Der gesamte Werkzeugkasten
Noch verblüffender als die Größe des Konjunkturpakets dürfte die allgemeine Zustimmung für das Vorhaben sein. FDP, Linke, Grüne und die AfD fanden lobende Worte für das Mammutvorhaben. Manch einer sah gleich mehrere Kernforderungen erfüllt, die seit Jahren zum routinierten Lamento gehören. Das wummsige Konjunkturrohr – von einer Spritze kann angesichts der schieren Größe keine Rede mehr sein – macht alle seltsam kritiklos.
Das liegt natürlich und vor allem daran, dass SPD und Union so ziemlich alles an Ideen zusammengekratzt haben, was auf dem Markt verfügbar war. Die schiere Masse aus angebots- und nachfrageorientierten Ansätzen macht es möglich, dass jeder etwas findet, womit er oder sie gut leben kann. Auf welcher Seite des ideologischen Grabens der Ökonomie man steht, spielt keine Rolle.
Wer nur einen Hammer in seinem Instrumentenkasten hat, erkennt in den meisten Problemen einen Nagel. Wer nur einen Schraubenzieher hat, sieht überall Schrauben. In diesem sehr speziellen Augenblick in der Geschichte der Welt braucht man aber den gesamten Werkzeugkasten. Eben weil Deutschland und beinahe alle Volkswirtschaften der Welt nicht durch Misswirtschaft und Schlendrian in Not geraten sind, sondern durch einen Schock, für den keiner verantwortlich ist oder zumindest niemand haftbar gemacht werden kann.
Auch der routinemäßig erhobene Einwand, dass der Steuerzahler ja am Ende für die 130 Milliarden Euro einstehen müsse, verfehlt seine Wirkung. Ja, wer denn sonst? Die Alten und nicht mehr ganz so Jungen sollten sich beteiligen, weil nur gutes Wachstum die sozialen Sicherungssysteme robust und solvent hält, und die Jungen sollten einsehen, dass sie nur eine Chance auf eine bessere Zukunft haben, wenn sich der CoronaSchock nicht über Jahre hinzieht.
Um ihrem Plan zum Erfolg zu verhelfen, muss die Regierung allerdings eines beherzigen: Sie muss nun auch daran festhalten. Dass manch einer schon jetzt, noch bevor ein Gesetzentwurf geschrieben ist, zum Beispiel davon redet, die Mehrwertsteuersenkung noch mal zu verlängern, lässt Schlimmes befürchten.