Süßholz raspeln schützt gegen Viren
Die Wurzel enthält rund 100 Wirkstoffe – Arzneipflanze des Jahres 2012
SPAICHINGEN (pm) - Viele kennen es nur als den Grundstock für Lakritze. Aber wie der Spaichinger Heilpraktiker Helmuth Gruner in seiner Serie „Heilsame Natur“erläutert, ist Süßholz (Glycyrrhiza glabra) auch eine in der Forschung viel beachtete Heilpflanze.
Als ich im Frühjahr 2012 einen Artikel über Süßholz veröffentlichte, wohl wissend dass es sich um ein starkes Mittel gegen Viren handelt, das seit Jahrzehnten stark erforscht wird, konnte ich noch nicht ahnen, dass dieser Beitrag in 2020 wegen der Wirkung von Süßholz gegen Viren aktueller denn je ist. Durch meine Arbeit als Dozent an der Guanqxi Universität in China war mir wohl bekannt, dass die Wurzel des Süßholz zu den zehn wichtigsten Heilpflanzen in der TCM (traditionelle chinesische Medizin) zählt. Corona hat in der Forschung allgemein, und bei unseren chinesischen Freunden bewirkt, dass man die zirka 100 Wirkstoffe in der Süßholzwurzel genauer untersucht und die wissenschaftliche Forschung intensiviert. Tests und Untersuchungen laufen auf Hochtouren, um endlich ein wirksames Mittel gegen Viren zu finden. Gegen Bakterien haben wir ja vorläufig noch, jedoch als Auslaufmodell, die Antibiotika.
Süßholz wurde bei uns von Pflanzenexperten zur Arzneipflanze des Jahres 2012 gekürt.
Die klassische Anwendung von Süßholz ist schnell erklärt: Es lindert Entzündungen im ganzen Körper, vor allem in der Lunge, bei Katarrhen, im Magen bei einem Geschwür sowie bei Darmgeschwüren.
Süßholz entfaltet seine Kräfte vor allem dann, wenn der Körper ein wenig geschwächt ist, wenn man sich in einer Umbruchphase, in der Menopause, in der Rekonvaleszenz oder psychisch unter Druck fühlt. Ausnahmesituationen, in denen man Süßholz meiden soll, sind eine
Schwangerschaft, Bluthochdruck, Diabetes, Lebererkrankungen und gleichzeitige Einnahme von Hormonen.
Studien des US-Forscher Jeffrey J. Cohen haben ergeben, dass Süßholzzucker die Tarnung von Viren beseitigen und damit das Selbstmordprogramm der befallenen Zelle auslösen kann. Auch eine Wirksamkeit gegen Hepatitis C ist nachgewiesen worden. Ebenso wurde die Wirkung auf HI-Virus getestet.
Frankfurter Mediziner kamen zu der Erkenntnis, dass Süßholz ein probates Mittel gegen die Lungenkrankheit SARS anzusehen ist – dies meldete die Deutsche Presseagentur bereits am 12. Juni 2003. Der Wirkstoff Glycyrrhizin, der sich auch bei HI-Infektionen und der chronischen Leberentzündung Hepatitis C als wirksam erwiesen habe, hemmte im Labor das Wachstum von SARS-Viren deutlich stärker als das gegen die Lungenkrankheit eingesetzte Ribavirin.
Die Forschergruppe um Jindrich Cinatl vom Institut für Medizinische Virologie der Universität Frankfurt/ Main schlug im britischen Fachmagazin „The Lancet“vor, die SüßholzChemikalie Glycyrrhizin als Mittel für SARS-Patienten zu erwägen.
Weitere Laborergebnisse fasst Dr. Jutta Hübner, Chefärztin der Abteilung Onkologie der HabichtswaldKlinik Kassel, in ihrem Buch „Komplementäre Onkologie“zusammen: Wirksubstanzen von Glycyrrhiza labra hemmen die Wucherung von Tumorzellen und führen zum programmierten Zelltod. Die Wirkung Zytotoxischer T-Lymphozyten wird verstärkt. Glycyrrhizin hat einen Synergieeffekt mit Interleukin-2, wodurch verhindert wird, dass verschiedene Karzinome Metastasen in der Lunge bilden.
Süßholz ist für uns im Frühjahr deshalb so wichtig, weil wir hier eine wirkungsvolle Waffe gegen Viren haben. Gegen Bakterien verwenden die Schulmediziner Antibiotika. Wie Sie aber durch Presse, Rundfunk und Fernsehen wissen, wird zu viel Antibiotika verordnet, und hilft schon gar nicht gegen Viren. Die klassische Grippe besteht aus einer Virusinfektion und ist kein bakterieller Infekt, der leichter und folgenloser zu behandeln ist. Nur in der Pflanzenheilkunde haben wir einige Mittel, die antiviral wirken. Dazu gehören zum Beispiel Süßholzwurzel und auch unsere Melisse.
In den Mittelmeer-Ländern wächst diese Pflanze üppig und wild, bei uns wird sie in geschützten Lagen kultiviert und in Kräutergärten. Dort sollte sie ein warmes Plätzchen finden. Sie bildet eine lange Pfahlwurzel und reichlich Nebenwurzeln. Die etwa zwei Meter hohe Pflanze kann man nach zirka drei Jahren von ihren Nebenwurzeln befreien, und hat damit die Grundlage für die heilenden Auszüge, ohne der Pflanze zu schaden.
Wir kennen das Fertigprodukt als Lakritze von schwarzer Farbe, mit einem süß-herben Geschmack, wenn sie zu schwarzen Kinderbonbons oder auch kleinen Schnecken aufgearbeitet ist. Ihre Inhaltsstoffe, besonders die Schleimstoffe, Saponine, Glycyrrhizin , Flavonoide, Cumarine, Phytosterin und Zucker bewirken ihre krampflösenden, entzündungshemmenden, schleimstofflösenden und süßenden Eigenschaften.
Nicht erst Hildegard von Bingen schilderte die Süßholzwurzel als „ein gutes Instrument - gut für eine klare Stimme, helle Augen, einen milden Sinn. Auch dem Geisteskranken hilft es, weil es die Wut in seinem Gehirn auslöscht“.
Die TCM beschreibt die thermische Wirkung als neutral und als zugeordnete Organe sind die Milz und alle Meridiane beschrieben. Süßholz ist für die TCM ein Botschaftskraut, das andere Kräuter an den Wirkungsort bringt, wo sie der Mensch braucht und harmonisiert. Es ist ein Mittel gegen Gifte aller Art und stärkt die Lebenskraft allgemein.