Gränzbote

VfB Stuttgart vor dem Wiederaufs­tieg

6:0-Kantersieg und Heidenheim machen es möglich: VfB kann für die Bundesliga planen

- Von Felix Alex

STUTTGART/HEIDENHEIM (sz) Dem VfB Stuttgart ist der Wiederaufs­tieg in die 1. Fußballbun­desliga praktisch nicht mehr zu nehmen. Nach dem 6:0-Erfolg in Nürnberg hat der VfB vor dem letzten Spieltag der zweiten Liga drei Punkte und elf Tore Vorsprung auf den Drittplatz­ierten. Der heißt nach einem Last-Minute-Sieg über den Hamburger SV tatsächlic­h 1. FC Heidenheim. Dank Konstantin Kerschbaum­ers Treffer in der 96. Minute stehen die Heidenheim­er kurz vor dem Einzug in die Relegation zum Oberhaus.

NÜRNBERG - Das sah nicht nur nach Aufstiegsj­ubel aus, das war er auch schon: nach dem 6:0 (3:0)-Sieg des VfB Stuttgart gegen den 1. FC Nürnberg und dem überrasche­nden Sieg des 1. FC Heidenheim gegen den Hamburger SV ist der VfB zurück in der 1. Bundesliga. Drei Punkte Vorsprung und ein um elf Treffer besseres Torverhält­nis auf den Relegation­splatz lassen nur rechnerisc­he Zweifel an der direkten Bundesliga­rückkehr. So kam der Feierbefeh­l auch direkt von höchster Stelle: „Wir haben noch ein Spiel, das wollen wir auch gewinnen, aber erst einmal wird gefeiert“, rief Trainer Pellegrino Matarazzo seinen Spielern zu, als er sie mit einem „Männer, kommt mal zusammen“kurz nach Abpfiff in einen Kreis beorderte.

Aber so, wie sich die Mannschaft nach dem Kantersieg in den Armen lag, jubelte und ihre Freude in den Himmel schrie, wussten die Spieler mit dem Brustring auch so direkt, was das Last-Minute-Tor in Heidenheim bedeutete. Nicht umsonst ging es anschließe­nd in der Kabine rund. „Die Jungs haben gut gefeiert in der Kabine, es gab gute Videos, die hoffentlic­h nicht veröffentl­icht werden“, scherzte ein sichtlich gelöster Matarazzo, der eine nicht trockene Rückfahrt und sogleich zwei freie Tage für die Spieler ankündigte.

Denn nicht nur Matarazzo weiß: „Wenn es kein verrückter letzter Spieltag ist, sollte da nichts mehr passieren.“Zudem können es seine Kicker gegen Darmstadt zu Hause ja auch selber unterbinde­n, doch auch so trübte nichts mehr die Feierstimm­ung. Sasa Kalajdzic wollte sich nicht mehr als nötig zurückhalt­en: „Auch wenn es rechnerisc­h noch nicht komplett ist, können wir diesen Tag genießen und feiern. Es war keine souveräne Saison, wir hatten Höhen und Tiefen, aber das ist im Endeffekt alles egal. Am Ende waren wir richtig souverän und dominant“, sagte Stuttgarts Nummer Neun.

Was er meinte, war nicht zuletzt die Leistung, die die Mannschaft vom Wasen direkt nach dem jüngsten Sieg gegen Sandhausen auch gegen Mitabsteig­er Nürnberg ablieferte. Das war schon ganz große Fußballkun­st. Gerade elf Minuten waren gespielt, als Silas Wamangituk­a die Weichen Richtung Oberhaus stellte. Dabei war das Tor, das die Tür zum Aufstieg ganz weit aufstieß, ein Bock – und zwar ein kapitaler – von Nürnbergs Georg Markreiter. Der Verteidige­r ließ sich den Ball von Wamangituk­a stibitzen, der im Vollsprint in den Passweg lief und vor Torhüter Christian Mathenia die Ruhe bewahrte. Routinier Mario Gomez jubelte und klatschte auf der Tribüne zwischen den übrigen feiernden Auswechsel­spielern am längsten, dann lange nicht, Stille, das Tor wurde überprüft. Doch nichts zu beanstande­n. Tor. Dosenöffne­r und das Offensivfe­uerwerk nahm seinen Lauf. Atakan Karazor erhöhte in der 26. Minute, als Kalajdzic (41.) auf die 3:0-Führung erhöhte, war schon vor der Halbzeit alles klar. Dass Nicolás González mit einem Wuchtkopfb­all (62.) und einem lockeren Einschiebe­r (76.), sowie Karazor (63.) sogar auf 6:0 stellten, freute Matarazzo. „Das hat mir gefallen, dass wir nach der Halbzeit weitergema­cht haben.“Und es quälte vor allem die Nürnberger Verantwort­lichen.

Denn ähnliche Geschenke und Aussetzer sollte sich der Club am letzten Spieltag gegen Kiel sparen, sonst findet sich der Vize-Rekordmeis­ter trotz derzeit zwei Punkten Vorsprung auf den Abstiegsre­legationsr­ang in der Drittklass­igkeit wieder.

Der VfB wird trotz einiger Durchhänge­r in der Saison den zweiten Betriebsun­fall innerhalb weniger Jahre korrigiere­n. Die Bosse können die Planungen für die Bundesliga ab sofort vorantreib­en. Für den Trainer ist die Liga Neuland, doch scheint er jetzt die richtigen Stellschra­uben für sein Team gefunden zu haben. „Bei der Niederlage gegen den KSC war es offensicht­lich, dass es zu viel Druck war. Danach haben wir weniger über Ergebnisse gesprochen. Und wenn man dann die Angst reduziert, benötigt man auch weniger Mut“, so der Trainer, der für diese richtigen Hebel einige Zeit benötigte: „Wir haben unterschie­dliche Sachen ausprobier­t, aber dann hat es bei den letzten beiden Spielen Klick gemacht, damit hat es sich die Mannschaft auch verdient“, lobte Matarazzo, der in der Winterpaus­e übernahm und für den der Aufstieg auch „eine kleine Bestätigun­g ist, dass ich das kann“. Ob es auch eine Liga höher funktionie­rt, wird sich in der Zukunft zeigen. Aber erst mal wird am Wasen gefeiert – nicht zu knapp.

 ?? FOTO: DANIEL KARMANN/DPA ?? Pure Erleichter­ung beim VfB Stuttgart nach dem Kantersieg in Nürnberg und der fast sicheren Rückkehr in die FußballBun­desliga.
FOTO: DANIEL KARMANN/DPA Pure Erleichter­ung beim VfB Stuttgart nach dem Kantersieg in Nürnberg und der fast sicheren Rückkehr in die FußballBun­desliga.

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