„Nicht wegzudenken aus Trossingen“
Zum 90jährigen Bestehen der Kolpingsfamilie wirft Walter Haas einen Blick in die Chronik
TROSSINGEN Die Trossinger Kolpingsfamilie hat am Sonntag nicht nur den Kolpinggedenktag gefeiert, sondern auch ihr 90jähriges Bestehen. „Die Kolpingsfamilie ist nicht wegzudenken aus Trossingen“, sagte Präses Thomas Schmollinger.
Walter Haas, selbst ehemaliger Vorsitzender, hatte für diesen Anlass einen Blick in die Vereinschronik und die damalige Presseberichterstattung geworfen. „Wenn wir in zehn Jahren 100Jähriges feiern, gibt es sicher eine gedruckte Chronik“, meinte Haas. In diesem Jahr beschränkte er sich auf einen kurzen Rückblick und die wichtigsten Daten in der 90jährigen Vereinsgeschichte.
Eine ganze Weile dauerte es noch, nachdem 1875 der erste Katholik nach Trossingen kam, bis am 25. Oktober 1929 die Kolpingsfamilie gegründet wurde. In dieser Zeit wurde in der Musikstadt 1903 die erste katholische Kirche eingeweiht und Trossingen, bis dahin Weigheim angegliedert, wurde 1924 eine eigenständige Pfarrei. Erster Trossinger Pfarrer war Erwin Fischer, der auch gleichzeitig Gründerpräses der Kolpingsfamilie war, die damals noch unter dem Namen „Katholischer Gesellenverein“agierte. „Es ist eigenartig, dass von damals nichts überliefert ist“, stellte Walter Haas fest. Ihr Gründungsdatum ist der Trossinger Gemeinschaft nur bekannt, weil im Jahr darauf, im November 1930, ein großes Stiftungsfest und Jahresfest im Jahr nach der Gründung im Lindensaal stattfand, über das sowohl die Tageszeitung als auch das kirchliche Mitteilungsblatt berichtete. „Wie eine große Familie“empfand die Zeitung den Gesellenverein.
Haas ging auch auf die Zeit nach Adolf Hitlers Machtübernahme 1933 ein: Die „Deutsche Arbeitsfront“, eine Gliederung der NSDAP, erzwang das Verbot des Trossinger Gesellenvereins trotz Versuchen des Pfarrers Johannes Abele, dies zu verhindern. Der Gesellenverein vernichtete rasch alle Unterlagen und Namenslisten des Vereins, damit sie den Nazis nicht in die Hände fallen konnten.
Auf Abeles Initiative erfolgte nach dem Krieg 1947 die Neugründung des Vereins als Kolpingsfamilie. „Damals fanden Heimabende in einem Zimmer im Pfarrhaus statt, dass unser jetziger Präses Pfarrer Schmollinger als Kolpingzimmer deklariert hat“, berichtete Haas.
In den folgenden Jahren ging es aufwärts mit der Kolpingsfamilie. Ab 1968 begannen die Mitglieder, die Ökumene in Trossingen voranzutreiben und fanden mit Pfarrer Ernst aus Spaichingen einen evangelischen Gesprächspartener für den Austausch. Der erste ökumenische Gottesdienst fand schließlich 1970 in der MartinLutherKirche statt.
Und es ging weiter aufwärts. „Mit aktuell 124 Mitgliedern haben wir den höchsten Stand in der Vereinsgeschichte“, bermerkte Walter Haas.
In den Jahren seit ihrer Gründung hat die Trossinger Kolpingsfamilie auch insgesamt 54 000 Euro an soziale Einrichtungen gespendet, wie Erwin Amann vortrug. 30 000 Euro davon kamen Trossinger Projekten zugute, wie dem neuen katholischen Gemeindehaus (9100 Euro), dem Kindergarten St. Josef (3900 Euro), der Kirchenrenovierung St. Theresia (3000 Euro) oder der Tafel, dem Sozialwerk und dem Lebenshaus. Außerhalb Trossingens unterstützte die Kolpingsfamilie beispielsweise die Ugandahilfe der Kirchengemeinde mit 7600 Euro zwischen 2010 und 2019.