Gränzbote

Ein Fall für den Psychologe­n

Wieder bekommt der Hamburger SV ein Gegentor in letzter Sekunde – und könnte sich so um den Bundesliga-Aufstieg bringen

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HAMBURG (SID/dpa) - Dieter Hecking stapfte geknickt und frustriert hinaus in die Nacht. „Extrem enttäusche­nd“und das dürfe „einfach nicht passieren“, murrte der Trainer nach dem nächsten Last-Minute-Schock im Kampf um den Aufstieg für seinen Hamburger SV am Montagaben­d: „Die Enttäuschu­ng sitzt natürlich tief, das alles ärgert uns maßlos.“

Nur 3:3 hieß es am Ende in einem wilden Nordduell gegen Holstein Kiel, dabei hatte der HSV nach einem Rückstand zwei Mal geführt, erst 2:1. Dann 3:2. Doch dann holte die Hamburger ein Fluch ein, der seit dem Restart nach der Corona-Zwangspaus­e auf ihnen liegt. „Erst in Fürth (2:2, d. Red.), dann in Stuttgart (2:3, d. Red.) und nun gegen Kiel“, klagte Hecking – und meinte die späten Gegentore, die dem HSV im Kampf um die Rückkehr in die Bundesliga schon fünf Punkte gekostet haben: „Dadurch haben wir es wieder verpasst, einen großen Schritt zu machen.“

Das „Hamburger Abendblatt“schrieb von einem erneuten „Drama in der Nachspielz­eit“, die „Morgenpost“titelte: „Nicht schon wieder!“Und so konnte sich der VfB Stuttgart freuen, denn der HSV verpasste den Sprung vorbei an dem Rivalen aus dem Ländle auf Platz zwei in der Tabelle. Ob sein Team im Aufstiegse­ndspurt ein Kopfproble­m habe? „Dafür eine Antwort zu finden“, sagte Hecking, „wäre wahrschein­lich etwas für den Psychologe­n“. Mit den fünf verschenkt­en Punkten auf dem Konto „sähe es natürlich deutlich erfreulich­er aus für uns“, sagte Hecking. Statt als Tabellendr­itter mit zwei Zählern Rückstand auf Stuttgart läge der Traditions­club mit Bundesliga-Anspruch auf Rang zwei – nur knapp hinter Spitzenrei­ter Arminia Bielefeld.

Es werde „mit Sicherheit ein paar Stunden brauchen“, um den Rückschlag gegen Kiel „wegzusteck­en“, sagte Hecking, bevor er den Volkspark verließ. Dennoch schwor er sein Team auf das kommende Finish ein, das noch zum Thriller werden könnte. Denn hinter dem HSV auf dem Relegation­srang lauert ja auch noch der FC Heidenheim mit nur zwei Punkten Rückstand auf Rang vier.

Es gehe „weiter, an der Tabellenko­nstellatio­n hat sich nichts geändert. Und wir haben bereits am Freitag das nächste wichtige Spiel in Dresden“, sagte Hecking. Danach warten Osnabrück, das Sechs-Punkte-Spiel in Heidenheim und Sandhausen. Zwei extrem schwere Auswärtssp­iele also, die auch der VfB noch hat in Karlsruhe und Nürnberg. „Wir werden den Kopf wieder hochnehmen“, versprach Hecking.

Immerhin hat der Trainer gegen den Nachbarn aus dem Norden auch Positives gesehen. „Wir haben auch gute Dinge gemacht im Spiel, haben Nehmer-Qualitäten bewiesen.“

Zweimal steckten die Hamburger Rückschläg­e weg: Die frühe Führung durch Alexander Mühling (9.) drehten sie durch Aaron Hunt (21./Foulelfmet­er) und Joel Pohjanpalo (23.) bis zur Pause, den Ausgleich zum 2:2 von Emmanuel Iyoha (64.) konterte Pohjanpalo (67.) erneut. Auf Lees Treffer hatte der HSV dann keine Zeit mehr zu reagieren.

Kapitän Hunt und die finnische Leverkusen-Leihgabe Pohjanpalo erweisen sich derzeit als Stabilität­sfaktoren im HSV-Spiel. Der 33-jährige Hunt ist als Antreiber und Ideengeber kaum zu ersetzen. Der 25-jährige Pohjanpalo hat sich mit sieben Toren seit seinem Wechsel im Winter einen Platz im Offensivze­ntrum erobert. Als beide nicht mehr im Spiel gegen Kiel waren, verloren die Hamburger ihre Linie und Punkte.

Das Restprogra­mm:

1. Arminia Bielefeld (54:27 Tore/57 Punkte): Sandhausen (A), Dresden (H), Darmstadt (H), Karlsruhe (A), Heidenheim (H)

2. VfB Stuttgart (49:35/52): Karlsruhe (A), Sandhausen (H), Nürnberg (A), Darmstadt (H)

3. Hamburger SV (58:38/50): Dresden (A), Osnabrück (H), Heidenheim (A), Sandhausen (H)

4. 1. FC Heidenheim (39:31/48): Regensburg (H), Fürth (A), Hamburg (H), Bielefeld (A)

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