Nordkorea kappt Kommunikation zu Südkorea
SEOUL (dpa) - Zwei Jahre nach den vielversprechenden Gipfeltreffen zwischen Süd- und Nordkorea sind die Beziehungen an einem neuen Tiefpunkt angelangt. Die kommunistische Führung Nordkoreas kündigte am Dienstagmorgen an, alle Kommunikationskanäle zwischen den Regierungen und den Militärs beider Länder würden am Mittag gekappt. Der Schritt hatte sich zuvor abgezeichnet: Pjöngjang hatte der Regierung in Seoul in den Tagen davor wiederholt vorgeworfen, nichts gegen Propaganda-Aktionen konservativer südkoreanischer Aktivisten und nordkoreanischer Flüchtlinge an der Grenze zu unternehmen, und mit Konsequenzen gedroht.
Das Vereinigungsministerium sowie das Verteidigungsministerium in Seoul bestätigten, dass Nordkorea auf Anrufe nicht mehr reagiere. Eine versuchte Kontaktaufnahme über die Telefonleitung im Verbindungsbüro in der nordkoreanischen Grenzstadt Kaesong sei unbeantwortet geblieben, sagte eine Sprecherin des Vereinigungsministeriums. Ihre Behörde hatte das Nachbarland zuvor aufgerufen, die Verbindungen in Übereinstimmung mit den innerkoreanischen Abkommen aufrechtzuerhalten. Auch die Hotline zwischen dem Präsidialamt in Seoul und dem Büro des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-un in Pjöngjang sind von der Maßnahme Nordkoreas betroffen. Das Büro von Präsident Moon Jae-in, der eine Annäherungspolitik zu Pjöngjang verfolgt, hielt sich zunächst mit einer Reaktion zurück.
Zuletzt hatten Aktivisten aus dem Süden Ende Mai etwa eine halbe Million Flugblätter mit riesigen Heißluftballons in Richtung Nordkorea geschickt. Ziel dieser häufig unternommenen Ballonkampagnen ist es, die Nordkoreaner zum Sturz der Führung aufzurufen.