Gränzbote

Sanierung macht Fortschrit­te

Die Sanierung der Zeilenkape­lle schreitet voran und soll Ende des Jahres abgeschlos­sen sein

- Von Linda Seiss

Die Arbeiten an der Zeilenkape­lle sollen Ende des Jahres fertig sein.

EMMINGEN-LIPTINGEN - Beim genauen Hinschauen sind an der Zeilenkape­lle mehr und mehr kleine Veränderun­gen wahrzunehm­en. Die Ziegel sind gereinigt und bedecken das Dach wieder. Am Fenster auf der Rückseite der Kapelle wurde eine Vierung eingebaut. Und auch Innen ist es mit der Sanierung vorangegan­gen.

Martin Weißhaupt vom Architektu­rbüro Kreuzer steht vor der Zeilenkape­lle. Noch ist das Gerüst aufgebaut. Das wird auch noch eine Weile so bleiben. Denn es stehen noch einige Arbeiten an. Er steigt über die schmalen Stufen der Gerüsttrep­pen nach oben. Dort glänzt eine neue Dachrinne. Darunter sind teils noch Löcher in der Wand. Bevor diese komplett verputzt werden, wird noch Strom verlegt. Weißhaupt begutachte­t die Ziegel oberhalb der Rinne und nickt zufrieden. „Das ist ein Hochgenuss“, sagt er und erklärt, dass die gereinigte­n und wieder aufs Dach gedeckten Biberschwa­nzziegel alle von Hand gestrichen seien.

Er geht auf dem Gerüst ein paar Schritte. Inzwischen ist auch der Dachreiter eingerüste­t. Vor der Restaurier­ung war dieser grün gestrichen, erinnert sich Weißhaupt. Nun werde er mit Kupfer eingedeckt, erklärt der Architekt. Wenn das Kupfer oxidiert, dann nimmt es ebenfalls einen Grünton an. Es hätte laut Weißhaupt auch günstigere, aber arbeitsint­ensivere Varianten gegeben. „Das spart die Wartung über die nächsten Jahre.“

Von ganz oben steigt Weißhaupt die Treppen ein Stockwerk hinunter. Er geht an die Rückseite der Kapelle. Dort gibt es ein Fenster. Er streicht mit den Fingern über die Sandsteinu­mrahmung. Der weiche Sandstein nutze sich durch die Witterung ab. Ein Teil ist heller. Dort ist eine Vierung – also ein Ersatzstüc­k – eingebaut worden, erklärt er. Dazu sei das betroffene, kaputte Stück herausgeno­mmen und anhand des alten Stückes eine Schablone für die neue Vierung erstellt worden. Diese wurde dann wieder eingesetzt. „Da wurde makellos gearbeitet“, sagt Weißhaupt. „Der Rest ist in Takt“, sagt er und deutet auf den dunkleren Teil des Fensterrah­mens. „Je weniger man von unserer Arbeit sieht, desto besser. Die alte Substanz soll erhalten bleiben.“

Auf dem Weg nach unten bleibt Weißhaupt stehen und geht auf dem Gerüst in die Hocke. Er zeigt auf eine Stelle, an der der Putz abgebröcke­lt ist. Dort schimmert ein Grauton hervor. Derzeit seien die Farbmuster für die Außenfassa­de in Arbeit. „Die Farbe muss zum Gebäude, dem ursprüngli­chen, passen.“Wenn die Stromkabel verlegt, die Ecken verputzt, der Dachreiter fertig und die Außenfassa­de gestrichen ist, kann das Gerüst komplett zurückgeba­ut werden, erklärt er.

Unten angekommen schließt Weißhaupt die Tür der Zeilenkape­lle auf und geht hinein. Über ein Gerüst geht es wieder nach oben. Er leuchtet an die Decke. „Die Kassettend­ecke wurde gereinigt.“Weißhaupt holt eine Leiter und steigt dann direkt unter das Dach. „Hier sieht man, wie sensibel der Restaurato­r Rolf Hummel mit der Zeilenkape­lle umgeht“, sagt er. An einem Balken zückt er wieder seine Lampe und sagt: „Er nimmt nur das, was kaputt ist und ergänzt das.“Teile des alten Balkens sind mit neuem, hellem Holz, einer sogenannte­n Prothese, ergänzt. Neu sind auch mehrere Stahlseile, die oberhalb des Chorraumes angebracht sind. Diese dienen der statischen Sicherung, erklärt der Fachmann.

Über eine neu angelegte Holztreppe geht Weißhaupt noch etwas höher – direkt unter den Dachreiter. Dort, wo die Glocke hängen soll. Das „Zillerglöc­kchen“war zur Untersuchu­ng in Kempten und ist nun beim Glockenspe­zialisten in Schonach. „Sie wird so eingestell­t, dass es am zuträglich­sten für die Glocke ist.“

Über die Treppe und die Leiter steigt Weißhaupt auch im Inneren der Kapelle wieder hinunter. „Es ist alles erhalten geblieben, was erhalten werden konnte“, sagt er. Das erste Gerüst wird dort bereits abgebaut, dass es mit den Wänden weitergehe­n kann. „Ziel ist es, Ende des Jahres fertig zu werden.“Zeitdruck gebe es keinen, so Weißhaupt. „Außer bei den Fördermitt­eln, aber die haben wir bis Ende des Jahres verlängert bekommen.“

Weißhaupt verlässt den kleinen Kirchenrau­m und schließt wieder ab. Wenn er über die Zeilenkape­lle spricht, nennt er sie ein Juwel. „Die Kapelle passt hier hin und soll ein schönes Ziel für die Leute werden.“

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FOTO: LINDA SEISS
 ?? FOTO: LINDA SEISS ?? Architekt Martin Weißhaupt schaut sich die Vierung genau an und ist zufrieden.
FOTO: LINDA SEISS Architekt Martin Weißhaupt schaut sich die Vierung genau an und ist zufrieden.
 ?? FOTO: LINDA SEISS ?? Nur, wo es zwingend notwendig war, hat der Zimmerer Rolf Hummel Teile des alten Gebälks ersetzt und wie hier zu sehen, Prothesen erstellt.
FOTO: LINDA SEISS Nur, wo es zwingend notwendig war, hat der Zimmerer Rolf Hummel Teile des alten Gebälks ersetzt und wie hier zu sehen, Prothesen erstellt.
 ?? FOTO: LINDA SEISS ?? Die Arbeiten an der Zeilenkape­lle gehen Schritt für Schritt voran.
FOTO: LINDA SEISS Die Arbeiten an der Zeilenkape­lle gehen Schritt für Schritt voran.
 ?? FOTO: LINDA SEISS ?? Der Dachreiter der Zeilenkape­lle ist eingerüste­t.
FOTO: LINDA SEISS Der Dachreiter der Zeilenkape­lle ist eingerüste­t.

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