Karstadt schließt 20 Sports-Filialen
Kommunen warnen vor Aussterben der Innenstädte – Gewerkschaft Verdi hofft, die Schließung einiger Niederlassungen verhindern zu können
ESSEN (dpa) - Leere in der City und Frust bei den Beschäftigten: Das geplante Aus von Dutzenden Filialen der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) sowie von 20 Standorten der Tochter Karstadt Sports schürt in vielen Kommunen die Angst vor verödeten Innenstädten. Mitarbeiter sprechen von einer „schrecklichen Entscheidung“, die Gewerkschaft Verdi hofft aber weiter, doch noch die Schließung einiger Niederlassungen verhindern zu können.
Zunächst hatte GKK angekündigt, 62 seiner 172 Häuser zu schließen. Nach Angaben des Gesamtbetriebsrates werden somit 5317 Mitarbeiter ihre Arbeit verlieren. Der Konzern hat derzeit noch 28 000 Beschäftigte. Ursprünglich hatte die Geschäftsführung sogar bis zu 80 Geschäfte dicht machen wollen. Am Samstag wurde dann bekannt, dass auch 20 der 30 Niederlassungen der Tochter Karstadt Sports schließen sollen.
Welche Filialen das sind, war zunächst nicht bekannt. Nach Informationen
des „Kölner Stadt-Anzeigers“sollen unter anderem die Standorte in Köln, Düsseldorf, Dortmund, Essen, Hamburg und München sowie die Hauptverwaltung von Karstadt Sports in Essen geschlossen werden. Insgesamt seien 700 Arbeitsplätze betroffen, Verdi sprach von „bis zu zwei Drittel der rund 1200 Beschäftigten“.
An Karstadt Sports hatte Ende Mai die private Loitz Stiftung aus Essen
Interesse bekundet. Die Loitz Stiftung soll offenbar 40 Millionen Euro geboten haben, das Angebot sei aber ohne Angabe von Gründen abgelehnt worden. Sachwalter Frank Kebekus und das Karstadt-Management müssen nun bis Ende Juni dem Amtsgericht Essen ihren Sanierungsplan vorlegen.
Galeria Karstadt Kaufhof war durch die pandemiebedingte Schließung aller Filialen bundesweit in eine schwere Krise geraten und hatte Anfang April Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen. Das Unternehmen rechnet aufgrund der Pandemie und den dadurch ausgelösten Konjunkturabschwung bis Ende 2022 mit Umsatzeinbußen von bis zu 1,4 Milliarden Euro.
Angesichts der angekündigten Filialschließungen warnen Kommunen und Politik vor einem Aussterben der Innenstädte. „Das ist ein Tiefschlag für den Standort, und auch für unsere Innenstadt würde das einen großen Einschnitt bedeuten“, hatte der Oberbürgermeister des Karstadt-Stammsitzes Essen, Thomas Kufen (CDU), in einer ersten Reaktion mitgeteilt. Der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, forderte Kommunen, Unternehmen, Handel und Vermieter zu gemeinsamen Anstrengungen auf, auch um weitere Schließungen zu verhindern. Der „Passauer Neuen Presse“(Samstag) sagte Landsberg, eine zentrale Rolle komme den Immobilieneigentümern zu.
Der Center-Manager ECE als einer der großen Vermieter kündigte weitere Gespräche an. „Solange noch nichts endgültig entschieden ist, wollen wir versuchen, weiter mit Karstadt Kaufhof zu verhandeln und für die Standorte zu kämpfen“, sagte Steffen Eric Friedlein, Geschäftsführer Vermietung der ECE. Zwölf der 172 Standorte des Konzerns befinden sich – oftmals schon seit Jahrzehnten – in verschiedenen von der ECE betriebenen Shopping-Centern und seien zu einem großen Teil von den Schließungsplänen betroffen.
Die Gewerkschaft Verdi betonte, es müsse nun darum gehen, alle Möglichkeiten, Chancen und Wege auszuschöpfen, um so viel Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten. Als Erfolg verbuchte Verdi, dass die Gewerkschaft für Karstadt Sports einen Tarifvertrag verhandelte. Dieser sehe unter anderem die Angleichung an das Tarifniveau von Galeria Karstadt Kaufhof in zwei Schritten bis zum 1. Januar 2022 vor sowie eine Standort- und Beschäftigungssicherung für die verbleibenden Häuser.