Kryptos besser geregelt handeln
Investitionen in Bitcoin, Ripple und Ethereum sind mit Risiken verbunden
STUTTGART - Wer sich trotz der Risiken traut, in Krypto-Assets wie Ethereum, Litecoin, Ripple oder Bitcoin zu investieren, findet immer mehr Möglichkeiten. Neben einer Reihe von Kryptobörsen, einzelnen Brokern und CFD-Plattformen gibt es auch zunehmend regulierte Formen für den Handel von Kryptos – selbst wenn die große gesetzliche Regelung durch Berlin noch aussteht.
Zu den bekanntesten Kryptobörsen zählen Bitpanda, Binance, Coinmerce, Coinbase oder CEX-IO, an denen Kurse nach Angebot und Nachfrage entstehen. Eine Regulierung, wie es sie nach dem Börsengesetz gibt, existiert nicht. Vor dem Handel ist es notwendig, dass die Anleger eine digitale Brieftasche (Wallet) installieren, mit deren Hilfe die Kryptos übertragen werden können. Zocker, denen das Risiko der KryptoAssets allein nicht hoch genug ist, können den Kick durch den Kauf von Bitcoin-CFDs weiter steigern. Sogenannte Contracts for Difference (CFDs oder Differenzkontrakte) sind hochspekulative Finanzderivate, bei denen Anleger nur einen Bruchteil des Kapitals einsetzen müssen, indem sie eine Sicherheitsleistung, kurz: Margin, hinterlegen. Die Investitionskosten liegen damit bei nur einem bis zehn Prozent der gehandelten Summe. Damit handeln Anleger im CFD-Trading den Basiswert, hier die KryptoAssets, quasi auf Kredit.
Auf diese Weise hebelt man die Investitionssumme oft um ein Vielfaches – bei Kryptos ist der Hebel aber auf den Faktor zwei begrenzt. Anleger handeln hier nicht direkt mit Bitcoin und Co., sondern gehen eine Wette über den weiteren Kursverlauf gegen Anbieter wie Plus500, Avatrade oder FXCM ein. Da diese gezwungen sind, den Anteil der Kleinanlegerkonten öffentlich zu machen, die beim CFD-Handel Verluste erleiden, weiß man, dass die Quoten der Verlierer bei deutlich mehr als 70 Prozent liegen.
Verschiedene geregelte Möglichkeiten, Kryptos zu handeln, bietet die Börse Stuttgart, die sich auf diesem Feld als Pionier betrachtet. Zur Verfügung steht seit Jahresbeginn 2019 der Handel per Smartphone über die App „Bison“, die mittlerweile 155 000 Nutzer zählt. Rund um die Uhr können ohne Gebühren Bitcoin, Ethereum, Litecoin und Ripple gehandelt werden. Kosten fallen indirekt über die Differenz zwischen An- und Verkaufskurs an.
Auf dem Online-Weg über die Digital Exchange der Börse Stuttgart (BSDEX) werden die Orders der Anleger nach festen Regeln über ein Orderbuch gegeneinander ausgeführt. „Wir bieten ein transparentes Umfeld und einen entsprechenden Rechtsrahmen für den Handel“, sagt dazu Geschäftsführer Dirk Sturz. Der Handelsplatz kommt damit der Qualität einer regulierten Börse relativ nahe. Formal betrachtet handelt es sich jedoch um ein sogenanntes multilaterales Handelssystem – ohne börsliche Überwachung. Für ausgeführte Aufträge fällt ein Transaktionsentgelt an, das je nach Ordertyp in der Größenordnung von 0,20 bis 0,35 Prozent liegt. Weitere Kosten sollen dem Anleger nicht entstehen. Neben diesen Handelsmöglichkeiten für Kryptos bleiben den Anlegern in Stuttgart der „klassische Weg“mit ETNs (Exchange Traded Notes) oder verbrieften Derivaten.
Eine weitere neue Form des Kryptohandels, die in Richtung Regulierung zielt, hatte diesen Monat auf Xetra ihre Premiere. Mit dem „Bitcoin Exchange Traded Crypto“der britischen ETC Group ging eine sogenannte Exchange Traded Note (ETN) an den Start, die vollständig durch Bitcoin gesichert ist. Damit können die Anteile beim Verkauf wahlweise auch in Bitcoin ausgezahlt werden.
Ähnlich ist es ja bei Xetra Gold, wo es eine physische Hinterlegung gibt und die Auslieferung des Edelmetalls möglich ist. Bei der Preisfindung für das neue Produkt soll die Liquidität der fragmentierten Kryptobörsen zusammengeführt werden und so für enge Geld-/Briefspannen sorgen. Außerdem erfolgt die Abwicklung zentral – was im Vergleich zum Handel an Krypto-„Börsen“die Risiken für den Anleger vermindert. Für Bradley Duke, Chef der ETC Group, bringt das neue Produkt die Transparenz und den Anlegerschutz in die Bitcoin-Welt. Ein weiteres Beispiel, das für den Trend zur Regulierung des Kryptohandels steht, ist die deutsche Kryptobank Bitwala. Die bietet darüber hinaus etwas, was es sonst nirgendwo mehr gibt: Zinserträge – und zwar bis zu 3,95 Prozent auf Bitcoin-Sparbeträge.