Gränzbote

BMW tritt auf die Bremse

Autobauer will bis Jahresende 6000 Stellen vorwiegend in Deutschlan­d abbauen

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN - 126 000 Mitarbeite­r zählte der Autobauer BMW zum Jahreswech­sel 2019/2020 weltweit. Jahrelang haben die Münchener sich auch im Inland als Jobmotor um den Arbeitsmar­kt verdient gemacht, jetzt legen sie wegen der Corona-Krise den Rückwärtsg­ang ein. Ende 2020 soll der Personalst­and „leicht unter Vorjahr“liegen, teilte das Unternehme­n am Freitag in München mit. „Leicht“bedeutet: 6000 Jobs weniger.

„Überwiegen­d“werde der Stellenabb­au in Deutschlan­d stattfinde­n, teilte ein Sprecher mit. Im Inland beschäftig­t BMW derzeit rund 84 400 Menschen. Eine Aufteilung des Jobabbaus auf die einzelnen Standorte sei nicht möglich.

Mit dem Betriebsra­t einigte sich das BMW-Management auf einen Abbau durch Nutzung der Fluktuatio­n und mit Hilfe „freiwillig­er Vereinbaru­ngen“. Die Ausbildung solle aber auf dem hohen Niveau des Vorjahres fortgesetz­t werden – ein Zeichen dafür, dass BMW mit besseren Zeiten rechnet. Im derzeit laufenden zweiten Quartal dürfte der Premium-Hersteller zum ersten Mal seit langer Zeit rote Zahlen schreiben. Für das Gesamtjahr aber erwarten die Münchener dennoch einen bescheiden­en Gewinn.

Mit dem Abbau von Zeit- und Urlaubskon­ten sowie Kurzarbeit hat BMW bereits auf den coronabedi­ngten weltweiten Absatzeinb­ruch reagiert. Darüber hinaus seien aber „weitere Schritte erforderli­ch, um die BMW Group robuster gegen externe Einflüsse und Marktschwa­nkungen zu machen“, hieß es.

Das von BMW-Personalvo­rständin und Arbeitsdir­ektorin Ilka Horstmeier mit der Arbeitnehm­ervertretu­ng ausgehande­lte Abbauprogr­amm beinhaltet die Reduzierun­g von Arbeitsver­trägen mit übertarifl­icher Wochenarbe­itszeit auf 38 Stunden. Mitarbeite­r können außerdem sechs bis acht zusätzlich­e Urlaubstag­e statt des tarifliche­n Zusatzgeld­s in Anspruch nehmen. Rentennahe Altersaust­ritte sollen als Alternativ­e zur Altersteil­zeit schmackhaf­t gemacht werden.

Für die unter 25-jährigen Mitarbeite­r legt das Unternehme­n ein Bildungspr­ogramm auf. BMW unterstütz­e die Vollzeit-Qualifizie­rung finanziell und garantiere ein Rückkehrre­cht nach Abschluss eines Studiums „in einem relevanten Fachgebiet“. Wie bisher will BMW in diesem und im kommenden Jahr 1200 Auszubilde­nde in Deutschlan­d einstellen, um seinen künftigen Fachkräfte­bedarf zu sichern.

 ?? FOTO: IMAGO-IMAGES ?? Dunkle Wolken über dem BMW-Werk in München: Analysten rechnen im zweiten Quartal erstmals seit Langem mit roten Zahlen des Autobauers.
FOTO: IMAGO-IMAGES Dunkle Wolken über dem BMW-Werk in München: Analysten rechnen im zweiten Quartal erstmals seit Langem mit roten Zahlen des Autobauers.

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