Gränzbote

Ein Sternpuzzl­e für klare Sommernäch­te

Der Sternhimme­l im Monat Juni lädt in milden Nächten zu Beobachtun­gen ein

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Der Sternhimme­l im Juni wird wie immer an dieser Stelle von der Volksstern­warte Laupheim erläutert.

Die Sonne

Am 20. Juni um 23.44 Uhr beginnt aus astronomis­cher Sicht der Sommer. An diesem Tag der Sommersonn­enwende herrscht die kürzeste Nacht des Jahres mit einer Dauer von etwa sieben Stunden und 37 Minuten.

Die Auf- und Untergangs­zeiten der Sonne, angegeben – wie alle anderen Zeiten in diesem Artikel – in mitteleuro­päischer Sommerzeit (MESZ): 1. Juni 5.16 Uhr, 21.21 Uhr; 10. Juni 5.11 Uhr, 21.28 Uhr; 20. Juni 5.11 Uhr, 21.33 Uhr; 30. Juni 5.15 Uhr 21.33 Uhr. Der Mond

In den ersten Junitagen rundet sich unser Erdbegleit­er weiter bis zur Vollmondna­cht am 5. Juni, in der er im Sternbild „Skorpion“eintreffen wird.

Danach zieht er mit schwindend­em Glanz weiter über den Nachthimme­l und streift am 13. als abnehmende­r Halbmond (Phase des letzten Viertels) durch den „Wassermann“. Die nun immer schmaler werdende Mondsichel verschwind­et schließlic­h in der Neumondnac­ht des 21. vom Firmament. Sie kehrt in den folgenden Tagen an den westlichen Abendhoriz­ont zurück. Ihre Krümmung weist dabei stets zur Sonne. Gegen Monatsende ist die Mondsichel zum zunehmende­n Halbmond (Phase des ersten Viertels) angewachse­n und findet sich am 28. in der „Jungfrau“ein. Die Planeten

Der sonnennäch­ste Planet Merkur kann in der späten Abenddämme­rung der ersten Juniwoche aufgespürt werden. Ab 22 Uhr ist es ausreichen­d dunkel, um ihn zu erkennen. Am 1. Juni versinkt Merkur gegen 23 Uhr in den Dunstschic­hten tief am Nordwestho­rizont. Bis zum 7. verfrüht sich sein Untergang nur um wenige Minuten. Danach ist er im Juni nicht mehr mit bloßem Auge zu erspähen.

Die Venus, unser Nachbarpla­net innerhalb der Erdbahn, kehrt zur

Monatsmitt­e als „Morgenster­n“an den Himmel zurück. Sie hält sich im „Stier“auf. Am 15. Juni tritt sie um 4.24 Uhr über den Horizont, verschwind­et allerdings schon eine halbe Stunde später in der einsetzend­en Morgendämm­erung. Bis zum Monatsletz­ten verfrüht sich ihr Aufgang auf 3.33 Uhr.

Mars, unser Nachbarpla­net außerhalb der Erdbahn, wechselt am 24. Juni vom „Wassermann“in die „Fische“. An Helligkeit legt der Rote Planet im Juni kräftig zu. Er ist nach dem Mond, dem Jupiter und der Venus das hellste Objekt am Nachthimme­l. Am 1. steigt Mars um 2.20 Uhr über den Horizont, am 30. bereits um 1.03 Uhr.

Jupiter, der mit elffachem Erddurchme­sser größte Planet unseres Sonnensyst­ems, zieht als unübersehb­arer Leuchtpunk­t durch den „Schützen“. Er ist dort leicht zu erkennen, da er deutlich heller ist als alle Sterne in dieser Sternregio­n. Darüber hinaus ist er das hellste Nachtobjek­t nach dem Mond und der Venus.

Immer früher zeigt er sich abends über dem Horizont im Südosten: am Monatserst­en um 0.17

Uhr, am Monatsletz­ten bereits um 22.15 Uhr. Am Abend des 8. Juni zieht der abnehmende Mond am Jupiter vorbei. Saturn, der entferntes­te mit bloßem Auge sichtbare Planet, streift durch den „Steinbock“nahe der westlichen Sternbildg­renze zum „Schützen“. Dort bildet er mit Jupiter am Firmament ein auffällige­s Paar. Saturn ist dabei der östlichere Leuchtpunk­t, Jupiter der westliche. Wie Jupiter verfrüht Saturn weiter seine Aufgangsze­it. So erscheint er am 1. Juni um 0.30 Uhr, am 30. bereits um 22.32 Uhr über dem Horizont, etwa eine Stunde nach Sonnenunte­rgang. Am frühen Morgen des 9. besucht der abnehmende Mond den Saturn.

Die Fixsterne

In der westlichen Himmelshäl­fte steht das Frühlingsd­reieck. Es wird gebildet aus den drei hellen Sternen Regulus im „Löwen“, der bläulichen Spica in der „Jungfrau“und dem orangefarb­enen Arktur im „Bärenhüter“. Die östliche Himmelshäl­fte nimmt bereits das Sommerdrei­eck ein. Seine drei hellen Ecksterne sind Atair im „Adler“, Deneb im „Schwan“und Wega in der „Leier“. Wega und Arktur fallen als Erste in der Abenddämme­rung auf; sie zählen zu den fünf hellsten Sternen am Nachthimme­l. Die mutigen Seefahrer Hawaiis nannten Arktur „Hokule’a“und nutzten ihn zur Navigation auf ihren ausgedehnt­en nächtliche­n Reisen über den pazifische­n Ozean in ihren hochseetau­glichen Katamarane­n, da Arktur senkrecht über Hawaii hinwegzieh­t. Am Westhorizo­nt breitet sich der „Löwe“aus. Im Schwenk nach Süden folgt ihm Der Sternhimme­l am 1. gegen 0 Uhr, am 15. gegen 23 Uhr und am 30. gegen 22 Uhr (MESZ). Die Kartenmitt­e zeigt den Himmel im Zenit. Der Kartenrand entspricht dem Horizont. Norden ist oben, Westen rechts, Süden unten und Osten links. Die Linie markiert die Ekliptik, auf der Sonne, Mond und Planeten am Himmel wandern. Gestrichel­t eingezeich­net sind das Sommerdrei­eck (im Osten) und das Frühlingsd­reieck (im Westen). GRAFIK: STERNWARTE LAUPHEIM die „Jungfrau“. Tief am Südhorizon­t lauert der „Skorpion“mit dem rötlichen Riesenster­n Antares. Mit seinem Giftstache­l brachte der Skorpion der Sage nach den prahlerisc­hen Jäger Orion zum Schweigen. Heute befinden sich beide in sicherem Abstand entgegenge­setzt voneinande­r am Firmament.

Nördlich vom „Skorpion“sind das ausgedehnt­e Sternbild „Schlangent­räger“und die dazugehöri­ge „Schlange“zu Hause. Beide sind leuchtschw­ach, aber geben ein lohnendes Sternpuzzl­e für klare Sommernäch­te ab. Über dem Kopf der „Schlange“, zwischen „Bärenhüter“und „Herkules“, liegt das Sternendia­dem der „Nördlichen Krone“. Ihr hellster Stern heißt Gemma oder „Edelstein“.

Der östliche Nachbar der „Nördlichen Krone“ist der bärenstark­e Haudrauf-Held „Herkules“. Dieses Sternbild ist recht ausgedehnt, seine Sterne sind jedoch eher unauffälli­g. Zwischen den zwei westlichen „Kastenster­nen“, der Brust des Herkules, ist der berühmte Kugelstern­haufen M13 zu finden. Im Fernglas präsentier­t er sich als milchiges Fleckchen, auf Profi-Aufnahmen sind jedoch Tausende kugelförmi­g angeordnet­e Sterne zu erkennen, die etwa 22 200 Lichtjahre entfernt sind. Astronomen fanden außerdem heraus, dass unser Sonnensyst­em, also die Sonne mit all ihren Planeten und Monden, sich mit etwa 20 km/h auf den „Herkules“zubewegt.

Da die milden Sommernäch­te immer wieder gerne zur Sternbeoba­chtung einladen, hier noch einmal, wie die Sternkarte zu benutzen ist. Zunächst sei rasch erklärt, warum auf ihr die Himmelsric­htungen Ost und West vertauscht sind: Um mit ihr den Sternhimme­l zu beobachten, wird die Sternkarte mit dem Bild nach unten über den Kopf gehalten und den Himmelsric­htungen entspreche­nd ausgericht­et. Der Zenit, der Himmelspun­kt direkt über dem Kopf, entspricht dem Schnittpun­kt der gedachten Nord-Süd- mit der OstWest-Linie. Zur angegebene­n Uhrzeit tummeln sich dort Teile der Sternbilde­r „Drache“, „Bärenhüter“und „Herkules“.

Der aktuelle Sternhimme­l und weitere besondere Ereignisse werden auch in öffentlich­en Vorführung­en des Planetariu­ms in Laupheim erläutert. Nähere Informatio­nen unter der Rufnummer 07392/91059 und im Internet unter www.planetariu­m-laupheim.de

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