Demonstrantin
Als Nadia Asiamah am Samstag um kurz vor 14 Uhr in Stuttgart auf die Bühne der „Silent Demo“gegen Rassismus steigt, blicken ihr Tausende erwartungsvolle Gesichter entgegen. „In dem Moment war ich sehr stolz und sehr froh, dass Stuttgart so zusammenhält“, erzählt die Organisatorin der Kundgebung danach. Eine Demo hatte die 22-Jährige noch nie veranstaltet. Richtig emotional sei sie aber erst abends geworden, als sie in den Nachrichten sah, welche Wellen ihr Engagement geschlagen hatte: In mehr als 20 Städten in Deutschland folgten Zehntausende ihrem Vorbild und gingen bei „Silent Demos“auf die Straße. Aus ihrer Idee war eine bundesweite Bewegung geworden.
Anlass der Demonstrationen war der Tod des Afroamerikaners George Floyd. Das Video seines Todeskampfs habe sie sehr mitgenommen, erzählt Asiamah. „Ich habe mir vorgestellt: Das könnte mein Vater, das könnte mein Bruder sein. Für mich war es nicht genug, wenn man auf Social Media postet. Man muss mehr dafür tun“, sagt Asiamah. Denn „Rassismus ist auch in Deutschland aktiv“. Ihre Idee: eine „Silent Demo“gegen Rassismus.
Asiamah meldete 700 Teilnehmer an. Doch es strömten laut baden-württembergischen Innenministerium um die
10 000 in den Oberen Schlossgarten vor der Oper. Der große Zuspruch stellte die Organisatoren auch vor Probleme. Gerade vor der Bühne standen viele Teilnehmer eng an eng – trotz der Aufforderung Asiamahs, weiter auseinanderzugehen. Das sei schade gewesen, sagt die 22-Jährige. „Natürlich ist Corona immer noch da.“
Nach der Demo warfen Teilnehmer Steine auf ein besetztes Polizeifahrzeug. Außerdem bildeten sich spontan Protestzüge durch die Stadt. Die eigentliche Demo verlief aber ruhig. Nadia Asiamah sagt: „Die Mehrheit war artig und friedlich.“Das Organisationsteam habe die Protestzüge durch die Stadt mitbekommen, sich daran aber nicht beteiligt. „Die Polizei war auch sehr lieb, wir haben sehr gut kooperieren können.“(dpa)