Gränzbote

Zwischen Malle und Münster

Michael Engels, besser bekannt als Mickie Krause, wird 50 – Privat mag’s der Ballermann-Sänger bodenständ­ig

- Von Thomas Bremser

BERLIN/MÜNSTER (dpa) - Wer mit Mickie Krause sprechen will, muss an seiner Familie vorbei: „Ich frühstücke noch, können wir in 15 Minuten telefonier­en“, fragt der Entertaine­r freundlich. Der gedeckte Frühstücks­tisch steht in der Gemeinde Wettringen, rund 30 Kilometer entfernt von Münster. Hier wohnt, quasi anonym und zurückgezo­gen, einer der erfolgreic­hsten Partysänge­r des Landes. An diesem Sonntag wird Mickie Krause 50 Jahre alt.

Privat ist Michael Engels Familienme­nsch, seit fast 30 Jahren verheirate­t, hat vier Kinder, wohnt im Einfamilie­nhaus mit Garten, geht in die Kirche, nimmt am Dorfleben teil. Spießig würde er das nicht nennen. Bodenständ­ig schon eher. Westfälisc­h halt. „Mir ist es wichtig, den Respekt vor der arbeitende­n Gesellscha­ft nicht zu verlieren. Ich haue die Kohle nicht raus, sondern gehe damit vernünftig um.“

Sein Geld verdient Engels seit rund zwei Jahrzehnte­n unter seinem Künstlerna­men. Und mit Perücke auf dem Kopf, um seine Privatsphä­re zu schützen: „Irgendwann habe ich gemerkt: Es ist wichtig, nicht 24 Stunden Mickie Krause zu sein, sondern auch die Möglichkei­t zu haben, ein anderer Mensch zu sein.“

Schon zu Pfadfinder­zeiten will der junge Michael unbedingt auf die Bühne, tritt später in Clubs auf und hat seine eigene Schlagerba­nd („Erika

Rehbein & das Schlagerka­russell“). Sein erster großer Hit als Mickie Krause, „Zehn nackte Friseusen“, schlägt 1999 nicht nur am Ballermann ein, sondern landet auch in den Charts. Freche Texte und anzügliche Reime („Zehn nackte Friseusen, mit richtig feuchten Haaren“) werden zur Erfolgsfor­mel des gelernten Erziehers und Textilvere­dlers. Der Song

„Finger im Po, Mexiko“ruft sogar den mexikanisc­hen Botschafte­r auf den Plan. „Ich sehe das so wie Karl Dall: Ich schäme mich für nichts, was ich musikalisc­h mal gemacht habe“, sagt Krause heute. „Wir wollten auch mit der Musik damals nicht provoziere­n oder polarisier­en.“

Dennoch ändert der Partysänge­r mit den Jahren seinen Stil. Lieder wie

„Schatzi schenk mir ein Foto“und „Eine Woche wach“gehören am Ballermann oder beim Après Ski nach wie vor zu den angesagtes­ten Ohrwürmern, sind textlich aber deutlich braver. „Das hat mir Türen geöffnet, die vorher verschloss­en waren.“

Mittlerwei­le wird der MallorcaSt­ar in den ZDF-Fernsehgar­ten oder zu Florian Silbereise­n eingeladen. Einen

Höhepunkt seiner Karriere erlebt Krause, der mit 15 Jahren mal „Bravo Boy“war, 2013. Da heizt er dem „Wetten, dass…?“-Publikum in der Stierkampf­arena von Palma ein. Nach seinem Auftritt übernachte­t der Entertaine­r nicht auf seiner Finca, sondern fliegt direkt zurück nach Wettringen. Die rund 8000 Einwohner feiern am gleichen Abend Ortsjubilä­um. Stargast ist weit nach Mitternach­t: Mickie Krause. „Natürlich gibt es Momente, in denen man schon mal abhebt. Aber dann kommen die Kumpels und holen einen wieder auf den Boden der Tatsachen zurück“, sagt Krause über sein Leben zwischen Malle und Münster.

Seinen 50. Geburtstag wollte der leidenscha­ftliche Marathonlä­ufer nicht etwa im Megapark mit Tausenden von trinkwütig­en Malle-Urlaubern feiern, sondern auf einem Landgastho­f in seiner Heimat. Rund 200 Gäste waren bereits eingeladen, eine Liveband war bestellt, Hotels waren reserviert. Dann kam Corona. Die Ballermann-Saison ist vorerst gestrichen, die Geburtstag­sparty verschoben. Gefeiert wird jetzt im kleinen Kreis auf Norderney.

Ans Aufhören denkt Mickie Krause auch mit 50 nicht. Das verbindet ihn mit Mallorca-Legende Jürgen Drews (75), der ebenfalls zurückgezo­gen im Münsterlan­d wohnt. „Mein Rentenbesc­heid wird 2037 fällig, da werde ich 67“, meint Krause. „Vielleicht ist die Corona-Zeit schon Teil meiner Frührente, in der ich mich darauf vorbereite­n kann.“

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