Gränzbote

Die Dosis zählt

Im Zweifel ist bei Salz weniger mehr – und schmeckt sogar besser

- Von Angelika Mayr

HAMBURG/BONN (dpa) - Es ist nicht einfach mit dem Salz. Der Körper braucht es, doch wer es mit dem Konsum übertreibt, schadet sich. „Ohne Salz können wir nicht leben“, sagt Ernährungs­mediziner

Matthias Riedl

(Foto: Andreas Sibler/dpa).

„Aber zu viel ist auch gefährlich – und wir essen zu viel.“Die wichtige Frage ist also:

Wann ist die Menge zu groß?

Salz ist lebensnotw­endig. „Es hält den Druck des Blutes in unseren Gefäßen aufrecht und ist für viele Stoffwechs­elvorgänge essenziell“, erläutert Riedl.

Die Deutsche Gesellscha­ft für Ernährung (DGE) empfiehlt ein mit Jod und Fluorid angereiche­rtes Speisesalz. „Jod ist ein Bestandtei­l der Schilddrüs­enhormone und daher unabdingba­r für eine funktionie­rende Schilddrüs­e“, erklärt Astrid Donalies von der DGE (Foto: Fotostudio Lichtblick/ dpa). Fluorid wiederum kann die Mineralisi­erung der Knochen und Zähne fördern.

Verteufeln sollte man das Salz folglich nicht. Doch in vielen Lebensmitt­eln steckt zu viel davon. „Egal ob in der Lasagne, in veganem oder vegetarisc­hem Essen – so ziemlich jedes Fertigprod­ukt enthält zu viel Salz und Zucker. Die Industrie erzeugt so auf billige Art mehr Geschmack“, kritisiert Riedl. Und der Konsum dieser Produkte ist ungebroche­n.

Der Körper reagiert bei Salz ähnlich wie bei Zucker, sagt der Mediziner. „Die Sensibilit­ät stumpft ab. Wenn man immer salzhaltig isst, erscheint einem salzarmes Essen bald als fade.“Die Folge: Man braucht mehr.

Die Art des Salzes macht dabei keinen Unterschie­d – zu viel tut einem nie gut, wie Ökotrophol­ogin Donalies klarstellt. „Egal, ob es sich um teures Gourmetsal­z wie Himalaya-Salz oder um normales Speisesalz handelt: In allen ist Natriumchl­orid der Hauptbesta­ndteil“, sagt sie. „Wenn zu viel verzehrt wird, steigt der Blutdruck und das Risiko, an Bluthochdr­uck zu erkranken, erhöht sich.“Zu viel Salzkonsum kann etwa auch Osteoporos­e, also Knochensch­wund, begünstige­n.

Maximal sechs Gramm Salz pro Tag, das rät die DGE. „Dazu gehören auch die zugeführte­n Mengen durch verarbeite­te Lebensmitt­el wie Brot, Käse, Wurst, Fleisch und Fisch“, sagt Donalies. Als salzarm gelten etwa Speisequar­k, Kefir und Joghurt.

Die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) sieht sogar nur fünf Gramm täglich vor. Doch nicht jeder muss gleich jedes Gramm im Taschenrec­hner addieren. Denn diese Zahlen seien zwar ein Richtwert und ein wichtiger Anhaltspun­kt, so Riedl. Nehme man jedoch an einem Tag zu viel zu sich, könne man das an den anderen Tagen ausgleiche­n. Das gilt allerdings nicht für Menschen mit hohem Blutdruck: Sie sollten die Tageshöchs­tmenge strikt beachten.

Wer selbst kocht, kann die Salzmenge gut steuern. Ernährungs­expertin Donalies rät: „Das Salzen sollte erst nach dem Würzen mit Kräutern und Gewürzen und nur sehr sparsam erfolgen.“Ein weiterer Tipp: Das Salz nicht direkt aus der

Packung ins Essen schütten, sondern lieber mit den Fingern Prisen hineinstre­uen. So behält man die Menge besser im Blick.

Mediziner Riedl empfiehlt, die Salzmenge eines Rezepts gleich von Beginn an zu halbieren. „Schmeckt es nicht, kann ich nachsalzen. So komme ich Stück für Stück vom Konsum runter.“

Beim Kauf von Fertigprod­ukten sollte man die Nährwertta­belle auf der Rückseite der Packung studieren. Hier findet man den Salzgehalt. „So kann man die Produkte vergleiche­n und sich für das Salzärmste entscheide­n“, sagt DGE-Expertin Donalies.

Doch was ist, wenn der Suppe das sprichwört­liche Salz zu fehlen scheint? Langsam die Dosis reduzieren, rät Donalies – auch mit Blick auf Kantinen und Restaurant­s. „Senkt man die Salzmenge schrittwei­se, wird das von den meisten Menschen gar nicht wahrgenomm­en“, sagt sie.

Geschmacks­nerven könnten sich schnell an weniger Salz gewöhnen. Und das hat am Ende einen positiven Effekt: „Speisen, denen nur wenig oder kein Salz zugeführt wurde, werden so als genauso oder sogar als schmackhaf­ter empfunden als stark gesalzene“, sagt Donalies.

Statt zu Salz kann man zu getrocknet­en Kräutern und frischen Kräutern greifen, um den Geschmack aufzupeppe­n. „Sie sind uneingesch­ränkt gesund und nicht mehr so teuer“, sagt Mediziner Riedl.

Angst vor Salzmangel ist indes meist unbegründe­t. Riedl: „In allen natürliche­n Nahrungsmi­tteln ist Salz enthalten.“Ernährt man sich normal, nimmt man genug Salz auf. „Nur wer viel erbricht oder stark schwitzt, ist gefährdet. Aber das ist extrem selten.“

„Zu viel Salz ist gefährlich – und wir essen zu viel.“

Ernährungs­mediziner Matthias Riedl

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FOTO: CATHERINE WAIBEL/DPA Salz macht Essen erst schmackhaf­t. Doch wer es damit übertreibt, tut seiner Gesundheit keinen Gefallen.
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Matthias Riedl
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Astrid Donalies

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