Grundschüler sollen wie vor Corona zur Schule gehen
Wegen fehlender Lehrer soll es für die Kinder eine Mischung aus Unterricht, Lernbegleitung und Betreuung geben
STUTTGART - Ende Juni sollen die Grundschulen im Land wieder in den Regelbetrieb wechseln. Das hatte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) angekündigt. Seit Freitagabend gibt es erste Hinweise, wie dies passieren soll. Nach Informationen der „Schwäbischen Zeitung“sollen die Grundschüler täglich wieder genauso lange zur Schule gehen können wie vor der Corona-Krise. Welchen Anteil der Unterricht in dieser Zeit einnehmen wird, wird wohl je nach Schule unterschiedlich sein.
Über Stunden haben sich am Freitag Lehrerverbände, Eltern- und Schülervertreter sowie Kommunalverbände als Schulträger mit dem Ministerium ausgetauscht. Konstruktiv seien die Gespräche verlaufen, so die Teilnehmer. Das Ministerium habe auch den allgemeinen Wunsch nach mehr Kommunikation aufgenommen.
Die Ergebnisse stehen unter Vorbehalt, beschlossen ist noch nichts. Angedacht ist ein Wechsel in den Regelbetrieb
an den Grundschulen zum 29. Juni – auch dieser Termin ist noch nicht fix. Nach den Pfingstferien werden die Grundschüler wie geplant zunächst tage- oder wochenweise vor Ort unterrichtet werden. Wenn das Konzept zur völligen Öffnung steht, sollen die Schulen genug Zeit haben, diese vorzubereiten.
Der Schultag wird den Plänen nach aus Unterricht, Lernbegleitung und Betreuung bestehen. Wie stark ausgeprägt der jeweilige Teil an der einzelnen Schule ist, wird wohl von den Gegebenheiten vor Ort abhängen – etwa davon, wie viele Lehrer ausfallen, weil sie einer Risikogruppe angehören. Landesweit sind dies laut Kultusministerium 20 Prozent der Lehrer. So möglich, sollen von der Kommune beauftragte Betreuer in der Schule die Zeiten auffangen, in denen kein regulärer Unterricht stattfindet. Notbetreuung soll es dann nicht mehr geben, wohl aber die regulären Betreuungsangebote.
Einige Fragen bleiben offen. So steht etwa noch nicht fest, ob und wie Lehrer getestet werden sollen. Auf die Möglichkeit dazu pocht die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Doro Moritz. Unabhängig davon sagt sie: „Die Öffnung der Schulen unter den besprochenen Konditionen und Informationen halte ich für vertretbar.“
Norbert Brugger vom Städtetag fordert flexible Lösungen. „Wir müssen die schulische Selbstverwaltung zulassen.“Dazu gehöre auch, manche Regeln bis Schuljahresende auszusetzen – etwa die, dass während Unterrichtszeiten keine Betreuung stattfinden solle und während Betreuungszeiten kein Unterricht.
Der oberste Elternvertreter im Land, Carsten Rees, verweist auf den Plan, dass die Schüler in ihren Klassenverbünden bleiben sollen mit fest zugeteilten Lehrern. „Streng getrennte Kohorten wird man aber nicht erreichen“, sagt er. Schülerbeiratschef Leandro Cerqueira Karst mahnt, auch Konzepte für jene Kinder zu entwickeln, die wegen einer Vorerkrankung nicht zurück zur Schule können oder wollen.
Hintergrund der Rückkehr zum Regelbetrieb an den Grundschulen ist eine Studie der Uniklliniken im Land zur Infektiosität von Kindern bis zehn Jahren. Dass Kinder demnach bei der Verbreitung des Virus eine untergeordnete Rolle spielen, nennt Ministerin Eisenmann als Grundlage ihres Plans, Grundschulen und Kitas Ende Juni wieder komplett zu öffnen – dann auch ohne Abstandsregelungen für die Kinder.