Rassismus ist Alltag
Es ist einfach und verlockend, die Polizei für Rassismus verantwortlich zu machen. Die Bilder aus den USA sind eindeutig. Und auch hierzulande gibt es verstörende Fälle: Der 2018 von Polizisten abgeschickte Drohbrief des NSU 2.0 an eine Anwältin von Opfern der rechten NSU-Zelle. Der bis heute ungeklärte Tod von Oury Jalloh, der 2005 gefesselt in einer Polizeizelle verbrannte. Oder der Eintritt zweier baden-württembergischer Polizisten 2001 in den KuKlux-Klan, der dank schleppender Disziplinarverfahren nie ernste Konsequenzen hatte.
Ja, es gibt Rassismus in der Polizei. Denn diese sollte im besten Fall auch Spiegel der Gesellschaft sein, in der sie arbeitet. Und in der Gesellschaft ist Rassismus alltäglicher, als viele von uns wahrhaben wollen. Für Nicht-Weiße sind bewusste und unbewusste Diskriminierungen Alltag. Und dazu muss man nicht über den Atlantik oder nach Ostdeutschland schauen: Bei der Wohnungs- und Jobsuche haben Menschen mit deutsch klingenden Namen auch im Süden nach wie vor bessere Karten.
Einfach abstellen lässt sich das nicht. Denn Stereotype helfen den Menschen, die Welt schnell zu ordnen. Nur sollte man diese Unterteilung immer wieder infrage stellen, mit den anderen ins Gespräch kommen und sie als das sehen, was sie sind: Menschen. Auch und gerade die Polizei muss sich dem stellen, denn der Beruf mit seinen Belastungen erfordert Dinge, die Rassismus fördern können. Polizisten müssen sich auf ihre Kollegen verlassen können. Dies kann zu Korpsgeist führen, bei dem Fehlverhalten gedeckt wird. Zudem birgt der stete Umgang mit Menschen am Rand der Gesellschaft die Gefahr, ganze Gruppen aus Erfahrung über einen Kamm zu scheren.
Die Polizei muss sich als Teil der Gesellschaft verstehen können, um ihre Aufgabe demokratisch und vorurteilsarm zu erfüllen und sich immer wieder zu hinterfragen. Dazu müssen Gesellschaft und Politik die Polizei wertschätzen und unterstützen. Das ist weder einfach noch verlockend, sondern harte Arbeit. Aber die lohnt sich.