Ohne Rücksicht
Tennis in Serbien mit Fans und ohne Abstand
BELGRAD (dpa/sz) - Hinter den Kulissen wird darum gerungen, ob Ende August die US Open in New York unter strengen Hygieneregeln beginnen. Auf Initiative des Kritikers Novak Djokovic bestreitet unterdessen auch Alexander Zverev Showkämpfe. Auf Abstandsregeln wird keine Rücksicht genommen. Bei der DTB Series in Deutschland mit Jan-Lennard Struff müssen strenge Hygieneregeln beachtet werden, in Serbien dagegen überhaupt nicht.
Dicht nebeneinander stehen Zuschauer, Alexander Zverev reicht ihnen Handtücher weiter und umarmt nach seiner Niederlage am Sonntag Novak Djokovic am Netz. In Belgrad hat sich der Halbfinalist der Australian Open nach rund dreieinhalb Monaten Pause bei einem inoffiziellen Tennisturnier zurückgemeldet. Das Ambiente der Adria-Tour, initiiert vom Weltranglisten-Ersten Djokovic, ließ nicht erahnen, dass es sich um Show-Wettkämpfe während der Corona-Pandemie handelt. Vor der mit Spannung erwarteten Entscheidung voraussichtlich an diesem Montag, ob die US Open im stark betroffenen New York tatsächlich stattfinden können, wird die Veranstaltung auch kritisch gesehen.
Zverev jedoch freute sich, dass am Samstag selbst bei seinem erst nach Mitternacht beendeten 4:1, 4:1 gegen den Serben Viktor Troicki Zuschauer da waren. „Das bedeutet mir viel. Als wir die Tour gestartet haben, wussten wir nicht, ob wir Zuschauer haben dürfen, jetzt dürfen wir“, sagte der 23-Jährige. Am Sonntag verlor er gegen Djokovic mit 0:4, 4:1, 2:4 und verpasste damit knapp das Finale.
In Serbien sind nach der coronabedingten Zwangspause seit dem 1. Juni auch wieder Fußballspiele mit Publikum erlaubt, wenn zwischen den Zuschauern ein Sicherheitsabstand
von einem Meter eingehalten wird. Von solchen Vorsichtsmaßnahmen war beim Tennis aber auf Bildern und bei Fernsehübertragungen nichts zu sehen. Zverev verabschiedete sich mit Handschlag und Schulterklopfen von seinem Gegner, gab auch dem Schiedsrichter die Hand. Auch Ballkinder waren auf dem Platz. Gegen Troicki gelang Zverev der zweite Sieg im zweiten Spiel. Zuvor hatte er sich am Samstag mit mehr Problemen und nach abgewehrten Matchbällen mit 0:4, 4:3 (7:5), 4:3 (7:2) gegen den Serben Filip Krajinovic durchgesetzt. In der anderen Gruppe spielt unter anderen der österreichische Topspieler Dominic Thiem. Die Spiele wurden mit verkürzten Sätzen ausgetragen. „Ein voller Center Court ist ein Traum für jeden Spieler“, sagte Thiem.
Mit der Showkampfserie will Djokovic Gelder für karitative Zwecke sammeln. Die Profi-Touren ATP und WTA stehen nach wie vor still, mindestens bis zum 31. Juli sind die Turniere ausgesetzt. Auch der Deutsche Tennis Bund veranstaltet daher eine Turnierserie – allerdings mit weniger Prominenz, dafür schärferen Regeln.