Gränzbote

Dortmund hat Dusel, Werder darf weiterzitt­ern

- Von Jürgen Schattmann

Mit der ganzen Macht ihres Lobbyismus­ses bewirkte die Fußball-Bundesliga im Mai ihr schnelles Comeback, warum, ist jetzt klarer. Zwar überträgt der TVSender Sky wieder, zahlt den 36 Clubs aber nächste Saison 150 Millionen Euro weniger als geplant, nur 1,2 Milliarden Euro statt 1,35. Womöglich, weil zwei der Neustart-Spieltage unter der Woche stattfinde­n, womöglich auch, weil das Flair der Zuschauer bis auf Weiteres fehlt – das Produkt hat also an Wert verloren. Oder auch, weil Sky selbst infolge der Wirtschaft­skrise weniger Abonnenten befürchtet und seine Marktmacht ausnutzte. Würde der Sender nicht übertragen, bekäme ja keiner mit, dass Fußball stattfinde­t, und die Sponsoren wären eher unerfreut. Es ist eine gegenseiti­ge Abhängigke­it, die da stattfinde­t zwischen TV und Fußball – und Politik womöglich auch –, die man nicht gut finden muss.

Klar ist: Den Clubs fehlt mehr Geld G als gedacht. Borussia Dortmund betrifft das eher weniger, der BVB spielt nach dem 1:0-Sieg bei Fortuna Düsseldorf im Spätherbst so gut wie sicher wieder Champions League – auch dank des späten Tores von Stürmer Haaland in der 95. Minute. Der

Sieg der Gäste war extrem schmeichel­haft, die viel engagierte­re Fortuna, Stürmer Steven Skrzybski nämlich, traf zuvor zweimal den Pfosten. „Ich bin nicht oft sprachlos, aber heute bin ich sprachlos. Mit unseren Möglichkei­ten haben wir ein sehr gutes Spiel gemacht. Meine Jungs mussten unheimlich hohen Aufwand betreiben, sind neun Kilometer mehr gelaufen“, sagte Fortuna-Trainer Uwe Rösler, nur: Am Ende verloren die Jungs eben. Haaland fasste sich danach wie immer kurz: „Good teams win on bad days“, sagte der Norweger: „Gute Mannschaft­en gewinnen an schlechten Tagen.“Aber nur, wenn sie einen Matchwinne­r wie ihn haben. BVB-Sportdirek­tor Michael Zorc wusste das: „Es ist ein Segen, wenn du einen solchen Spieler auf der Bank hast“, sagte Zorc. „Erling bringt dann noch mal eine riesige Energie mit ins Spiel.“G BVB-Rivale Leipzig, nun seit zwölf Spielen unbesiegt, hatte bereits am Freitag durch ein 2:0 bei der TSG Hoffenheim vorgelegt. RB-Matchwinne­r war der spanische Nationalsp­ieler Dani Olmo, der der Barça-Schule entstammt und im Januar für 25 Millionen Euro von Zagreb gekommen war. Der 22-Jährige entschied die Partie früh per Doppelpack (9./11.) und wurde danach von Trainer Julian Nagelsmann geadelt: „Er ist ein großes Talent, ein Top-Typ, der lernen will, der die nötige Bescheiden­heit hat, aber auch den Ehrgeiz und das Selbstvert­rauen und auch den Mund aufmacht und sagt, er Erling will jetzt mal spielen.“Nagelsmann war zufrieden nach seiner ersten

Rückkehr in die alte Heimat, auch mit den Hoffenheim­ern. „Ich habe die Mannschaft lange ausgebilde­t – wäre schade, wenn die hier gar nichts könnten“, witzelte er. Mit Nationalst­ürmer

Timo Werner plant Nagelsmann übrigens ab Herbst nicht mehr. „Ich glaube nicht, dass er nächstes Jahr noch hier ist.“Der Torjäger kann RB verlassen, sofern ein Club bis zum 15. Juli die 53Millione­n-Euro-Klausel zieht – der FC

Chelsea gilt als großer Favorit. Auch Nagelsmann hat angeblich Anfragen aus Chelsea, Dortmund und von Real Madrid, negiert das aber: „Ich höre und lese auch immer von den Gerüchten. Bei mir hat noch nie einer angerufen, meine Nummer haben sie nicht. Es gibt ein Instagramp­rofil, das bin ich aber nicht.“ Hoffenheim ist offenbar an Florian G

Kohfeldt interessie­rt, dem Trainer von Werder Bremen, warum, zeigte der Coach beim 5:1-Sieg im Kellerduel­l beim SC Paderborn. Das Spiel, in dem die Gäste einen 0:1-Rückstand wettmachte­n, lässt die Hanseaten wieder hoffen, doch noch Rang 16 oder 15 zu erreichen. „Wir können mitnehmen aus dem Spiel, dass wir Druck standhalte­n können“, sagte Kohfeldt. Ob die Bremer das auch am Dienstag schaffen? Dann geht’s gegen den FC Bayern, der an der Weser den Titel perfekt machen kann. „Auch nicht das leichteste Spiel“, findet Kohfeldt. Danach tritt Werder beim Kellerriva­len Mainz an, am Ende gegen Köln. Die punktgleic­hen Düsseldorf­er müssen noch nach Leipzig und zu Union, dazwischen geht es gegen Augsburg. Paderborn dagegen ist so gut wie abgestiege­n. SCP-Trainer Steffen Baumgart war desillusio­niert: „Wenn wir heute gewonnen hätten, wäre noch was möglich gewesen. Wenn du so eine Leistung bringst, brauchst du nicht mehr zu reden.“Die furios gestartete­n Paderborne­r sind mit Abstand der ärmste Club der Liga. Auf lange Sicht schießt Geld, wenn es in Qualität investiert wird, eben doch Tore.

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FOTO: DPA Schon bei der Einwechslu­ng optimistis­ch: Dortmunds Torjäger Erling Haaland.
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