Gränzbote

Demografie­beauftragt­er in der Kritik

Nach Floyd-Posting fordert die SPD den Rücktritt von Thaddäus Kunzmann

- Von Klaus Wieschemey­er

BERLIN - Die Reaktionen auf seinen Beitrag seien schon lebhaft gewesen, sagt Thaddäus Kunzmann am Montag, auch habe er viel Widerspruc­h bekommen. Das ist noch nett formuliert: Am Montag forderte die SPD im Land den Rücktritt des Nürtingers, der seit drei Jahren Demografie­beauftragt­er des Landes Baden-Württember­g ist.

Der CDU-Politiker hatte am Samstagabe­nd auf seinem privaten Facebook-Account etwas zum Tod des USAmerikan­ers George Floyd geschriebe­n, und gleich zu Beginn eingeräumt, dass das Folgende „politisch nicht korrekt“sei. Und dann kritisiert Kunzmann nach kurzem Hinweis, dass er den Tod Floyds „schlimm“finde, das Opfer: „Zur Wahrheit gehört auch, dass Floyd ein Gewaltverb­recher mit beträchtli­chen Vorstrafen­register

war. Niemand von uns wollte ihm in der Nacht begegnen“, schreibt er. „Wenn nun heute Tausende ,gegen Rassismus und Polizeigew­alt‘ auch in Deutschlan­d demonstrie­rt haben, dann geht mir das zu weit. Irgendwie will ich aus einem Gewaltverb­recher keine Ikone machen“, folgert Kunzmann. Er spielt damit auf die Vorstrafen des Getöteten an. Mit den Demos werde nun suggeriert, „dass Rassismus und Polizeigew­alt bei uns in Deutschlan­d alltäglich seien“, fügt Kunzmann hinzu. Dabei gebe es zwar Rassismus in Deutschlan­d, der erreiche jedoch nicht „die breite Bevölkerun­g“. Und dass Deutschlan­d ein Problem mit

Polizeigew­alt habe, „streite ich schlichtwe­g ab“.

SPD-Generalsek­retär Sascha Binder forderte den Rücktritt Kunzmanns. Der dürfe „unser weltoffene­s Land nicht mehr repräsenti­eren“, sagte Binder der dpa. „Er muss seinen Hut nehmen, am besten, bevor heute die Sonne untergeht!“, schob er nach. Ob Floyd Straftäter gewesen sei, spiele derzeit keine Rolle. „Kunzmann hat nicht verstanden, welche Zielrichtu­ng die Demos hatten – es ging nicht um Polizeigew­alt, sondern um Solidaritä­tsbekundun­gen“.

Das zuständige Sozialmini­sterium von Manfred Lucha (Grüne) distanzier­te sich am Montagaben­d von Kunzmann: Dessen Post „widerspric­ht der Antidiskri­minierungs­politik unseres Hauses“, twitterte das Ministeriu­m. Kunzmann sei allerdings unabhängig und „nicht weisungsge­bunden.

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FOTO: DPA Thaddäus Kunzmann

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