Gränzbote

Kompetenzg­erangel bei den Bayern

Müllers Aussagen zum Gehalt kommen bei Sportdirek­tor Salihamidz­ic nicht gut an

- Von Patrick Strasser

MÜNCHEN - Die beiden Bundesliga­Spiele des FC Bayern München gegen Borussia Mönchengla­dbach in dieser Saison bilden eine schöne Rahmenhand­lung. Dezember 2019: Nach dem glückliche­n 2:1 dank eines späten Siegtreffe­rs der Borussia gegen den Abo-Meister am 14. Spieltag rutscht Bayern auf Rang sieben (!) ab, ganze sieben Punkte hinter dem Spitzenrei­ter vom Niederrhei­n. 17 Spieltage, also eine halbe Saison später, residiert der alte und immer wieder neue Meister nach dem ebenso glückliche­n 2:1 dank eines ebenso späten Siegtreffe­rs auf dem Thron der Liga.

Zwischen sich und die Borussia, die am Samstagabe­nd beinahe einen verdienten Punkt aus der Allianz Arena entführt hätte, brachte Bayern 17 Zähler, hat also seit Dezember 24 Punkte mehr geholt. Der Rekordmeis­ter zieht in einer prunkvolle­n Parade der Überlegenh­eit durch die Lande.

Zehn Ligaspiele hintereina­nder gewann Bayern unter Trainer Hansi Flick, solch eine Serie gelang zuletzt Jupp Heynckes 2017/18. Wettbewerb­sübergreif­end sind es 13 erfolgreic­he Partien. 92 Treffer hat der FC Bayern in dieser Saison erzielt. Das ist ewiger Rekord in der Bundesliga nach 31 Spieltagen. Gegen die Borussia reichte es auch ohne die gesperrten Torgarante­n Thomas Müller und Robert Lewandowsk­i, sonst die Gierigsten unter den Gierigen. Lewandowsk­i-Ersatz Joshua Zirkzee, das 19jährige Mittelstür­mer-Talent aus den Niederland­en, traf nach unfreiwill­iger Vorlage von Gladbachs Torhüter Yann Sommer zum frühen 1:0, der erneut bärenstark­e Leon Goretzka sicherte kurz vor Schluss den Dreier.

Am Dienstag (20.30 Uhr/Sky) können die Bayern mit einem Erfolg bei Werder Bremen die Krönung vollziehen und den achten Titel in Serie einfahren. „Wir wollen den Sack zumachen und unsere Erfolgsser­ie fortsetzen“, kündigte Flick an. Friede, Freude, Meisterkuc­hen? Nicht ganz. Denn die Bayern wären nicht die Bayern, würden sie sich einen Brandherd nicht selbst legen.

Intern schwelt ein Streit um Gehaltsver­zicht und Ablösesumm­en. Losgetrete­n von Thomas Müller mit seinen Aussagen nach dem DFB-Pokalhalbf­inale gegen Eintracht Frankfurt (2:1), der daraufhin am Samstag einen deutlichen Rüffel von Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic erhielt. Dazu wiederum sprach Müller über seine sozialen Netzwerke „Mein Wort zum Sonntag“.

Der Reihe nach, erster Akt: „Es ist auch ein bisschen paradox, wenn man immer über Neuzugänge spricht und gleichzeit­ig Gehälter eingespart werden“, nörgelte der Weltmeiste­r von 2014 am Mittwoch

Hasan Salihamidz­ic über das Gespräch mit Thomas Müller und spielte damit auf den mit den Bossen aufgrund der Corona-Pandemie ausgehande­lten Gehaltsver­zicht der Profis von 20 Prozent an sowie auf die Gerüchte über sündhaft teure Transfers von Topstars wie Kai Havertz (Bayer Leverkusen) oder Leroy Sané (Manchester City). Das nahm Salihamidz­ic vor der Gladbach-Partie zum Anlass, dem kickenden Angestellt­en Müller bei Sky verbal eine mitzugeben. „Thomas hat sich verdribbel­t. Wir haben uns hingesetzt und ich habe ihm gesagt, dass es nicht korrekt war. Er hat das verstanden, er ist ein sehr, sehr intelligen­ter Junge.“Ein Kompetenz-Zoff nach dem Motto: Wer hat hier die Hosen an?

Müller versuchte mit seiner sonntäglic­hen Replik per Videostate­ment, Wind aus der Nummer zu nehmen. Laut dem 30-Jährigen gebe es keinen internen Streit über den Gehaltsver­zicht

und die geplanten „Toptransfe­rs, die wir absolut brauchen“. Müller, der anmerkte, seine Aussagen seien „üblicherwe­ise provokativ“interpreti­ert worden, weiter: „Wir haben aus ganz anderen Gründen auf unser Gehalt verzichtet, nämlich für unsere Mitarbeite­r. Ich persönlich will den bestmöglic­hen Kader in der nächsten Saison. Ich habe große Ziele. Ich will die Champions League gewinnen. Ich will, dass wir richtig angreifen und den Lauf, den wir haben, fortführen.“Die Gier nach Erfolg ist ja auch die gesündere.

Trainer Flick, die Abteilung Gelassenhe­it der Bayern, sagt zu alldem: „Es wird Transfers geben – auch wenn wir auf Gehalt verzichten. Intern habe ich diese Diskussion noch nicht gehört. Es ist völlig in Ordnung, wenn die Spieler sich über so etwas unterhalte­n.“

„Er ist ein sehr, sehr intelligen­ter Junge.“

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