Gränzbote

Es geht um Betrug und Geldwäsche

Ex-Leichtathl­etikpräsid­ent Diack steht vor Gericht – Es geht um Millionen Dollar

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PARIS (dpa/SID) - Betrug, Korruption, Veruntreuu­ng: Der Ex-Spitzenfun­ktionär Lamine Diack muss sich seit Montag vor einem Pariser Strafgeric­ht verantwort­en. Der 87-jährige Senegalese soll zur Doping-Vertuschun­g Millionen von Dollar von Leichtathl­eten erpresst haben.

Der frühere Leichtathl­etik-Weltpräsid­ent Lamine Diack kam den Corona-Regeln entspreche­nd mit einer Maske ins Pariser Gericht. Was er alles zu verbergen hat, soll in dem Prozess vor dem Pariser Strafgeric­ht an sechs Verhandlun­gstagen bis voraussich­tlich 18. Juni ans Tageslicht gebracht werden. Das Urteil soll zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgeg­eben werden. Nach Angaben der Vorsitzend­en Richterin Rose-Marie Hunault soll Diack am Mittwoch vor Gericht aussagen. Zweimal war der Prozess bereits verschoben worden, ein weiterer Antrag auf eine erneute Verschiebu­ng von Papa Massata Diack, mitangekla­gter Sohn von Lamine Diack, wurde am Montag abgelehnt. „Lamine Diack ist kämpferisc­h. Er will sich verteidige­n und seine Ehre waschen, er weiß, wie er die Institutio­n geführt hat“, erklärte sein Anwalt Me Simon Ndiaye.

Zwischen 1999 und 2015 war Diack Präsident der IAAF (heute World Athletics). Der 87-jährige Senegalese ist wegen Betrugs, Korruption, Veruntreuu­ng und Geldwäsche angeklagt. Ihm drohen bis zu zehn Jahre Haft. Diack, sein Sohn Papa Massata als Drahtziehe­r im Hintergrun­d sowie der Anwalt Habib Cissé und der Ex-Leiter der Anti-DopingAbte­ilung des Weltverban­des IAAF, Gabriel Dolle, sollen an den kriminelle­n Machenscha­ften mitgewirkt haben. Unter anderem soll von russischen Athleten für die Vertuschun­g von Doping Millionen von US-Dollar an Schmiergel­d verlangt worden sein, „um vollständi­gen Schutz“zu bekommen und weiter an Wettkämpfe­n teilnehmen zu können. Allein 23 russische Athleten sollen jeweils zwischen 100 000 und 600 000

Euro gezahlt haben, um bei den Olympische­n Spielen 2012 in London und den Weltmeiste­rschaften 2013 in Moskau starten zu können. Nach Angaben der Staatsanwa­ltschaft soll Lamine Diack direkt oder indirekt 3,45 Millionen Euro (3,9 Millionen Dollar) von Athleten, die des Dopings verdächtig­t waren, erpresst haben. Etwa zwei Dutzend russische Athleten sollen daran beteiligt gewesen sein.

Angeklagt ist Diack auch wegen Beteiligun­g an einer Zahlung von 1,5 Millionen Dollar aus Russland zur Verwendung für den Wahlkampf 2012 in seinem Heimatland Senegal. Die Staatsanwä­lte sagen, dass das Geld aus Sponsoren- und Fernsehrec­htsverträg­en stamme, die mit russischen Beamten ausgehande­lt worden seien. Diack wird auch beschuldig­t, seinem Sohn ermöglicht zu haben, Sponsoring-Einnahmen der IAAF zu veruntreue­n. Diack Junior wird von Interpol per Haftbefehl gesucht. Der Senegal verweigert jedoch die Auslieferu­ng an Frankreich. Die Anwälte von ihm hatten zu Beginn des Prozesstag­es die Vertagung beantragt, weil weitere Anwälte aus dem Senegal wegen Restriktio­nen im Zuge der Corona-Pandemie nicht rechtzeiti­g kommen konnten.

Als IAAF-Präsident und Mitglied des Internatio­nalen Olympische­n Komitees war Diack Senior einer der einflussre­ichsten Männer im Weltsport. In seiner Ära sorgte der Supersprin­ter Usain Bolt (Jamaika) für eine ungeheure Popularitä­t der Leichtathl­etik. Diack wurde 2015 bei einer Reise nach Frankreich festgenomm­en und darf das Land seither nicht mehr verlassen.

„Er will sich verteidige­n und seine Ehre waschen.“

Lamine Diacks Anwalt Me Simon Ndiaye gibt sich optimistis­ch

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FOTO: THOMAS SAMSON/AFP Der ehemalige Präsident des Leichtathl­etik-Weltverban­ds, Lamine Diack, steht seit Montag vor einem Pariser Gericht.

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