Gränzbote

Dorfleben in 200 Bildern

Ewald Reiser und Alfred Sieger müssen ihre Ausstellun­g um ein Jahr verschiebe­n

- Von Frank Czilwa

EGESHEIM - Ein wenig enttäuscht sind Ewald Reiser und Alfred Sieger schon, dass die Ausstellun­g zur Egesheimer Geschichte, die sie gemeinsam mit Bürgermeis­ter Hans Marquart vorbereite­t haben, in diesem Jahr nicht gezeigt werden kann. Doch im kommenden Jahr wird die umfassende Ausstellun­g zum Egesheimer Dorfleben nachgeholt.

Eigentlich hätte am Samstag, 13. Juni, die Ausstellun­g zum Gemeindeju­biläum eröffnet werden sollen. Doch wegen Corona muss das vielfältig­e und durchdacht­e Veranstalt­ungsprogra­mm, das die Gemeinde zur Feier von 1250 Jahren seit ihrer ersten urkundlich­en Erwähnung zusammenge­stellt hat, um ein Jahr verschoben werden.

Das Festwochen­ende ist nun für den 25. bis 27. Juni 2021 geplant, die Ausstellun­g für den Zeitraum vom 12. Juni bis 11. Juli 2021. Jedenfalls wird der Terminkale­nder für 2021 in Egesheim sehr eng, da auch die örtlichen Vereine einiges vorhaben.

Für die Planung des Festwochen­endes bedeutet dies mehr oder weniger „zurück auf los“, so Alfred Sieger. Die Ausstellun­g in der Gemeindeha­lle kann dagegen eins zu eins übernommen werden so wie sie bereits jetzt geplant ist.

Alfred Sieger und Ewald Reiser haben dafür rund 500 Fotos von Egesheimer Bürgern ausgeliehe­n, eingescann­t und bearbeitet. Rund 200 davon haben sie für die Ausstellun­g ausgewählt.

An 27 Tischen mit Bildtafeln wird die Ausstellun­g Aspekte des Egesheimer Dorflebens und seiner Geschichte darstellen, angefangen mit „Egesheim damals“mit einer Erläuterun­g des Wappens. Dargestell­t werden die drei Ehrenbürge­r Bischof Wilhelm Reiser, Pfarrer Erwin Voith und – als einziger noch Lebender – Alt-Bürgermeis­ter Josef Bär; die Pfarrer und Geistliche­n der Gemeinde, die Kirche, die Loretto-Kapelle und die Glocken; alte Klassenfot­os der 1973 aufgelöste­n Grundschul­e; die 1200-Jahr-Feier vor 50 Jahren; Gewerbe, Handwerk und Wirtschaft; die Gefangensc­haft von François Mitterand (1916-1996) in Egesheim und seine Rückkehr als sozialisti­scher Politiker und künftiger französisc­her Staastsprä­sident; Egesheimer Originale; Hochwasser und Brände; Bilder aus dem alten Egesheimer Dorf- und Vereinsleb­en.

Breiten Raum werden auch Egesheimer Bräuche wie das Eierschupf­en und die Fasnet einnehmen, die in Egesheim eine lange Tradition hat und – obwohl oder vielleicht gerade weil sie unorganisi­ert und spontan gefeiert wurde – recht bekannt war und auch viele Auswärtige anzog.

Ein alter Brauch sind die „Sterbebild­er“, die an Egesheimer vergangene­r Zeiten erinnern. Eine Staffelei wird der Egesheimer Künstlerfa­milie Sieger gewidmet sein.

Die bedeutende­n lokalen Sehenswürd­igkeiten Ruine Granegg, Heidentor und Plattenkal­k werden ebenfalls gewürdigt – und zwar einschließ­lich Jura-Fossilien und, wenn sich das im kommenden Jahr noch einmal so organisier­en lässt wie für dieses Jahr geplant, dann auch mit originalen archäologi­schen Fundstücke­n vom Heidentor.

Dass die letzte Station nur eine Geiß zeigen wird, hängt damit zusammen, dass die Egesheimer, die in einem der ärmsten Dörfer der Region lebten, von ihren wohlhabend­eren Nachbarn als „Geißen“verspottet wurden.

Nicht immer war es möglich, jeden Einzelnen auf den alten Gruppenund Vereinsfot­os zu identifizi­eren. Eigentlich sollte man ja meinen, dass die Zahl der Fotos heutzutage, wo jeder in Gestalt seines Handys oder Smartphone­s eine kleine Kamera mit sich trägt, zunimmt. Aber vielleicht gerade deshalb gibt es heutzutage kaum noch die klassische­n Gruppen- und Familienfo­tos.

Die Geselligke­it hat sich im Vergleich zu früheren Jahrzehnte­n grundlegen­d gewandelt. „Im Dorf fehlt eine Gastronomi­e“, stellt Reiser fest.

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