Der VfB verliert das Derby und muss zittern
Karlsruher SC schöpft nach seinem Sieg Mut im Abstiegskampf, den VfB schmerzt der Dämpfer vor allem mental
Der VfB Stuttgart zeigt Nerven im Kampf um die Bundesliga-Rückkehr: Erstmals seit 13 Jahren verloren die Cannstatter am Sonntag das
Südwest-Derby beim Karlsruher SC. Hier freut sich Lukas Fröde über seinen Siegtreffer zum 2:1 aus Sicht der Badener (Foto: Robin Rudel/imago
images). Der VfB fiel zurück auf Relegationsrang drei. Nur einen Punkt dahinter lauert der weiter starke 1. FC Heidenheim.
KARLSRUHE (dpa/SID/falx) - Ein vermeintlich harmloser Kullerball traf den VfB Stuttgart letztlich mitten ins Herz. Durch ein kurioses Tor von Lukas Fröde aus dem Getümmel heraus verloren die Schwaben das Baden-Württemberg-Derby beim Karlsruher SC mit 1:2 (1:1) und kassierten damit einen bitteren Rückschlag im Aufstiegsrennen – wieder einmal gegen einen klaren Außenseiter. Wieder einmal auswärts, wo der VfB in dieser Saison bislang nur überaus magere 17 von 48 möglichen Punkten geholt hat.
„Das tut natürlich weh“, räumte Trainer Pellegrino Matarazzo nach der ersten Stuttgarter Derby-Niederlage gegen den KSC seit 13 Jahren ein. In der 72. Minute war der entscheidende Gegentreffer gefallen. „Das ist im Großen und Ganzen zu wenig, das ist nicht unser Anspruch“, pflichtete Mittelfeldspieler Philipp Klement bei, betonte aber: „Der Aufstieg ist noch nicht verspielt.“Denn ganz so schwarz muss man – da auch Bielefeld und der Hamburger SV regelmäßig patzen – dann doch noch nicht malen.
Bei noch drei verbleibenden Partien liegt der VfB als Tabellendritter allerdings nur noch einen Punkt vor dem Vierten aus Heidenheim. Der direkte Wiederaufstieg ist in akuter Gefahr – auch wenn der zweitplatzierte HSV nur einen Zähler mehr hat. Aber es ist gerade die Art und Weise, die die Stimmung am Wasen trüben dürfte. Wieder einmal fehlte vorn die Kaltschnäuzigkeit und die Ideen, wirkte die Abwehr überfordert. Während sich Holger Badstuber mutig in jeden Zweikampf schmiss und weitere Gegentore knapp verhinderte, schien vor allem Nebenmann Marcin Kaminski überfordert. Weshalb Kapitän und Innenverteidiger Marc-Oliver Kempf auf der Bank Platz nehmen musste anstatt dem Team Stabilität zu verleihen, musst sich Trainer Matarazzo zudem fragen lassen.
„Ich würde nicht sagen, dass sie mehr Körner hatten, ich würde eher sagen, wir haben uns blöd angestellt“, gab Klement selbstkritisch zu: „Nach dem zweiten Tor haben wir es gar nicht mehr hinbekommen, richtig Druck aufzubauen.“Auch
Matarazzo wurde deutlich: „Dann kassieren wir ein Standard-Gegentor, das uns komplett rausgerissen hat. Danach war es zu hektisch, zu wild, zu viele Fehlpässe dabei. Unterm Strich bin ich natürlich unzufrieden.“
Der KSC hingegen sprang dank seines Coups aufgrund des knapp besseren Torverhältnisses auf den Nicht-Abstiegsplatz 15 und holte sich nach zuvor vier sieglosen Partien in Folge neues Selbstvertrauen für den Schlussspurt. „Ich bin unfassbar stolz auf meine Mannschaft“, sagte Coach Christian Eichner und konnte sich einen kleinen Seitenhieb in Richtung des Stuttgarter Sportdirektors Sven Mislintat nicht verkneifen: „Ich habe der Mannschaft am Montag die Videobotschaft weitergeleitet, in der die klare Ansage Richtung Karlsruhe kam, die drei Punkte mitzunehmen. Das hat uns durch die Woche getragen, war Ansporn für uns, jeden Tag an die Grenze zu gehen. Genau das hat die Mannschaft heute gezeigt.“
Keine sieben Minuten dauerte es, da traf ausgerechnet der ExStuttgarter Marvin Wanitzek nach einem Fehlpass von Kaminski zur Karlsruher Führung. Nur drei Minuten später tauchte der Mittelfeldspieler wieder gefährlich im gegnerischen Strafraum auf, wurde aber gerade noch von Badstuber am Abschluss gehindert.
Für die Schwaben, die erneut ohne den angeschlagenen Spielmacher
Daniel Didavi auskommen mussten, reichte es nur zum zwischenzeitlichen Ausgleich durch einen sicher verwandelten Foulelfmeter von Nicolas Gonzalez (35.) nach einem Foul von Manuel Stiefler an Silas Wamangituka. In den zweiten Durchgang starteten die Gäste zwar schwungvoll, Wamangituka (48.) und Klement (49.) vergaben aber. Stattdessen traf Fröde auf der Gegenseite zum 2:1 für den KSC.
„Das ist Balsam für die Seele“, kommentierte der Matchwinner sein Tor: „Aber es wird ein Kampf bis zum Ende sein.“Das gilt für den KSC am Tabellenende genauso wie für
Pellegrino Matarazzo
den VfB in der Aufstiegsregion. Die Schwaben müssen am Mittwoch gegen den SV Sandhausen auf Mittelfeld-Stabilisator Wataru Endo aufgrund dessen fünfter Gelben verzichten. Allerdings wird sich Trainer Matarazzo auch da wieder etwas ausdenken, denn auch wenn es mental einen kräftigen Dämpfer setzte, punktetechnisch hat sich nicht viel verändert: „Es geht weiter. Der Blick richtet sich auf Sandhausen. Wir haben theoretisch auch noch alles in der Hand, wenn wir den dritten Platz behaupten. Aber natürlich wollen wir auch direkt aufsteigen – ohne Relegation“, gab der Trainer die Marschrichtung aus. Auch Klement meinte: „Es sind noch drei Spiele. Man sieht es von Woche zu Woche, dass sich die Tabelle ständig ändert.“
Vielleicht ja auch schon bald einmal im Sinne des VfB Stuttgart.
„Wir haben theoretisch auch noch alles in der Hand, wenn wir den dritten Platz behaupten.“