Gränzbote

Eine „coole Sache“ohne Hände schütteln

Deutscher Tennis Bund startet mit Wettkampfs­erie trotz Corona-Krise

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STUTTGART (dpa) - Es wird wieder Tennis gespielt. Der Deutsche Tennis Bund startet eine Wettkampfs­erie mit einem interessan­ten Konzept. Am Dienstag geht es unter notwendige­n Auflagen in der Coronaviru­s-Krise los. „Ich finde diese Idee einfach eine coole Sache“, sagt der deutsche Profi Jan-Lennard Struff.

Was steckt hinter der Serie des DTB?

Alle Turniere der WTA- und ATPTour sind seit Mitte März abgesagt. Offiziell läuft die Pause momentan bis zum 31. Juli. Dass es dann weitergeht, ist zweifelhaf­t. In dieser Zwangspaus­e will der DTB seinen Spielern helfen, die Zeit zu überbrücke­n und ihnen Matchpraxi­s als Vorbereitu­ng auf den noch nicht absehbaren Tag X ermögliche­n. „Nach einer längeren Pause brauchen die Spieler immer eine Weile, um wieder ihren Rhythmus zu finden und ihre wahre Leistung abzurufen“, erklärte Davis-Cup-Teamchef Michael Kohlmann. Bundestrai­nerin Barbara Rittner sagte: Es gehe darum, „die ganze Sportart wieder ein bisschen ans Laufen zu bringen“. Mit DTBSportdi­rektor Klaus Eberhard hat sie an den Details der Serie gefeilt.

Spielen die Tennis-Stars Angelique Kerber und Alexander Zverev mit?

Nein. Für die besten deutschen Profis ist die Serie auch nicht unbedingt gedacht. Zu den prominente­sten Teilnehmer­n zählt neben dem Weltrangli­sten-34. Struff der FrenchOpen-Sieger im Doppel, Kevin Krawietz. Der letztjähri­ge US-OpenAchtel­finalist Dominik Koepfer sagte seine Teilnahme verletzung­sbedingt ab. Bei den Frauen führen Laura Siegemund und Anna-Lena Friedsam aus dem Fed-Cup-Team das Feld an. Interessan­t wird der Comeback-Versuch von Carina Witthöft, die ihre Karriere seit Längerem unterbroch­en hat. 32 Männer und 24 Frauen sollen teilnehmen.

Wie laufen die Mini-Turniere ab?

Wer verliert, ist nicht gleich ausgeschie­den – anders als bei den meisten anderen Turnieren der Profis. In Vierergrup­pen tritt jeder gegen jeden an, es folgen Platzierun­gsspiele zwischen zwei Gruppen an einem Standort. „Ich bin wirklich gespannt, wie schnell ich in den Turniermod­us finden werde“, meinte Siegemund. Die Wettkampf-Serie beginnt mit einer Vorrunde, die beiden Besten der Gruppen kommen dabei jeweils weiter. Mit einer Zwischen-, Halbfinalu­nd Finalrunde zieht sich die Serie bis zum 26. Juli. Männer (ab 9.6.) und Frauen (ab 16.6.) spielen – abgesehen von der Finalwoche – wochenweis­e abwechseln­d. Die Sieger der Finalrunde bekommen laut DTB ein Preisgeld von 8000 Euro, vorher sind pro Woche maximal 4000 Euro zu verdienen. Weltrangli­stenpunkte werden nicht verteilt.

Was ist noch anders als sonst?

Hände schütteln oder sich nach dem

Match umarmen ist tabu. Der DTB hat ein Hygienekon­zept ausarbeite­n lassen, das die jeweiligen Veranstalt­er von den zuständige­n Behörden genehmigen lassen mussten, wie DTB-Sportdirek­tor Eberhard erklärt. Ballkinder und Linienrich­ter gibt es nicht, nur ein Stuhlschie­dsrichter soll auf dem Platz sein.

Wo wird gespielt?

In elf Städten. Bei der Auswahl wurden Bundesliga-Clubs und Standorte kleinerer Turniere bevorzugt, auch Bundesstüt­zpunkte sind dabei. Die Männer beginnen in Großhessel­ohe, Neuss, Troisdorf und Überlingen. Die Frauen starten unter anderem in Stuttgart. Die Finalrunde­n werden in Großhessel­ohe (Männer) und Versmold (Frauen) ausgetrage­n.

Können Tennisfans zuschauen?

Zahlende Zuschauer bei den Frauen sollen – nach aktuellem Stand – vorerst nicht zugelassen werden. Bei den Männern habe der Verband die Entscheidu­ng den einzelnen Veranstalt­ern je nach Erlaubnis der Behörden überlassen, teilte der DTB mit. Neuss und Troisdorf kündigten beispielsw­eise an, dass Karten verkauft werden sollen. Online sollen die Partien auf www.tennischan­nel.com gezeigt werden. Eigentlich ist der Tennis Channel kostenpfli­chtig, zwei Testmonate können aber mit dem Code „DTB2Free“kostenlos genutzt werden.

Ist es das einzige Event dieser Art?

Nein. Schon vom 1. Mai an wurde eine kleine Serie im rheinland-pfälzische­n Höhr-Grenzhause­n veranstalt­et. Ab Mitte Juni soll eine AdriaTour des Weltrangli­sten-Ersten Novak Djokovic beginnen, bei der auch Zverev mitmacht. Für Mitte Juli sind zudem zwei Kurzturnie­re in Berlin geplant – mit Zverev, Julia Görges, aber auch mit Dominic Thiem aus Österreich und dem Australier Nick Kyrgios.

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