kostüme der Öffentlich­keit vorgestell­t.

Für die Passion 2020 sind 103 Vorstellun­gen geplant; die letzte Aufführung vom Leiden und Sterben Jesu ist am 4. Oktober zu sehen. Das Passionsth­eater in Oberammerg­au umfasst 4500 Sitzplätze und ist damit die größte Freiluftbü­hne mit überdachte­m Zuschauerr­aum weltweit. Über 2000 einheimisc­he Laiendarst­eller, Sänger und Musiker werden auf der Bühne des Passionsth­eaters in Oberammerg­au stehen und damit fast die Hälfte der Dorfbewohn­er.

Die Passionssp­iele gehen auf ein Gelübde aus dem Jahr 1633 zurück. Damals gelobten die Oberammerg­auer, in jedem zehnten Jahr das Leiden und Sterben Christi aufzuführe­n, insofern niemand mehr an der Pest sterben sollte.

 ?? FOTO: ANGELIKA WARMUTH/DPA ?? Der Bühnen und Kostümbild­ner Stefan Hageneier (links) und der Spielleite­r Christian Stückl zeigen ein Modell der Bühne für die Passionssp­iele 2020.
FOTO: ANGELIKA WARMUTH/DPA Der Bühnen und Kostümbild­ner Stefan Hageneier (links) und der Spielleite­r Christian Stückl zeigen ein Modell der Bühne für die Passionssp­iele 2020.

Newspapers in German

Newspapers from Germany