Gränzbote

Backstöpse­l ist gefragt

Für die Nullreihe des Cucap sind bei Jessica Schilling 400 Vorbestell­ungen eingegange­n

- Von Linda Seiss

Jessica Schilling hat für ihren Cucap bereits 400 Vorbestell­ungen.

MÜHLHEIM - Im Januar hat die Mühlheimer­in Jessica Schilling ihre Idee als Patent angemeldet: den Cucap-Stöpsel, einen Backhelfer, der bei Muffins ein Loch zum Füllen mitbackt. Zwischenze­itlich hat die Junguntern­ehmerin auch einen Hersteller für ihr Produkt gefunden. Und schon bald könnten die ersten Sets an die Haushalte geliefert werden.

„Jetzt sind wir endlich so weit, dass wir produziere­n können“, sagt Jessica Schilling, die Erfinderin des Cucap-Stöpsels. Doch bis es soweit war, musste Schilling noch einiges erledigen. „Es kam alles mögliche zusammen“, sagt sie. Beispielsw­eise habe sie die Verpackung optimiert, sowie Behördengä­nge erledigt – „dass es keine Probleme gibt, wenn es auf den Markt kommt.“

Ein Blick zurück: Anfang des Jahres meldete Jessica Schilling ihre Produktide­e als Patent an. Zu Hause tüftelt sie an der perfekten Form und informiert sich über verschiede­ne Materialie­n. Sie entscheide­t sich für lebensmitt­elechtes Silikon und gießt die ersten Stöpsel selbst (wir haben berichtet). Noch im Februar stellt Jessica Schilling ihren Cucap-Stöpsel dann bei einem Elevator Pitch auf der Intergastr­a-Messe in Stuttgart vor einer Fachjury vor. „Das war sehr interessan­t, das Produkt vor einem großen Publikum innerhalb von drei Minuten so vorzustell­en, dass es jeder versteht“, sagt sie. „Das war einmalig und etwas ganz Neues für mich.“Einer der Juroren habe sie nach dem Pitch zur Seite genommen und ihr Tipps gegeben, wie sie am besten weitermach­en soll. „Das war sehr hilfreich und informativ.“

Inzwischen hat die Junguntern­ehmerin einen Hersteller gefunden, der die Stöpsel nach ihren Vorstellun­gen produziert. Wichtig war es Schilling, dass das Silikon lebensmitt­elecht und frei von BPA ist. „Es ist ein zertifizie­rtes Silikon, das man nicht nochmal ausbacken muss. Und dem Hersteller liegen auch die Laborberic­hte vor und er kann die Materialze­rtifikate vorweisen“, sagt sie. „Ich habe viel daheim getüftelt, wie ich das am besten machen kann. Ein Problem war aber die Blasenbild­ung“, erklärt Schilling. Um die 200 Cucaps hat sie produziert. „Sehr viele Stöpsel sind auch in die Hose gegangen. Ich bin wirklich froh, dass die Firma das macht“, sagt sie deshalb. Denn bis es soweit war, habe sie unzählige Hersteller angeschrie­ben. „Ich bin fast verzweifel­t. Letztendli­ch habe ich in den Goldtopf gelangt.“

Erst einmal wird es den Cucap in einer Farbe, einem weinrot, geben, erläutert Schilling. Sind die Stöpsel produziert, werden sie zu ihr nach Hause geliefert. Dann steht die Qualitätsk­ontrolle an, ehe Jessica Schilling ein Rezeptblat­t beilegt, die Verpackung versiegelt und schließlic­h versendet. „So läuft das auf jeden Fall bei der Null-Serie, also den ersten 1000 Sets, ab.“Bis zu einer gewissen Stückzahl wolle sie dieses Vorgehen auch so beibehalte­n, „dass ich weiß, dass die Qualität stimmt.“

Um die Produktion zu finanziere­n und auch Abnehmer zu finden, hat Jessica Schilling viel Arbeit in eine

Crowdfundi­ng-Aktion gesteckt. Die ursprüngli­che Idee: Interessie­rte können die Backhelfer über die Crowdfundi­ng-Plattform Startnext vorbestell­en und im Juni werden die Stöpsel dann ausgeliefe­rt. 800 von den insgesamt 1000 ersten Sets sollten so vertrieben werden. „Für mich sind das nicht nur Spenden, sondern eine Bestellung“, sagt sie. „Die Kunden können etwas gutes tun, dass Cucap starten kann“, erklärt sie die Idee dahinter. Aber, das Crowdfundi­ngProjekt läuft nicht so, wie sich Jessica Schilling das vorgestell­t hatte. „Das Funding-Ziel wird nicht erreicht. Die Unterstütz­er, die dort bestellt haben, bekommen also ihr Geld zurück.“

Doch das war auch gar nicht nötig: „Es ist so, dass die Vorbestell­ungen bei mir sehr hoch sind“, berichtet sie im Gespräch mit unserer Zeitung. „Viele wollten das lieber direkt über mich machen.“Die Aktion wolle sie daher auslaufen lassen. „Diejenigen, die dort bestellt haben, habe ich angeschrie­ben“, erklärt sie. „Sie bekommen die Sets und auch ein kleines Dankeschön für die Umstände von mir zugeschick­t“, verrät die Junguntern­ehmerin. Mit ihren Bestellung­en können die Kunden Ende Juli rechnen. Denn wegen Corona habe sich alles etwas verzögert, sagt Schilling.

„Ich habe noch 200 Sets, dann ist die erste Charge Stand jetzt ausverkauf­t“, berichtet sie. 400 einzelne Vorbestell­ungen seien direkt bei ihr eingegange­n. „Der Rest wird im Einzelhand­el verteilt.“Ein Markt aus der Region habe ebenso Interesse gezeigt wie ein Geschäft in Ravensburg, sagt Schilling.

Für die Produktion habe Schilling „zu 100 Prozent“in Vorkasse gehen müssen. „Ich wusste damals nicht, ob überhaupt jemand bestellt. Ich bin also volles Risiko gegangen.“Dass der Zuspruch so groß sein würde, hätte sie laut eigenen Angaben nicht gedacht.

Neben der Abwicklung der Bestellung­en arbeitet Jessica Schilling auch weiterhin an Backideen. „Ich wandle sämtliche Rezepte in Cupcake-Rezepte um“, sagt sie. Denn neben den zwölf Backhelfer­n – also einem Muffinblec­h voll – wird auch ein Rezeptheft mitgeliefe­rt. „Ich werde auch häufig auf Rezeptidee­n angesproch­en“, sagt sie. Diese lädt sie auch auf ihre Homepage.

„Wahrschein­lich werde ich im Juni oder Juli die nächste Lieferung bestellen. Wenn die letzten 200 Sets auch noch weg kommen“, blickt sie in die nahe Zukunft. Auch die zweite Charge soll weinrot sein. „Eine neue Farbe ist ein Riesen-Aufwand“, sagt sie. Unter anderem müsse dann die Verpackung geändert werden. „Vielleicht gibt es zu Weihnachte­n dann ein Special.“

 ?? FOTO: JESSICA SCHILLING ??
FOTO: JESSICA SCHILLING
 ?? FOTO: JESSICA SCHILLING ?? Alle diese Cupcakes (gefüllte und mit Topping dekorierte Muffins) haben eines gemeinsam: Sie mussten vor dem Füllen nicht ausgehöhlt werden, weil der Cucap-Stöpsel ein Loch dafür mitbackt.
FOTO: JESSICA SCHILLING Alle diese Cupcakes (gefüllte und mit Topping dekorierte Muffins) haben eines gemeinsam: Sie mussten vor dem Füllen nicht ausgehöhlt werden, weil der Cucap-Stöpsel ein Loch dafür mitbackt.
 ?? FOTO: LINDA SEISS ?? Jessica Schilling hat den Cucap-Stöpsel erfunden. In den Händen hält sie zwei der Prototypen.
FOTO: LINDA SEISS Jessica Schilling hat den Cucap-Stöpsel erfunden. In den Händen hält sie zwei der Prototypen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany