Gränzbote

Für Halter von Autos mit hohem CO2-Ausstoß wird’s teuer

Bundesregi­erung plant Kfz-Steuerrefo­rm – Klimakompo­nente soll deutlich erhöht werden

- Von Dorothee Torebko

BERLIN - Für Besitzer von großen, schweren und PS-starken Autos könnte es bald richtig teuer werden: Die Bundesregi­erung plant eine KfzSteuerr­eform, bei der sie SUV-Fahrzeuge mit Verbrennun­gsmotoren stärker belasten will. Damit sollen Anreize zum Kauf von kleineren, umweltfreu­ndlichen Autos geschaffen werden. FDP und Grüne kritisiere­n den Gesetzesen­twurf. „Die Steuer wird sich im Vergleich zur bisher gewohnten Höhe deutlich verändern“, heißt es im Referenten­entwurf, der der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt. Demnach wird die Kraftfahrz­eugsteuer wie bisher aus dem Hubraum und einer Klimakompo­nente errechnet. Während die Hubraumkom­ponente unveränder­t bleibt, wird die

Klimakompo­nente verschärft. Für ab dem 1. Januar 2021 erworbene Neuwagen gilt nach dem Willen der Koalition: Je weniger CO2 ein Auto ausstößt, desto weniger ist zu zahlen.

Wer mit seinem Neuwagen zwischen 96 und 115 Gramm CO2 pro Kilometer ausstößt, zahlt einen Steuersatz von zwei Euro je Gramm pro Kilometer. Bei 116 bis zu 135 Gramm sind es 2,20 Euro, bei 156 bis zu 175 Gramm pro Kilometer schon 2,90 Euro. Halter von Fahrzeugen mit laut Papier „besonders hohem Emissionsp­otenzial“von mehr als 195 Gramm pro Kilometer, zahlen vier Euro. Zum Vergleich: Neu zugelassen­e VW Touareg kamen im Schnitt über die verschiede­nen Kraftstoff­arten auf mehr als 220 Gramm CO2 je Kilometer, ebenso Porsche Cayenne. Ein neuer VW Golf stößt durchschni­ttlich rund 120

Gramm aus. Dem Gesetzesen­twurf zufolge stießen die im Jahr 2019 neu zugelassen­en 3,6 Millionen Autos im Schnitt 157 Gramm pro Kilometer aus. Ausgenomme­n von dieser Regelung sind rein elektrisch betriebene Autos. Sie sollen bis 2030 von der Kfz-Steuer befreit werden.

Kritik an dem Entwurf kommt von der Opposition. „Die Bundesregi­erung verschärft mit der Kfz-Steuererhö­hung die aktuelle Krise“, sagte der verkehrspo­litische Sprecher der FDP-Bundestags­fraktion, Oliver Luksic. „Für die Beschäftig­ten in Automobilu­nd Zulieferin­dustrie wie auch für Autobesitz­er ist das ein weiterer Tiefschlag zur Unzeit.“Statt die Belastung der Haushalte zu reduzieren, erhöhe die Koalition die Abgaben und intensivie­re die Absatzprob­leme der Automobilb­ranche. „Für manche

Fahrzeugmo­delle steigen die Kosten der Kfz-Steuer um mehr als ein Viertel, dabei schließt der Koalitions­vertrag eigentlich Mehrbelast­ungen für die Bürger aus.“

„Mit dieser mickrigen Reform wird die Bundesregi­erung den Umstieg auf saubere E-Autos kaum beschleuni­gen“, kritisiert­e der verkehrspo­litische Sprecher der Grünen-Bundestags­fraktion, Stephan Kühn. „Klimaschäd­liche Spritschlu­cker kommen weiterhin viel zu billig davon und auch künftig kaum für ihre ökologisch­en Schäden auf. Entscheide­nde Impulse für die Elektromob­ilität wird es mit dieser Reform nicht geben“, sagte Kühn. Die Bundesregi­erung handle „völlig inkonseque­nt“, wenn sie die Kfz-Steuer reformiere, zugleich aber milliarden­schwere Subvention­en für Diesel beibehalte.

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