VfB Stuttgart vor dem Wiederaufstieg
6:0-Kantersieg und Heidenheim machen es möglich: VfB kann für die Bundesliga planen
STUTTGART/HEIDENHEIM (sz) Dem VfB Stuttgart ist der Wiederaufstieg in die 1. Fußballbundesliga praktisch nicht mehr zu nehmen. Nach dem 6:0-Erfolg in Nürnberg hat der VfB vor dem letzten Spieltag der zweiten Liga drei Punkte und elf Tore Vorsprung auf den Drittplatzierten. Der heißt nach einem Last-Minute-Sieg über den Hamburger SV tatsächlich 1. FC Heidenheim. Dank Konstantin Kerschbaumers Treffer in der 96. Minute stehen die Heidenheimer kurz vor dem Einzug in die Relegation zum Oberhaus.
NÜRNBERG - Das sah nicht nur nach Aufstiegsjubel aus, das war er auch schon: nach dem 6:0 (3:0)-Sieg des VfB Stuttgart gegen den 1. FC Nürnberg und dem überraschenden Sieg des 1. FC Heidenheim gegen den Hamburger SV ist der VfB zurück in der 1. Bundesliga. Drei Punkte Vorsprung und ein um elf Treffer besseres Torverhältnis auf den Relegationsplatz lassen nur rechnerische Zweifel an der direkten Bundesligarückkehr. So kam der Feierbefehl auch direkt von höchster Stelle: „Wir haben noch ein Spiel, das wollen wir auch gewinnen, aber erst einmal wird gefeiert“, rief Trainer Pellegrino Matarazzo seinen Spielern zu, als er sie mit einem „Männer, kommt mal zusammen“kurz nach Abpfiff in einen Kreis beorderte.
Aber so, wie sich die Mannschaft nach dem Kantersieg in den Armen lag, jubelte und ihre Freude in den Himmel schrie, wussten die Spieler mit dem Brustring auch so direkt, was das Last-Minute-Tor in Heidenheim bedeutete. Nicht umsonst ging es anschließend in der Kabine rund. „Die Jungs haben gut gefeiert in der Kabine, es gab gute Videos, die hoffentlich nicht veröffentlicht werden“, scherzte ein sichtlich gelöster Matarazzo, der eine nicht trockene Rückfahrt und sogleich zwei freie Tage für die Spieler ankündigte.
Denn nicht nur Matarazzo weiß: „Wenn es kein verrückter letzter Spieltag ist, sollte da nichts mehr passieren.“Zudem können es seine Kicker gegen Darmstadt zu Hause ja auch selber unterbinden, doch auch so trübte nichts mehr die Feierstimmung. Sasa Kalajdzic wollte sich nicht mehr als nötig zurückhalten: „Auch wenn es rechnerisch noch nicht komplett ist, können wir diesen Tag genießen und feiern. Es war keine souveräne Saison, wir hatten Höhen und Tiefen, aber das ist im Endeffekt alles egal. Am Ende waren wir richtig souverän und dominant“, sagte Stuttgarts Nummer Neun.
Was er meinte, war nicht zuletzt die Leistung, die die Mannschaft vom Wasen direkt nach dem jüngsten Sieg gegen Sandhausen auch gegen Mitabsteiger Nürnberg ablieferte. Das war schon ganz große Fußballkunst. Gerade elf Minuten waren gespielt, als Silas Wamangituka die Weichen Richtung Oberhaus stellte. Dabei war das Tor, das die Tür zum Aufstieg ganz weit aufstieß, ein Bock – und zwar ein kapitaler – von Nürnbergs Georg Markreiter. Der Verteidiger ließ sich den Ball von Wamangituka stibitzen, der im Vollsprint in den Passweg lief und vor Torhüter Christian Mathenia die Ruhe bewahrte. Routinier Mario Gomez jubelte und klatschte auf der Tribüne zwischen den übrigen feiernden Auswechselspielern am längsten, dann lange nicht, Stille, das Tor wurde überprüft. Doch nichts zu beanstanden. Tor. Dosenöffner und das Offensivfeuerwerk nahm seinen Lauf. Atakan Karazor erhöhte in der 26. Minute, als Kalajdzic (41.) auf die 3:0-Führung erhöhte, war schon vor der Halbzeit alles klar. Dass Nicolás González mit einem Wuchtkopfball (62.) und einem lockeren Einschieber (76.), sowie Karazor (63.) sogar auf 6:0 stellten, freute Matarazzo. „Das hat mir gefallen, dass wir nach der Halbzeit weitergemacht haben.“Und es quälte vor allem die Nürnberger Verantwortlichen.
Denn ähnliche Geschenke und Aussetzer sollte sich der Club am letzten Spieltag gegen Kiel sparen, sonst findet sich der Vize-Rekordmeister trotz derzeit zwei Punkten Vorsprung auf den Abstiegsrelegationsrang in der Drittklassigkeit wieder.
Der VfB wird trotz einiger Durchhänger in der Saison den zweiten Betriebsunfall innerhalb weniger Jahre korrigieren. Die Bosse können die Planungen für die Bundesliga ab sofort vorantreiben. Für den Trainer ist die Liga Neuland, doch scheint er jetzt die richtigen Stellschrauben für sein Team gefunden zu haben. „Bei der Niederlage gegen den KSC war es offensichtlich, dass es zu viel Druck war. Danach haben wir weniger über Ergebnisse gesprochen. Und wenn man dann die Angst reduziert, benötigt man auch weniger Mut“, so der Trainer, der für diese richtigen Hebel einige Zeit benötigte: „Wir haben unterschiedliche Sachen ausprobiert, aber dann hat es bei den letzten beiden Spielen Klick gemacht, damit hat es sich die Mannschaft auch verdient“, lobte Matarazzo, der in der Winterpause übernahm und für den der Aufstieg auch „eine kleine Bestätigung ist, dass ich das kann“. Ob es auch eine Liga höher funktioniert, wird sich in der Zukunft zeigen. Aber erst mal wird am Wasen gefeiert – nicht zu knapp.