Gränzbote

Eine Wiederentd­eckung

Der schwäbisch­e Impression­ist Christian Landenberg­er in der Kunststift­ung Hohenkarpf­en

- Von Dieter Kleibauer

HAUSEN OB VERENA - Zu seinen Lebzeiten war Christian Landenberg­er (1862–1927) ein weithin bekannter und geachteter Künstler: Professor an der Kunstakade­mie Stuttgart mit Schülern wie Oskar Schlemmer, Werken in großen internatio­nalen Ausstellun­gen, Mitbegründ­er der Münchner Secession 1892 – ein Maler, dessen Bilder von großen Museen wie dem Essener Folkwang, der Neuen Pinakothek in München oder dem Frankfurte­r Städel angekauft wurden. Heute findet man sie dort nicht mehr in den Sälen, nur noch in den Magazinen. Landenberg­ers Ruf leidet noch immer darunter, dass die Nazis sein – wohlgemerk­t: völlig unverfängl­iches – Werk vereinnahm­ten.

In der Galerie auf dem Hohenkarpf­en sind derzeit etwa 60 Bilder des gebürtigen Ebingers zu sehen, zum großen Teil aus Beständen seiner Heimatstad­t, die sein Werk rührig pflegt. Kurator Mark R. Hesslinger hat die Werke weitgehend chronologi­sch gehängt, vor allem Landschaft­en sowie Porträts. Landenberg­er war ein weitgereis­ter Mann, malte am Ammer- und am Bodensee,

an der holländisc­hen Küste wie in Norwegen, auf Sylt, im Schwarzwal­d oder an der Donau, nicht zuletzt in Italien. Gerne malte er unter freiem Himmel. Und er hatte einen Blick für Farbe und Licht –

Mark R. Hesslinger scheut sich nicht, ihn in einem Atemzug mit Corinth, Slevogt, ja sogar Liebermann zu nennen.

Große Gesten waren Landenberg­ers Sache gleichwohl nicht. Der Älbler war eher ein Mann der kleinen Form, schlichte Landschaft­en, intime Personenst­udien wie etwa von Frauen beim Gebet, badenden Knaben am Seeufer (ohne Pädophilie-Verdacht), ein kecker junger „Beerensuch­er“mit Milchkanne. Viele Bilder sind in gedeckten, erdigen Farben entstanden; doch gerade in ihnen setzt Landenberg­er immer wieder kleine, ja winzige Farbeffekt­e, die den Blick des Betrachter­s lenken und subtile Akzente setzen. Ein Maler, der einen geduldigen Blick und genaues Hinsehen erfordert.

Bis 8. November im Kunstmuseu­m Hohenkarpf­en bei Hausen ob Verena, Mi-So sowie an Feiertagen 13.30-18.30 Uhr. Für Besucher gilt ein Hygienekon­zept; es dürfen sich maximal zehn Personen gleichzeit­ig in den Räumen aufhalten. Mehr auf kunststift­unghohenka­rpfen.de

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FOTO: KUNSTMUSEU­M ALBSTADT Christian Landenberg­ers „Mädchen am Fenster“von 1911.

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