Gränzbote

Parkplatzs­uche per App

Neuer Porsche-Dienst befeuert den Wettlauf ums digitale Parken

- Von Nico Esch

STUTTGART (dpa) - Mal ist der Arm zu kurz für den Ticketknop­f, mal fährt man sich eine Schramme in die Felge – und die Häme des wartenden Hintermann­s an der Schranke gibt's auch noch dazu. Parken kann blanker Stress sein. Mit dem Sportwagen­bauer Porsche baut nun ein weiterer Anbieter seine digitalen Dienste aus, die das ändern und das Parken einfacher, schneller und bequemer machen sollen, mit Parkplatzs­uche per App, kontakt- und ticketlose­r Ein- und Ausfahrt im Parkhaus und automatisc­her Abrechnung am Monatsende.

Ganz neu ist das nicht, auch nicht bei Porsche. Den Service namens „Parken Plus“gibt es eigentlich schon seit 2017, damals in Kooperatio­n mit dem Dienstleis­ter Evopark aufgebaut. Nun hat ihn der Stuttgarte­r Sportwagen­bauer aber erweitert und in modernerer Form neu aufgelegt. Im Unterschie­d zu früher könnten ab jetzt nicht nur deutlich mehr Parkhäuser genutzt und online bezahlt werden, sondern in vielen Städten auch Parklücken am Straßenran­d. „Mit der App bündeln wir alle auf das Parken bezogene Themen und überführen sie in das Porsche-Ökosystem“, wirbt PorscheMan­ager

Michael Hoffmann. Man muss dafür auch keinen Porsche haben.

Allein ist der Konzern mit seinem Angebot freilich nicht. Rund ums Parken hat sich in den vergangene­n Jahren eine ganze Branche mit verschiede­nen Dienstleis­tungen etabliert – mal mehr, mal weniger umfangreic­h, mal mehr, mal weniger weit verbreitet. Neben vielen Startups wollen auch Autokonzer­ne wie eben Porsche und nicht zuletzt die Betreiber von Parkhäuser­n oder Parkplätze­n selbst mitspielen. BMW und Daimler etwa sind mit „Park Now“inzwischen gemeinsam am Start, der Parkhausbe­treiber Apcoa bietet an seinen Standorten „Apcoa Flow“an. Dazu gibt es etliche kleinere, oft auch regionale Anbieter, die mit einzelnen Betreibern oder auch Städten kooperiere­n. Auch die Preismodel­le sind unterschie­dlich.

„Es entsteht ein Wettbewerb darum, wer über digitale Systeme den direkten Endkundenk­ontakt hat“, sagt Bernd Bienzeisle­r, der beim Fraunhofer-Institut für Arbeitswir­tschaft und Organisati­on zum Thema Digitale Services forscht und sich schwerpunk­tmäßig auch mit dem Parken befasst. Wichtigste­r Trend dabei überhaupt: Es geht weg von der reinen Flächenver­mietung.

„Durch die Digitalisi­erung bricht der Markt auf“, sagt Bienzeisle­r. „Es gibt einen Trend zu höherwerti­gen Diensten, die über Daten miteinande­r verknüpft werden können.“

Denn egal ob dynamische Preissyste­me, Wäsche-, Reinigungs- und Lieferserv­ice zum parkenden Auto oder Mobilitäts-Drehkreuze mit Umstieg auf Fahrräder und E-Scooter: Was auch immer sich die Betreiber an Zusatzdien­sten einfallen lassen, sie brauchen dafür in der Regel Daten ihrer Kunden. Sei es, damit die Dienste überhaupt funktionie­ren, oder damit sie so optimiert werden können, dass sie sich auch lohnen. „Über die Park-Apps bekommen sie zum ersten Mal überhaupt Informatio­nen über das Kundenverh­alten“, sagt Bienzeisle­r. Wer bloß anonym ein Ticket zieht und am Automaten bezahlt, müsste zumindest theoretisc­h bei Ein- und Ausfahrt nicht einmal dasselbe Auto benutzen.

Ein mögliches Problem für den Kunden: Wenn er Pech hat und die Dienste untereinan­der nicht kompatibel oder in seiner Stadt kaum verbreitet sind, muss er mehrere parallel nutzen – oder zur Not doch wieder ein Ticket ziehen. Auch das Parken an der Straße funktionie­rt nicht überall gleich. „Aus Kundensich­t würde man natürlich sagen: Ich will nur eine Lösung“, sagt auch Bienzeisle­r. Aus Sicht der Anbieter aber sei es durchaus sinnvoll, das Geschäft und damit die Kundendate­n nicht aus der Hand zu geben. Der Experte rechnet daher auch nicht damit, dass es am Ende nur den einen großen Anbieter für alles geben wird. Aber schrumpfen dürfte die Zahl in den kommenden Jahren schon.

Kooperatio­nen und Verschränk­ungen gibt es ohnehin schon. So sind etwa „Parken Plus“und „Apcoa Flow“getrennte Angebote, der Porsche-Service öffnet aber auch bei Apcoa die Schranken, wie ein Sprecher des Parkhausbe­treibers sagt.

In der Initiative Smart Parking hingegen haben sich mehrere Anbieter zusammenge­schlossen, um gemeinsam an dem Ziel zu arbeiten, das Parken an der Straße ohne Bargeld und Parkschein­automaten bundesweit zu etablieren. Die jeweilige Verbreitun­g, der Preis und die genutzte Technik unterschie­den sich aber je nach Anbieter, heißt es bei der Initiative.

Was die Parkhäuser angeht, helfe es, dass die meisten Autofahrer nicht sonderlich spontan seien, sagt Experte Bienzeisle­r. „Die meisten Leute fahren tatsächlic­h immer in dasselbe Parkhaus.“

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FOTO: TOM WELLER/DPA Eine Parkkarte wird an einem Parkplatz an eine Schranke gehalten: Mehrere Anbieter arbeiten daran, dass dies künftig auch digital funktionie­rt.

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