Peschkes Erben
Aus gegebenem Anlass wollen wir heute mal wieder Kurt Tucholsky zitieren. Der Anlass: Die Region, in der wir uns gerade durch die pandemische Seuche quälen, kann mindestens so viele Hunde vorweisen wie eingeborene Menschen (m/w/d). Bisweilen kommt es uns vor, als teilten sich jeweils zwei Hunde einen Eingeborenen. Auch scheinen nicht die Eingeborenen Hundehalter zu sein, sondern die Hunde halten sich umgekehrt ihre Eingeborenen. Letztere erahnen nämlich jeden Wunsch der Hunde, und der ist ihnen Befehl. So kann man beobachten, wie sich gerade ein mittelgroßes, braunes Hunderl das Schokoladeneis in der Waffel schiedlich-friedlich mit seiner Eingeborenen teilt. Mal schlonzt das Hunderl, mal lässt es seine Dame schlecken. Die wedelt dankbar mit dem Kopf.
Andere Hunde sitzen zu zweit in einem Kinderwagen und lassen sich die Promenade entlangschieben. Wenn sie ihresgleichen erblicken, beginnen sie unverzüglich mit der Konversation, die freudig aufgenommen wird. Hunde aller Rassen, Größen und Farben unterhalten sich vorne, hinten, links und rechts.
Ja, und dazu hat Hundefreund Tucholsky geschrieben: „Der Hund bellt immer. Er bellt, wenn jemand kommt, sowie auch, wenn jemand geht – er bellt zwischendurch, und wenn er keinen Anlass hat, erbellt er sich einen. … Ein besserer Hund bellt seine vier, fünf Stunden täglich. (Weltrekord: Hund Peschke aus Königswusterhausen bellte am 4. Oktober 1927 zweiundfünfzigtausendvierhundertachtundsiebzigmal in sechzehn Stunden.) …“
Peschkes Erben sind unter uns. (vp)