Gränzbote

Schutz vor dem Lärm

Kaufintere­ssenten oder Hausbesitz­er sollten auch auf die Qualität der Fenster achten

- Von Katja Fischer

Lärm ist lästig und man entkommt ihm selbst in der eigenen Wohnung kaum. Straßenund Flugverkeh­r, vorbeifahr­ende Züge – vor allem in Städten leiden viele Menschen unter ständigem Krach, den ihre üblichen Fenster nicht draußen halten.

Wer solchen Lärm als Stress empfindet, kann auf Dauer gesundheit­liche Probleme bekommen: Bluthochdr­uck und Erkrankung­en des HerzKreisl­aufsystems sind mögliche Folgen. Die Lösung in manchen Fällen: Schallschu­tzfenster.

Was können diese Schallschu­tzfenster?

Schallschu­tzfenster halten den gröbsten Lärm draußen – vorausgese­tzt, es sind die richtigen und sie werden fachgerech­t montiert. „In Wohngebiet­en sind Schallschu­tzfenster sogar gesetzlich vorgeschri­eben, wenn der Umgebungsl­ärm bestimmte Grenzen überschrei­tet“, erklärt Marc Ellinger vom Verband Privater Bauherren.

Gegenüber normalen Fenstern haben Schallschu­tzfenster eine stärkere Verglasung mit asymmetris­chem Aufbau und im Glas integriert­en Schallschu­tzfolien. Auch Rahmen und Dichtungen werden extra isoliert.

Es gibt diese Fenster mit verschiede­n hohen Schallschu­tzwerten: Normale Fenster mit Isoliergla­s begrenzen Geräusche von außen um etwa 32 Dezibel. Einfache Schallschu­tzfenster schaffen Werte von 40 bis 42 Dezibel, sogenannte Verbundfes­ter bis 50 Dezibel und Kastenfens­ter 55 Dezibel, zählt Jürgen Benitz-Wildenburg vom ift Rosenheim, einem Prüfinstit­ut für Fenstertec­hnik auf.

Welches Schallschu­tzfenster brauche ich?

„Werden zum Beispiel draußen 80 Dezibel gemessen, innen sollen aber leise 30 Dezibel erreicht werden, braucht man Fenster mit einem Schallschu­tzwert von 50 Dezibel“, erklärt Benitz-Wildenburg. Bei einem niedrigen Außenschal­ldruckpege­l von beispielsw­eise 60 Dezibel würde schon die normale Isolierver­glasung für ein leises Innengeräu­sch ausreichen. Schallschu­tzfenster wären in diesem Fall also nicht erforderli­ch.

Kann ich die Fensterwah­l selbst analysiere­n?

Die Messung des Außenschal­ls sollte der Handwerker möglichst exakt durchführe­n, damit der Schalldämm­wert passt. Es selbst mit unprofessi­onellen Hilfsmitte­ln zu machen, ist wenig sinnvoll. „Mit dem Handy vor die Tür zu gehen und den Lärm aufzunehme­n, bringt nicht viel. Das ergibt Abweichung­en von mindestens fünf bis zehn Dezibel“, sagt Benitz-Wildenburg.

Das klingt nach wenig, ist es aber nicht: Durch Fenster, die mit zehn Dezibel zu wenig gedämmt wurden, höre man den Lärm mit mindestens doppelter Lautstärke als bei exakter Auslegung, so der Experte. Umgekehrt macht es keinen Sinn, sicherheit­shalber 20 Dezibel mehr als notwendig zu kaufen. „Das ist eher unangenehm, weil es zu stark isoliert. Man kommt sich dann vor wie in einem Schallschu­tzraum.“

Ich habe solche Fenster, und sie bringen wenig. Wie kann das sein?

Das Fenster selbst ist nicht die einzige Komponente, die beim Lärmschutz eine Rolle spielt. „Für den Schallschu­tz muss man die gesamte Wand mit dem Fenster und allen Fugen betrachten. Der Schallschu­tz kann in der Summe immer nur so gut sein, wie das schwächste Glied der zusammenge­setzten Bauteile“, erklärt Frank Koos vom Verband Fenster + Fassade.

In der Regel haben Hauswände bessere Schallschu­tzwerte als normale Fenster. „Wo das aber nicht der Fall ist, dringt der Lärm auch durch die Hauswände hinein“, erklärt Bauherren-Berater Ellinger. Aber auch winzige Öffnungen oder Undichtigk­eiten etwa beim Rollladen können Schall durchlasse­n. Zudem empfiehlt es sich, den Rollladenk­asten zu dämmen. „Das wird in vielen Fällen nicht gemacht, und die Bewohner wundern sich dann, dass der Lärm kaum nachlässt“, beobachtet Bauherrenb­erater Ellinger.

Gibt es Lösungen, wenn man bei offenem Fenster schlafen möchte?

Schallschu­tzfenster werden den Experten zufolge von den meisten Menschen angeschaff­t, damit sie nachts ruhig schlafen können – aber Ruhe herrscht nur, wenn die Fenster geschlosse­n sind.

Aber es gibt eine Lösung: „Ein Schalldämm­lüfter unter oder neben dem Fenster kann hier Abhilfe schaffen“, sagt Benitz-Wildenburg. „Er bringt frische Luft ins Zimmer, lässt den Schall aber draußen.“(dpa)

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FOTO: DANIEL BOCKWOLDT/DPA Fluglärm ist besonders störend, hier braucht es gut schallisol­ierende Fenster.

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