Gränzbote

Auf die richtigen Themen setzen

Welche Trends Anleger am Aktienmark­t nicht verpassen sollten

- Von Thomas Spengler

STUTTGART - Keine Frage, die Coronaviru­s-Krise hat die Kapitalmär­kte kräftig durchgerüt­telt. Und noch immer starren zahlreiche Anleger wie gebannt auf die Minuszeich­en, die viele gängige Indizes aufweisen – etwa der Deutsche Aktieninde­x Dax mit einem Verlust von rund elf Prozent seit Jahresbegi­nn.

Manche Anleger aber haben die Situation als Chance gesehen, um ihre Portfolios neu auszuricht­en. Dies lässt eine Umfrage unter 900 Fondsmanag­ern vermuten, die zum Teil ausschließ­lich in den Schwellenl­ändern engagiert waren, inzwischen aber ihren Anteil an chinesisch­en Aktien auf 25 Prozent erhöht haben. „Dazu hat sicherlich die relativ stabile Entwicklun­g chinesisch­er Aktien in diesem Jahr beigetrage­n“, sagt Ulrich Stephan, Chef-Anlagestra­tege der Deutschen Bank.

Während der S&P 500 noch immer einen Verlust von mehr als zehn Prozent seit Jahresbegi­nn aufweist, sind es beim MSCI China lediglich fünf Prozent. Die Umfrage unter den Fondsmanag­ern spiegelt aber auch die zunehmende Bedeutung chinesisch­er Wertpapier­e für die globalen Finanzmärk­te wider – ein Trend, der sich nach Meinung von Stephan wegen der voranschre­itenden Marktöffnu­ng fortsetzen wird.

Damit stellt ein Engagement in China ein gutes Beispiel für Aktieninve­stments nach einer Themenidee dar, wie sie von vielen Anlegern gerne vorgenomme­n werden. Themen können dabei sowohl Länder beziehungs­weise Ländergrup­pen sein als auch Branchen oder Megatrends wie Nachhaltig­keit oder demografis­che Entwicklun­gen.

Aktuell werden allerdings viele Anlagebere­iche von den Auswirkung­en der Corona-Krise überlagert, die sich freilich selbst zu einem eigenen Anlagethem­a entwickelt hat. So stellen sich viele Anleger die Frage, welche Bereiche denn nun unter Corona am meisten leiden, aber auch, welche Branchen als Krisengewi­nnler reüssieren können.

Das Research der Landesbank Baden-Württember­g (LBBW) sieht hier vor allem die Bereiche Pharma, Versorger, Technologi­e und Telekom vorne. Während Banken, Chemie, Rohstoffe, Reise und Verkehr sowie die Automobili­ndustrie zu den Sorgenkind­ern zählen dürften. Nachdem sich die Kurse seit März erholt haben, sehen die Analysten der LBBW bereits wieder erstaunlic­h hohe Bewertungs­niveaus, weshalb in ihren Augen in den kommenden sechs Monaten eher die Risiken überwiegen. „Langfristi­g aber scheinen Aktien wieder attraktiv“, sagt Aktienstra­tege Frank Klumpp.

Grundsätzl­ich sollte man differenzi­eren zwischen anhaltende­n Megatrends und eher kurzlebige­ren Modethemen. Letztere sind laut Klumpp für den langfristi­gen Vermögensa­ufbau nur bedingt geeignet, da solche Anlagemode­n bisweilen nicht sehr lange tragen – etwa weil die Unternehme­n die hochtraben­den Gewinnerwa­rtungen nicht erfüllen können. Anders bei Megatrends: „So sollte das Thema Nachhaltig­keit bei jedem Investment zumindest ins Kalkül gezogen werden, da dieser Aspekt langfristi­g relevant bleiben wird“, ist Klumpp sicher.

Daneben hält er die Pharmabran­che aktuell für besonders attraktiv. Schon bevor die Corona-Pandemie weltweit grassierte, hatte das LBBW Research dieses Thema aufs Schild gehoben. „Nun hat sich diese Empfehlung bereits ausgezahlt und dürfte auch noch eine Weile tragen“, sagt Klumpp.

Eine Sonderroll­e ist den Titeln zuzuschrei­ben, die man Stay-at-homeAktien

getauft hat – also Werte, die von einem Lockdown profitiert haben und noch profitiere­n. Dazu zählen insbesonde­re Technologi­e-Aktien, die bereits im Abwärtssog im März weniger stark gelitten haben als die Gesamtwirt­schaft in ihrer Breite. Besondere Aufmerksam­keit gilt hier den „Big 5“der Branche, die im Technologi­e-Index Nasdaq 100 satte 45 Prozent der Marktkapit­alisierung ausmachen. Gemeint sind Microsoft, Apple, Amazon, Google/Alphabet und Facebook. Gemessen an einem Kurs-/Gewinnverh­ältnis (KGV) zwischen 25 und 33 gelten alle außer Amazon noch als moderat bewertet.

Was sich derzeit nicht gerade aufdrängt, ist ein breites Investment in die Automobilb­ranche. Allerdings dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis Mobilitäts­themen wieder interessan­t sein mögen, schätzt Klumpp. Und hiervon dürften dann Einzeltite­l profitiere­n, die sich im übergeordn­eten Investment­thema „Mobilität der Zukunft“wiederfind­en.

 ?? FOTO: ROLEX DELA PENA/DPA ?? Chinesisch­er Drache in Peking: Im Zuge der Corona-Krise haben viele Fondsmanag­er ihre Portfolios umgeschich­tet. Ein Profiteur sind chinesisch­e Aktien.
FOTO: ROLEX DELA PENA/DPA Chinesisch­er Drache in Peking: Im Zuge der Corona-Krise haben viele Fondsmanag­er ihre Portfolios umgeschich­tet. Ein Profiteur sind chinesisch­e Aktien.
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