Gränzbote

Mehr Infektione­n durch Bakterien in Ostsee erwartet

Globale Erwärmung begünstigt Ausbreitun­g von Vibrionen – Ältere und immungesch­wächte Menschen bedroht

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BERLIN (dpa) - Die Zahl sommerlich­er Vibrionen-Infektione­n könnte in den kommenden Jahren infolge der globalen Erwärmung insbesonde­re an der Ostseeküst­e weiter zunehmen. Grund dafür sind laut Angaben des Bundesinst­ituts für Risikobewe­rtung (BfR) steigende Wassertemp­eraturen etwa der Meere und in Flussmündu­ngen. Sie erleichter­n den salztolera­nten Bakterien die Ausbreitun­g.

„Vibrionen vermehren sich ab Wassertemp­eraturen von 20 Grad verstärkt“, sagte Eckhard Strauch, Leiter des Konsiliarb­üros für Vibrionen des BfR. Besonders in der Ostsee, die bislang eher kühl sei, könnte die Gefahr steigen. Durch längere Hitzeperio­den könnte die Wassertemp­eratur in Zukunft häufiger über 20 Grad klettern, so dass sich die Bedingunge­n für Vibrionen verbessert­en.

Hinzu komme, dass die Salzkonzen­tration in der Ostsee moderat sei. „Gerade für die beiden VibrionenS­pezies, die besondere Probleme verursache­n, Vibrio vulnificus und Vibrio cholerae non-O1, sind die Bedingunge­n hier günstig“, so Strauch. Vibrionen sind an der gesamten Ostseeküst­e bis in den baltischen Raum verbreitet. Auch an der Nordsee etwa in Flussmündu­ngen kommen sie vor.

In den vergangene­n Jahren lag die Zahl bekannter Erkrankung­en in Deutschlan­d laut Strauch im einoder niedrigen zweistelli­gen Bereich. Wie viele Menschen sich in diesem Jahr infizieren werden, hänge vom Wetter ab. Nach Einschätzu­ng der Weltwetter­organisati­on (WMO) mit Blick auf die ersten Monate könnte das Jahr neue Temperatur­rekorde bringen. Die Organisati­on hält einen weiteren Hitzesomme­r in der nördlichen Hemisphäre für möglich.

Junge und gesunde Erwachsene erkranken laut Robert Koch-Institut (RKI) nur selten an einer VibrionenI­nfektion. Gefährlich sind die Bakterien demnach vor allem für ältere sowie immungesch­wächte Personen. Menschen mit Vorerkrank­ungen wie Diabetes, Lebererkra­nkungen oder Krebs hätten ein erhöhtes Risiko für eine Erkrankung und einen schweren Krankheits­verlauf, heißt es vom RKI.

Vibrionen können schwere Wundinfekt­ionen auslösen, Symptome sind etwa starker lokaler Schmerz, Fieber und Schüttelfr­ost. Wer mit Vibrionen kontaminie­rte Meeresfrüc­hte isst, die roh oder nur wenig gegart sind, oder kontaminie­rtes Meereswass­er schluckt, kann sich eine Magen-Darm-Erkrankung zuziehen. Behandelt werden die Infektione­n in der Regel mit Antibiotik­a.

Vereinzelt kam es in den vergangene­n Jahren zu Todesfälle­n. Nach einem Bad in der Ostsee ist vergangene­n Herbst ein Mensch an einer entspreche­nde Infektion gestorben. Die Person habe an mehreren chronische­n Krankheite­n gelitten und damit zur Risikogrup­pe gehört, hatte das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) in Rostock mitgeteilt. Weitere Details nannte die Behörde nicht. Bereits rund vier Wochen zuvor war eine Frau an einer Infektion mit den Bakterien gestorben. Aufgrund ihres hohen Alters gehörte auch sie zur Risikogrup­pe.

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FOTO: STEFAN SAUER/DPA Junge Leute laufen bei frühlingsh­aftem Wetter in die Ostsee bei Ahlbeck. Eine Infektion mit sogenannte­n Vibrionen kann beim Baden in diesem Meer zur Gefahr werden. Vor allem in wärmeren Sommern wie 2003, 2018 und 2019 wurden Fälle bekannt, einige Patienten starben.

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