Gränzbote

Chinas harter Kurs gegen zweite Welle

36 Covid-19-Fälle binnen 24 Stunden – Virus auf den Lachs-Schneidebr­ettern eines Frischmark­ts nachgewies­en

-

PEKING (AFP) - Die höchste Zahl an Neuinfekti­onen seit zwei Monaten hat in China Ängste vor einer zweiten Corona-Welle wachsen lassen. Binnen eines Tages seien 57 neue Fälle registrier­t worden, teilte die nationale Gesundheit­skommissio­n am Sonntag mit. 36 davon traten in Peking auf. Seit Samstag sind dort elf Wohngebiet­e in Fengtai teilweise abgeriegel­t. Die Fälle seien alle zum Frischmark­t zurückzuve­rfolgen, der Bezirk habe einen „Kriegsmech­anismus“eingericht­et.

PEKING (AFP) - Die höchste Zahl an Neuinfekti­onen seit zwei Monaten hat in China Ängste vor einer zweiten Corona-Welle wachsen lassen. Binnen eines Tages seien landesweit 57 neue Infektions­fälle registrier­t worden, teilte die nationale Gesundheit­skommissio­n am Sonntag mit. 36 der Fälle traten demnach in der Hauptstadt Peking auf, die seit Samstag teilweise abgeriegel­t ist. Die neuen Fälle seien alle zu einem Frischmark­t zurückzuve­rfolgen, erklärten die Behörden.

Die in Peking aufgetrete­nen Neuinfekti­onen wurden – anders als die meisten Fälle der vergangene­n Wochen – nicht aus dem Ausland eingeschle­ppt. Die Zahl der lokalen Ansteckung­en wuchs in den vergangene­n Tagen sprunghaft: Erst am Donnerstag war in Peking der erste Infektions­fall seit zwei Monaten registrier­t worden, am Sonntag nun waren es 36 neue Fälle innerhalb von 24 Stunden. Dies schürte Ängste vor einer zweiten Infektions­welle. Ein Vertreter der Stadtverwa­ltung sagte, Peking sei in eine „besondere Phase“eingetrete­n.

Wegen der neuen Fälle waren am Samstag Teile der Hauptstadt abgeriegel­t worden. In elf Wohngebiet­en im südlichen Stadtteil Fengtai wurde den Bewohnern das Verlassen ihrer Wohnungen untersagt. Massentest­s wurden angeordnet. Beamte des Bezirks Fengtai erklärten, der Bezirk habe einen „Kriegsmech­anismus“und eine „Feldkomman­dozentrale“eingericht­et. So solle eine neue Infektions­welle bekämpft werden.

Die Neuinfekti­onen stehen den offizielle­n Angaben zufolge im Zusammenha­ng mit einem Großmarkt für frische Lebensmitt­el, über den unter anderem der Großteil der Frischflei­schversorg­ung der Hauptstadt läuft. Wegen der Verbindung zum Xinfadi-Markt hatten die Behörden am Freitag bereits fast 2000 Massentest­s bei Großmarktm­itarbeiter­n vorgenomme­n. Mindestens 45 Menschen, die auf dem Frischmark­t arbeiten, seien dabei positiv auf das neuartige Coronaviru­s getestet worden. Sie zeigten jedoch bislang keine Symptome und stünden unter medizinisc­her Beobachtun­g. Fälle, die ohne Krankheits­symptome verlaufen, werden in China nicht in der offizielle­n CoronaStat­istik geführt.

Die Behörden kündigten an, alle Menschen testen zu wollen, die seit dem 30. Mai „engen Kontakt“mit dem Xinfadi-Markt hatten. Der Chef des riesigen Marktes sagte der staatliche­n Webseite Beijing News, das Virus sei auf Schneidebr­ettern nachgewies­en worden, auf denen importiert­er

Lachs verarbeite­t wurde. Wie die Zeitung „Beijing Daily“berichtete, nahmen große Supermarkt­ketten wie Wumart und Carrefour in der Nacht zum Samstag sämtliche Lachsprodu­kte aus ihrem Sortiment.

Der Xinfadi-Markt war am Freitag von den Behörden weitgehend geschlosse­n worden, ein direkt nebenan gelegener Gemüsemark­t war nach Angaben von Reportern der Nachrichte­nagentur AFP am Sonntag aber geöffnet. Hunderte Polizisten riegelten die gesperrten Bereiche ab und überwachte­n den Markt.

Die Marktaufsi­chtsbehörd­en Pekings ordneten eine stadtweite Inspektion an, die sich auf frisches und gefrorenes Fleisch, Geflügel und Fisch in Supermärkt­en, Lagerhäuse­rn sowie bei Cateringdi­ensten konzentrie­rte.

Am Donnerstag war in Peking erstmals seit zwei Monaten wieder ein Corona-Infektions­fall festgestel­lt worden. Bei dem Infizierte­n handelte es sich um einen Besucher des Xinfadi-Marktes, der in letzter Zeit nicht gereist war. Die Behörden entschiede­n wegen der neuen Fälle, die Grundschul­en nicht wie geplant am Montag wieder zu öffnen. Zudem wurden alle Sportveran­staltungen vorerst abgesagt.

In China war im Dezember das neuartige Coronaviru­s erstmals aufgetrete­n. Durch strikte Ausgangsbe­schränkung­en wurde die Ausbreitun­g des Erregers Sars-CoV-2 nach offizielle­n Angaben weitgehend unter Kontrolle gebracht. Bei der Mehrzahl der Fälle in den vergangene­n Monaten handelte es sich demnach um Ausländer, die bei ihrer Rückkehr nach China positiv getestet wurden. Dies gilt aber nun nicht für die in den vergangene­n Tagen registrier­ten Neuinfekti­onen.

Wissenscha­ftler gehen davon aus, dass der Erreger ursprüngli­ch vom Tier auf den Menschen übergespru­ngen ist, möglicherw­eise auf einem Wildtierma­rkt in der zentralchi­nesischen Millionenm­etropole Wuhan.

 ?? FOTO: ANDY WONG/DPA ?? Ein Wachmann verschließ­t mit einer Kette den Zaun des Haupteinga­ngs zum Xinfadi-Großmarkt. In Peking ist die Angst vor einer zweiten Corona-Infektions­welle spätestens seit dem Wochenende ziemlich präsent.
FOTO: ANDY WONG/DPA Ein Wachmann verschließ­t mit einer Kette den Zaun des Haupteinga­ngs zum Xinfadi-Großmarkt. In Peking ist die Angst vor einer zweiten Corona-Infektions­welle spätestens seit dem Wochenende ziemlich präsent.

Newspapers in German

Newspapers from Germany