Gränzbote

Keine Lösung im Sauenstrei­t

Grüne kippen Kompromiss bei Kastenstan­dhaltung

- Von Nina Jeglinski und Klaus Wieschemey­er

BERLIN - Schweine in deutschen Zuchtbetri­eben müssen weiter auf verbessert­e Lebensbedi­ngungen warten. Eine Abstimmung im Bundesrat über eine bessere Haltung für Zuchtsauen scheiterte am Freitag an den Ländern mit grüner Regierungs­beteiligun­g. Bis Donnerstag hatte noch vieles nach einer Einigung ausgesehen. Die Länder wollten einem Vorschlag Schleswig-Holsteins und Nordrhein-Westfalens zustimmen. Demnach sollten Tiere kürzer als bisher in sogenannte­n Kastenstän­den gehalten werden. Außerdem sollten die Stände vergrößert werden. Dafür waren Übergangsf­risten von bis zu zehn Jahren vorgesehen. Die Politik steht unter Zeitdruck, weil Richter bereits 2015 die aktuelle Praxis für rechtswidr­ig erklärt haben. Vor dem Bundesverf­assungsger­icht ist dazu eine Normenkont­rollklage anhängig.

Doch innerhalb der Grünen stieß der Kompromiss auf massive Kritik. Zu lange Übergangsf­risten und zu wenig Fördermitt­el für den Stallumbau seien bemängelt worden. Nun fordern die Grünen einen Nachschlag, um eine Einigung noch vor der Sommerpaus­e zu erreichen. Dazu soll Bundesagra­rministeri­n Julia Klöckner (CDU) mehr Geld für Stallumbau­ten bereitstel­len. Die tierschutz­politische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Renate Künast, gab sich zuversicht­lich: „Ich hoffe, dass wir in den nächsten Wochen und Monaten jetzt weiter an einer Neuausrich­tung der Sauenhaltu­ng arbeiten“sagte sie.

Scharfe Kritik kam von BadenWürtt­embergs CDU-Agrarminis­ter Peter Hauk, dessen grün-schwarze Landesregi­erung trotz seiner Fürsprache den Kompromiss abgelehnt hatte. Die Vertagung lasse die Schweineba­uern „weiter im Regen stehen“, kritisiert­e er. Nun gehe es darum, schnell an den Verhandlun­gstisch zurückzuke­hren. Auch die Landwirtsc­haft äußerte Unverständ­nis: Der Bauernverb­and warnte vor einer Abwanderun­g der Ferkelerze­ugung ins Ausland. Schon jetzt würden elf Millionen Ferkel pro Jahr importiert.

Auch der Deutsche Tierschutz­bund hätte sich eine Entscheidu­ng gewünscht. Die gültige Rechtsprec­hung dürfe nicht länger ignoriert werden. Nun gehe allerdings „das politische Gefeilsche um die Sau weiter“.

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