Ein Gummiband als Nackentrainer
Wie sich Mick Schumacher für seinen Traum von der Formel 1 fithält
GLAND (dpa) - Mick Schumacher verzieht leicht das Gesicht. Er trainiert. Den Nacken. Einen der neuralgischen Punkte eines Rennfahrers. Die Fliehkräfte zerren am Kopf. Von vorne, von hinten, von der Seite. Genau dafür kräftigt der 21-Jährige die Muskulatur, mit einem Gummiband und einem Baum. Homeoffice Natur statt Hightech. Mick Schumacher will fit sein, wenn auch die Formel 2 ihre Zwangspause mal beendet. Er macht das Beste aus dem MotorenStillstand. „Normalerweise bin ich ja viel unterwegs, da kann man kaum konstant trainieren“, sagt er. „Aber wenn man zu Hause bleiben muss, kann man jeden Tag sein Programm durchziehen.“Ein strikter Ernährungsplan gehört auch dazu.
Die Coronavirus-Pandemie hat aber auch die höchste NachwuchsRennserie lahmgelegt. Anfang März testeten Mick Schumacher und seine Rivalen in Bahrain, das war’s bisher. Die Autos kamen erst jüngst zurück aus dem Nahen Osten. Wann sie wieder zum Einsatz kommen, hängt maßgeblich von der Formel 1 ab. Die Serie, in die es Mick Schumacher letztlich schaffen will. Die gute Nachricht für die Motorsport-Königsklasse und damit auch für die Formel 2 kam dann bereits am Samstag. Das zuständige österreichische Gesundheitsministerium bestätigte, dass das Gesundheitskonzept der Veranstalter für die geplanten Rennen am 5. und 12. Juli in Spielberg die aktuellen Anforderungen erfülle (siehe oben).
Mick Schumachers Prema-Team wird sich mit Autos auf den Weg in die Steiermark machen. Auch nach Budapest, wo es nach dem Doppelauftakt weitergehen könnte, dürfte
Prema fahren. Doch spätestens danach beginnen die nächsten Ungewissheiten und möglichen Unwägbarkeiten: Es könnte nach Silverstone in England gehen. Die wenigen Formel-1-Teams wie Ferrari, die außerhalb Großbritanniens ihren Sitz haben, dürften auf Charterflüge zurückgreifen. Formel-2-Teams müssen aber noch mehr aufs Geld schauen. Und: „Wir würden das Flugzeug gar nicht vollkriegen“, meinte eine Prema-Sprecherin. Während bei den Formel-1-Teams die Zahl der Mitreisenden auf 80 limitiert wird, kommt Prema beispielsweise generell mit nur 14 aus – darunter sind zwar nicht die Fahrer, aber die Teambosse.
Mick Schumacher wollte sich in diesem Jahr beweisen in der Formel 2. Nach seinem Europameistertitel in der Formel 3, als er acht der letzten 15 Saisonrennen gewonnen hatte, war er zur Saison 2019 aufgestiegen. Als Neuling in der zweithöchsten Formel-Serie hatte er einen Sieg in Budapest gefeiert.
Der „Mann mit dem berühmtesten Namen im Motorsport“, wie die Formel 2 über den Sohn von Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher schreibt, will in diesem Jahr eigentlich den nächsten Schritt machen. Letztlich will er ja mal dort landen, wo sein Vater, der sich von seinem Schädel-Hirn-Trauma durch einen Sturz beim Skifahren Ende 2013 weiter in der Schweizer Wahlheimat am Genfer See von der Öffentlichkeit abgeschirmt erholt, sieben WM-Titel holte. Auch dank eines starken Nackens.