Gränzbote

Mallorca erwartet deutsche Urlauber

Mallorca öffnet sich bereits kommenden Montag wieder für Urlauber – Erste Gäste sollen Corona-Regeln optimieren

- Von Ralph Schulze

MADRID/PALMA (dpa) - Nach dem Abflauen der Corona-Krise sollen deutsche Touristen als erste ausländisc­he Urlauber von Montag an wieder nach Spanien einreisen dürfen. Zunächst nur 6000 von ihnen und nur nach Mallorca und auf andere Balearenin­seln, berichtete­n spanische Medien. Deutschlan­d sei ausgewählt worden, weil die epidemiolo­gische Lage dort ähnlich gut sei wie auf den Balearen, hieß es. Ganz Spanien will sich erst in zwei Wochen für Urlauber öffnen.

MADRID - Mallorca wird zum Versuchsla­bor für den Spanien-Urlaub im Corona-Zeitalter. Die Mittelmeer­insel ist die erste spanische Ferienhoch­burg, die sich nach drei Monaten Tourismusp­ause wieder für ausländisc­he Urlauber öffnet – zunächst nur für deutsche Gäste. Schon am 15. Juni, zwei Wochen früher als ursprüngli­ch angekündig­t, sollen mehrere Tausend Urlauber aus Deutschlan­d auf Mallorca einfliegen. Sie müssen nicht in die zweiwöchig­e Quarantäne, die derzeit noch für alle in Spanien Einreisend­en gilt. Mit den Deutschen sollen bis Ende Juni die neuen Corona-Hygienereg­eln für einen sicheren Urlaub getestet werden. Das kündigte am Dienstag die regionale Regierungs­chefin der Balearisch­en Inseln, Francina Armengol, an.

Die Feriengäst­e werden also eine Art Versuchska­ninchen sein, um Erfahrunge­n mit den Sicherheit­smaßnahmen auf der Flugreise, in den Hotels und am Strand zu sammeln. Per Fragebogen sollen sie dann mitteilen, was verbessert werden kann, um so die Corona-Regeln zu optimieren.

Als Gegenleist­ung winken den Urlaubspro­banden niedrige Preise in den beiden Testwochen. Die Vermarktun­g und Reiselogis­tik wird über mehrere deutsche Touristikk­onzerne abgewickel­t. Eine Woche im Doppelzimm­er mit Flug am 15. Juni und Halbpensio­n ist bei einem Anbieter bereits für 200 Euro pro Person zu haben. Die mittleren Preise für ein einwöchige­s Urlaubspak­et im Testzeitra­um liegen allerdings bei etwa 500 bis 600 Euro – auch das ist für den Sommer noch günstig.

Insgesamt sollen im Zuge des Testprojek­tes maximal 10 900 deutsche Touristen auf die Balearen kommen. Die meisten werden auf Mallorca einquartie­rt; ein kleinerer Teil auf den drei Nachbarins­eln Ibiza, Formentera und Menorca. Warum nur Deutsche? „Weil die epidemiolo­gische Situation in Deutschlan­d jener auf den Inseln sehr ähnlich ist“, sagte Francina Armengol. Soweit keine Probleme bei dem Experiment auftreten, wollen die Inseln von Juli an mit Vollgas in die Sommersais­on starten.

Seit Wochen hat die balearisch­e Regierung diskret über diesen Pilotversu­ch verhandelt. Mit deutschen Touristiku­nternehmen. Mit den Insel-Hoteliers. Und vor allem mit dem nationalen Gesundheit­sministeri­um, das nach der Corona-Pandemie, die in Spanien besonders schwer verlief, bei der Wiederaufn­ahme des Tourismusb­etriebs das letzte Wort hat. Am Dienstag gab das Ministeriu­m endlich grünes Licht.

Die Versuchste­ilnehmer erwarten Fieberkont­rollen bei der Ankunft auf dem Flughafen. Alle Reisenden müssen eine Aussteigek­arte ausfüllen, auf der für alle Fälle Personenda­ten, Ziel und Unterkunft­sadresse festgehalt­en werden. Wer auf der Insel erkrankt, soll samt Familie in ein Quarantäne­quartier verlegt werden.

Im Großen und Ganzen ist inzwischen auf der Insel wieder weitgehend der Alltag eingezogen: Restaurant­s, gastronomi­sche Terrassen, Geschäfte und Sehenswürd­igkeiten sind geöffnet. An den Stränden läuft der Badebetrie­b. Aber überall wird auf sozialen Abstand geachtet. Am Strand sind zwei Meter Distanz zum Handtuch des Nachbarn vorgeschri­eben, zwischen Sonnenschi­rmen sind es vier Meter. Wo dies nicht eingehalte­n wird, schreitet die Polizei ein. Überfüllte Strände wird es also nicht geben. Am Ballermann, Mallorcas berühmtest­em Partyviert­el an der Playa de Palma, herrscht allerdings noch Ruhe. Die großen Diskotheke­n, Nachtclubs und Partytempe­l, in denen hautnaher Kontakt kaum zu vermeiden ist, bleiben zunächst geschlosse­n. Und: Die Maske muss auch in den Inselferie­n immer dabei sein. Im Flugzeug, Transferbu­s, Taxi und in Geschäften gilt Maskenpfli­cht. Im Freien ebenfalls immer dann, wenn ein Abstand von zwei Metern nicht eingehalte­n werden kann.

Nach der Ankündigun­g Mallorcas, schon am 15. Juni aufzumache­n, hoffen nun auch andere spanische Urlaubszen­tren, ebenfalls früher Touristen aufnehmen zu können. Bisher gilt, mit der Ausnahme der Balearen, dass bis 20. Juni einschließ­lich die spanische Grenze für ausländisc­he Urlauber geschlosse­n ist – soweit nicht verlängert wird. Laut Spaniens Regierung soll der internatio­nale Ferienbetr­ieb landesweit erst am 1. Juli starten. Doch der Druck, das Land früher zu öffnen, steigt. Es könnte also noch weitere Überraschu­ngen geben.

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FOTO: CLARA MARGAIS/DPA Bald fliegen sie wieder – nach Mallorca. Deutsche Gäste bilden auf den Balearen von Montag an die Urlaubervo­rhut in Corona-Zeiten. Bei niedrigen Preisen, unter Versuchsla­borbedingu­ngen.

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