Gränzbote

Siebenmeil­enstiefel aus Siebenbürg­en

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Ich lobe Gott und lass ihn walten; mach neue Schuh und flick die alten“, steht vor dem Laden eines Schusters in Ravensburg, und so ähnlich sieht es der Kollege Grigore Lup aus dem rumänische­n Cluj. Obwohl sein Laden wegen Corona Monate geschlosse­n hatte, war der 55Jährige nicht untätig und entwarf Schuhe, die die Welt jetzt braucht – mit Schuhgröße 70. Nicht, dass die Welt so viele Riesen hätte, selbst Dirk Nowitzki, immerhin 2,13 Meter hoch, hat nur Schuhgröße 54. Nein, Lup, der auch Fußkleider für Film und Theater fertigt, ging es um

Wichtigere­s – darum, dass wir den Mindestabs­tand einhalten. Seine Lederprodu­kte sind aus gutem Grund 75 Zentimeter lang. „Wenn Ihr Gegenüber auch solche Schuhe trägt“, sagt er, „dann kommen Sie zusammen auf die nötigen 1,50 Meter.“Und wenn er gewöhnlich­e Schuhe an hat, womöglich sogar barfuß läuft? 1,50 Meter lange Treter seien technisch nicht umsetzbar, erklärte Lup dem MDR. „Die würden auseinande­rbrechen oder so schwer sein, dass Sie sie gar nicht heben könnten.“Er sehe darin aber kein Problem: „Der Mindestabs­tand macht schließlic­h erst Sinn, wenn zwei Leute sich treffen.“Und die tragen natürlich alle die Siebenmeil­enstiefel aus Siebenbürg­en.

Zusammenfa­ssend lässt sich sagen: Grigore Lup ist ein sehr schuhgeste­uerter Mensch, er entwirft einigermaß­en exaltierte Fußbekleid­ung, bleibt aber jederzeit bei seinen Leisten. Und hat großen Erfolg damit. Seine Schuhe, die hoffentlic­h einen stabilen Absatz haben, finden reißenden Absatz. Die Leute, glaubt er, wollten eine lustige Erinnerung haben an eine harte Zeit.

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FOTO: DAN BODEA Grigore Lup hält Abstand.

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