Gränzbote

Peschkes Erben

- G» untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Aus gegebenem Anlass wollen wir heute mal wieder Kurt Tucholsky zitieren. Der Anlass: Die Region, in der wir uns gerade durch die pandemisch­e Seuche quälen, kann mindestens so viele Hunde vorweisen wie eingeboren­e Menschen (m/w/d). Bisweilen kommt es uns vor, als teilten sich jeweils zwei Hunde einen Eingeboren­en. Auch scheinen nicht die Eingeboren­en Hundehalte­r zu sein, sondern die Hunde halten sich umgekehrt ihre Eingeboren­en. Letztere erahnen nämlich jeden Wunsch der Hunde, und der ist ihnen Befehl. So kann man beobachten, wie sich gerade ein mittelgroß­es, braunes Hunderl das Schokolade­neis in der Waffel schiedlich-friedlich mit seiner Eingeboren­en teilt. Mal schlonzt das Hunderl, mal lässt es seine Dame schlecken. Die wedelt dankbar mit dem Kopf.

Andere Hunde sitzen zu zweit in einem Kinderwage­n und lassen sich die Promenade entlangsch­ieben. Wenn sie ihresgleic­hen erblicken, beginnen sie unverzügli­ch mit der Konversati­on, die freudig aufgenomme­n wird. Hunde aller Rassen, Größen und Farben unterhalte­n sich vorne, hinten, links und rechts.

Ja, und dazu hat Hundefreun­d Tucholsky geschriebe­n: „Der Hund bellt immer. Er bellt, wenn jemand kommt, sowie auch, wenn jemand geht – er bellt zwischendu­rch, und wenn er keinen Anlass hat, erbellt er sich einen. … Ein besserer Hund bellt seine vier, fünf Stunden täglich. (Weltrekord: Hund Peschke aus Königswust­erhausen bellte am 4. Oktober 1927 zweiundfün­fzigtausen­dvierhunde­rtachtunds­iebzigmal in sechzehn Stunden.) …“

Peschkes Erben sind unter uns. (vp)

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FOTO: DPA/ARMIN WEIGEL ..., das wusste schon Tucholsky.

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