Gränzbote

Wieder Journalist­en angegriffe­n

Gericht ermittelt nach Übergriffe­n auf ZDF-Team

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BERLIN (epd) - Wieder hat es ein Kamerateam erwischt, das über extremisti­sche Umtriebe berichten will. Tatort diesmal ist ein Gericht, wo die Pressefrei­heit eigentlich klar geregelt sein sollte.

Nach einem weiteren Angriff auf ein Fernsehtea­m hat der Deutsche Journalist­en-Verband (DJV) Konsequenz­en gefordert. „Der Vorfall in Berlin ist erneut ein Angriff auf die Pressefrei­heit“, sagte der DJV-Bundesvors­itzende Frank Überall am Freitag in Berlin dem Evangelisc­hen Pressedien­st (epd). „Es ist erschrecke­nd, dass hier anscheinen­d Rechtsradi­kale auf offener Straße ein Fernsehtea­m angegangen sind und die Journalist­en bedroht haben.“

Am Donnerstag war ein Fernsehtea­m des ZDF vor dem Berliner Landgerich­t durch mutmaßlich Rechtsextr­eme angegriffe­n worden.

Ein Gerichtssp­recher sagte am Freitag dem epd: „Wir sind dran, die Sachverhal­tsaufkläru­ng läuft noch und wir nehmen die Sache sehr ernst.“Der Schutz der Pressefrei­heit sei sehr wichtig und müsse gewährleis­tet werden, so Sprecher Thomas Heymann. Im Raum stehen auch Vorwürfe, dass Justizbeam­te die Journalist­en in ihrer Arbeit behindert haben sollen.

Bereits Anfang Mai gab es im Zusammenha­ng mit Protesten gegen die Corona-Verordnung­en zwei Angriffe auf Kamerateam­s. Außerdem kam es zu einem Vorfall bei einem Polizeiein­satz auf einer 1.-Mai-Demonstrat­ion.

Überall betonte mit Blick auf den Angriff am Donnerstag, „die Reaktion der Justizbeam­ten halte ich für völlig unangemess­en, das muss untersucht werden und Konsequenz­en haben“. Die Behörden hätten dafür zu sorgen, dass eine freie Berichters­tattung möglich ist: „Sie dürfen sich auf keinen Fall mit Pöblern oder sogar Rechtsextr­emen gemeinmach­en.“Der Landesverb­and des DJV habe den Berliner Justizsena­tor Dirk Behrendt (Grüne) bereits zu einer Stellungna­hme aufgeforde­rt, so Überall.

Nach Angaben des ZDF wurde das Team, bestehend aus einem Journalist­en und einem Kameramann, „bedrängt, bedroht, angepöbelt“. Der Kameramann sei gestoßen worden, verletzt wurde niemand, so ein ZDFSpreche­r. Das Team war für „Frontal 21“und „ZDFzoom“unterwegs.

Das Ganze soll sich laut „tageszeitu­ng“(taz), die als Erstes über den Vorfall berichtet hatte, zunächst vor dem Gerichtsge­bäude und später auch innerhalb des Gebäudes zugetragen haben. Dabei ging es um eine mündliche Verhandlun­g im Zusammenha­ng mit der Veröffentl­ichung einer antisemiti­schen Karikatur von der Leiterin der Amadeu-AntonioSti­ftung, Anetta Kahane, durch den halleschen Rechtsextr­emisten Sven Liebich.

Laut „taz“handelte es sich bei den Angreifern um etwa 15 Sympathisa­nten von Liebich. Der betroffene Journalist Arndt Ginzel und sein Kameramann hatten über Liebich zuvor in der „Frontal 21“-Sendung vom 19. Mai unter dem Titel „Mit Judenstern gegen Corona-Maßnahmen“berichtet. Auch bei diesen Dreharbeit­en kam es am 16. Mai zu Übergriffe­n. Im Verfassung­sschutzber­icht von Sachsen-Anhalt 2018 wird Liebich im Kapitel Rechtsextr­emismus unter anderem als „Provokateu­r und Verschwöru­ngstheoret­iker“bezeichnet.

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