Lernen auf staubigem Boden hat ein Ende
Kindergarten St. Josef trägt zu besserer Schulausstattung und funktionierendem Brunnen in Uganda bei
IMMENDINGEN/DONAUESCHINGEN - Mit dem Ziel, lokale Organisationen im Bereich IT und Kommunikation zu schulen, hat Iris Scherer im vergangenen Herbst als Volunteer ein halbes Jahr in Uganda verbracht. Ihr Engagement ging aber noch weiter – und hat auch Unterstützung aus Immendingen erhalten.
Am 12. September 2019 geht das Abenteuer als EU Aid Volunteer (siehe Infokasten) für Iris Scherer los. Über Nairobi fliegt die 36-Jährige nach Uganda, wo sie für ein halbes Jahr ihr Wissen unter anderem bei IT-Trainings an Schulen weitergibt. „Das Ziel war Wissensvermittlung“, erklärt Scherer, die aus dem Donaueschinger Ortsteil Neudingen kommt. Immer auf dem neuesten Stand hält sie dabei ihre Cousine Silke Schuler, die in Immendingen lebt und später auch ein Spendenprojekt im Kindergarten St. Josef auf die Beine stellt.
Doch zunächst einen Schritt zurück: Vor einigen Jahren hat es Iris Scherer nach Portugal gezogen. „Ich hatte das Bedürfnis, ins Ausland zu gehen“, sagt sie. Nach ihrem Studium in Furtwangen lebte Scherer bis 2016 in Heidelberg. Inzwischen arbeitet sie in Lissabon bei einem großen ITUnternehmen als Marketing- und Kommunikationsspezialistin. In ihrer neuen Heimat engagiert sie sich sozial, versorgt unter anderem einmal pro Woche Obdachlose mit Essen, wie sie im Gespräch berichtet.
Doch das reicht der 36-Jährigen nicht. Sie will mehr tun. Also bewirbt sie sich im April für das VolunteerProgramm. „Die EU-Kommission sucht immer wieder berufserfahrene Leute, die sich als Volunteer in unterschiedliche Regionen der Welt begeben und dort ihr Wissen und ihre Erfahrungen teilen“, erklärt sie. „Eigentlich wollte ich nach Nepal oder in den Nahen Osten.“Angeboten wird ihr aber die Stelle in Uganda. „Das war nicht unbedingt mein erstes Ziel“, schildert sie. Aber sie willigt ein. Ende Juni wird sie dann zu einem Training in die Niederlande eingeladen, wo sie unter anderem erfährt, was die EU im Bereich der Entwicklungshilfe leistet. Aber auch ein Survival-Training ist Bestandteil. „Man ist immer der Gefahr ausgesetzt, dass man entführt wird.“Bei ihrem Aufenthalt in Uganda wird Iris Scherer ihre Kenntnisse, wie man sich in einer Kidnapping-Situation am besten verhält, aber nicht anwenden müssen.
Mitte Juli erhält sie die Nachricht, dass es im September los geht. „Das ging alles relativ schnell.“In kürzester Zeit muss sie also ihre Wohnung in Lissabon auflösen und den Vertrag mit ihrem Arbeitgeber pausieren.
In Uganda angekommen lernt sie ihre Mitbewohnerin Banesa Cisneros Rodriguez kennen. Diese gibt Schulkindern in einem kleinen Dorf namens Kikooba Englisch-Unterricht. Ab und zu kommt auch Iris Scherer mit an die Schule und schließt diese, wie sie sagt, ins Herz. Immer wieder schickt sie ihrer zehn Jahre älteren Cousine, Silke Schuler, Fotos. Unter anderem vom staubigen Boden im Klassenzimmer und dem kaputten Dorf-Brunnen.
„Ich war sehr interessiert an dem, was Iris erlebt hat und auch berührt von dem, was sie mir gezeigt hat“, erinnert sich Silke Schuler. Seit 26 Jahren arbeitet sie im Kindergarten St. Josef in Immendingen. Und sie hat eine Idee: „Uns geht es sehr, sehr gut hier. Ich habe mir Gedanken gemacht, wie man den Menschen dort helfen kann.“
Schnell holt Silke Schuler ihre Chefin im St.-Josef-Kindergarten mit ins Boot. „Es war klar, dass das Team mitziehen muss“, sagt sie. In der Vorweihnachtszeit bastelt sie dann ein Plakat mit den Bildern aus Uganda und hängt dieses im Eingangsbereich des Kindergartens auf, erinnert sie sich. „Jede Familie hat einen Brief bekommen, in dem über das Projekt und die Situation informiert wurde.“Auch kleine Spenden waren laut Schuler gern gesehen. „Wir wissen, dass viele Familien auch nicht so viel haben.“
Auch in den Gruppen wird das Thema kurz vor Weihnachten angesprochen. „Viele wissen da gut Bescheid, dass es anderen Kindern nicht so gut geht“, sagt Schuler zur Reaktion der Kinder im Kindergarten St. Josef. Zusätzlich zu den Spenden der Kindergarten-Eltern haben die Familien um Iris Scherer und Silke Schuler ebenfalls etwas beigesteuert. „Insgesamt sind wir bei 1000 Euro gelandet“, sagt Schuler.
„Für uns war das total schön“, berichtet Iris Scherer. „An Weihnachten habe ich die frohe
Botschaft bekommen.“Da von November bis Februar in Uganda die großen Schulferien sind, „war das vom Zeitpunkt her ideal“, sagt sie. „So war Zeit, alles zu renovieren, ohne dass die Schüler da sind.“Ihre Mitbewohnerin habe alles organisiert und auch die Einheimischen miteinbezogen, so Scherer.
„Insgesamt konnten mit dem Geld in zwei Klassenzimmern die Böden betoniert und die Wände verputzt sowie Schulbänke und Lehrertische gekauft werden“, zählt Scherer auf. „Die Lehrer haben zum ersten Mal eigene Lehrertische, auf denen sie ihre Sachen ablegen können und wo sie sitzen und Aufgaben korrigieren können“, sagt sie. „Zuvor wurde das im Stehen erledigt, oder aber auch dem Boden sitzend.“
Auch der Brunnen im Dorf konnte wieder in Stand gesetzt werden. „Das kam also der ganzen Gemeinde zugute“, sagt die 36-Jährige, die auch während den Arbeiten regelmäßig Bilder nach Immendingen schickt. „Die Leute sind super dankbar für das, was sich verbessert hat.“Davor mussten die Dorfbewohner einen etwa einstündigen Fußmarsch zurücklegen, um an Wasser zu gelangen, schildert Scherer. „Dazu müssen schwere 20-Liter-Kanister auf dem Kopf balanciert werden.“Nun befindet sich der Brunnen etwa 200 Meter in Dorfnähe, was das Wasserholen ungemein erleichtere, sagt Scherer.
Von dem, was sich in dem Dorf in Uganda verbessert hat, sollen auch die Eltern des Kindergarten St. Josef erfahren. Geplant ist, dass es nochmals einen Brief für die Eltern der Kindergartenkinder gibt, in dem auch Vorher-/Nachherbilder zu sehen sind. Laut Schuler sei im September ein Elternabend angedacht, bei dem auch Videosequenzen aus Uganda gezeigt werden, unter anderem von dem Brunnen, der dank der Spenden wieder funktioniert.