Gränzbote

Einzelhänd­ler sind überwiegen­d skeptisch

Mehrwertst­euersenkun­g wird in der Doppelstad­t kontrovers diskutiert

- Von Michael Pohl

VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Was halten die Unternehme­r von der Mehrwertst­euersenkun­g? Während die einen die Entscheidu­ng begrüßen, ist für die anderen ein zu großer Aufwand mit der Umstellung des Steuersatz­es auf Zeit verbunden. Dies ergab eine Umfrage unter den Einzelhänd­lern in der Doppelstad­t.

Bei den Schwenning­er Einzelhänd­lern herrschte zunächst noch überwiegen­d Unklarheit, was durch die Mehrwertst­euersenkun­g auf sie zukommt. Jürgen Müller, Inhaber des Geschäfts Sport-Müller, kann die Kosten und den Aufwand noch nicht abschätzen. „Wir haben uns das intern auf die Agenda geschriebe­n, um bis Ende der Woche zu wissen, wie wir es machen.“Deshalb könne er die durch die Umstellung entstehend­en Kosten noch nicht abschätzen. Zeitlich reiche es allemal, wenn bis zum Wochenende der Plan stehe. „Technisch habe ich da auch keine Bedenken. Das wird unsere Software-Firma regeln“, erklärt der Unternehme­r. „Ich begrüße die Mehrwertst­euersenkun­g allerdings auf jeden Fall“, betont Müller.

Kritischer ist da Birgit Messner, Inhaberin des Casa-Moda am Marktplatz und in der Friedrich-EbertStraß­e in Schwenning­en. Zwar wisse sie auch noch nicht, was von „Marc Cain“vorgegeben wird, aber die Situation sei momentan sowieso schon schwer genug. „Wir haben momentan eine Reduzierun­g von 30 bis 40 Prozent. Und jetzt sollen noch mal drei Prozent runter“, berichtet Messner. Auch bezweifelt sie, dass die Mehrwertst­euersenkun­g zu mehr Kaufkraft im Einzelhand­el führe. „Das ist doch Quatsch. Die drei Prozent

merkt man, wenn man ein Auto kauft.“

Bei Mode führe die Ersparnis wohl kaum dazu, dass der Kunde deshalb zwei oder drei Teile mehr kaufe. Für Birgit Messner kommt die Änderung auch zeitlich sehr ungünstig: „Ich bekomme demnächst ohnehin ein neues Kassensyst­em. Die Umstellung des alten ist also nicht von langer Dauer“, befürchtet sie unnötigerw­eise zusätzlich­e Kosten.

So wie Birgit Messner bringt auch

Bernd Scheller, der Geschäftsf­ührer des City’s in der Rietstraße in Villingen, das Beispiel mit dem Autokauf. Er glaubt nicht, dass sich die drei Prozent beim Klamottenk­auf niederschl­agen. „Ich glaube nicht, dass sich der Konsum im Textil-Bereich durch die Mehrwertst­euersenkun­gen ankurbeln lässt“, meint Bernd Scheller. Dadurch, dass die Senkung nur für eine kurze Zeit gelte, sei es zudem viel Arbeit. Für ihn selbst sei die Umstellung des Kassensyst­ems kein großer Aufwand, dennoch schildert Scheller, dass es für die Kassenbuch­Führung viel Arbeit mit sich bringe. „Ich bezweifle, dass sich der Aufwand wirklich lohnt“, äußert sich Scheller im Gespräch mit unserer Zeitung skeptisch.

Die Inhaberin des Heimathafe­ns in der Brunnerstr­aße in Villingen, Simone Mader, blickt ebenfalls skeptisch auf den Effekt der Reduzierun­g bei kleineren Artikeln – im Gegensatz zum Autokauf. Wahrschein­lich bemerke der Kunde bei den vergleichs­weise kleinen Dingen, die man in ihrem Laden kaufen könne, kaum einen wirklichen Preis-Unterschie­d.

Wie das mit dem Kassensyst­em geregelt werde, weiß Simone Mader noch nicht, sie müsse das erst mit ihrem Kassen-Anbieter besprechen. „Es wird ein Riesen-Aufwand sein und Anfang nächsten Jahres wieder genau dasselbe“, bedauert Simone Mader. „Alleine die Preisausze­ichnungen im Laden zu verändern wird ein großer Aufwand“, gibt Mader zu bedenken. Sie glaubt, dass sich am Umsatz in ihrer Branche nicht großartig etwas verändern wird, da die Preise sich allgemein im Rahmen halten.

„Das ist natürlich eine feine Sache“, meint ein Verantwort­licher des Elektronik­fachmarkte­s Hoerco im Gespräch mit unserer Zeitung zur Mehrwertst­euersenkun­g. Die technische Durchführu­ng werde für Hoerco keine Probleme ergeben, heißt es. Das Unternehme­n ist Teilhaber der Expert SE, dadurch kümmere sich deren IT-Abteilung um die Veränderun­g des Kassensyst­ems. Der Plan von Hoerco ist es, die Kunden zu diesem Anlass mit besonderer Werbung zu überrasche­n.

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FOTO: OLIVER BERG/DPA Die Umstellung der Mehrwertst­euer ist für den Einzelhand­el eine Herausford­erung.

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