An der Küste schwinden die Hoffnungen
Es wird immer wahrscheinlicher, dass Werder Bremen tatsächlich in die 2. Fußball-Bundesliga absteigen muss. Nach einem erneut enttäuschenden Auftritt beim FSV Mainz 05 gibt es kaum noch Hoffnung. Bremens Trainer Florian Kohfeldt war einigermaßen ernüchtert. „Aktuell ist da viel Leere, weil wir eine große Chance hatten, noch mal alles zu unseren Gunsten zu drehen im Abstiegskampf“, sagte der Bremer. „Wir haben diese Chance verpasst.“Am kommenden Spieltag (Samstag, 15.30/Sky) muss Werder gegen den 1. FC Köln gewinnen, gleichzeitig darf Fortuna Düsseldorf nicht beim 1. FC Union Berlin gewinnen.
Werder Bremen in Liga 2 – das war vor wenigen Jahren noch völlig undenkbar. Nun wird es wohl Realität. Zum ersten Mal nach 40 Jahren in der Bundesliga. Einen Einblick ins Innenleben der Mannschaft gaben die Aussagen von Sportchef Frank Baumann und Verteidiger Niklas Moisander. „Niemand hat etwas gesagt, es war stille Stimmung in der Kabine. Wir sind sehr enttäuscht“, sagte Moisander. Baumann war schon am Samstagabend als Seelsorger gefragt. „Wir müssen die Mannschaft so wieder hochziehen, dass sie am Samstag alles dafür gibt, dass wir drei Punkte holen.“Aber selbst wenn Bremen das schafft, muss dann auch Düsseldorf – oder besser Union Berlin – mitspielen.
Bei den Eisernen scheint allerdings die Luft nach dem feststehenden Klassenerhalt raus zu sein. Mit 0:4 wurde der Aufsteiger von der TSG Hoffenheim abgewatscht. „Du hast auf der einen Seite Konsequenz gesehen und auf der anderen Seite nicht“, sagte Berlins Trainer Urs Fischer.
„Ist ja logisch, wenn du über die Ziellinie läufst nach diesem Marathon, dass da auch Spannung abfällt.“Spannung ist auch bei den Hoffenheimern abgefallen, allerdings aus einem erfreulichen Grund. Die TSG darf in der kommenden Saison in der Europa League spielen. „Den Europa-Einzug kann man gar nicht hoch genug bewerten“, jubelte Sportchef
Alexander Rosen. „Wir schaffen es als TSG Hoffenheim im vierten Jahr zum dritten Mal, international zu spielen. Ich bin begeistert.“Bei den Kraichgauern bleiben nur zwei Fragen: Werden sie noch Sechster im Fernduell gegen den VfL Wolfsburg? Und hätte der vor anderthalb Wochen entlassene Trainer Alfred
Schreuder seine Mannschaft nicht auch nach Europa geführt?
So kann Rosen nun sagen, der Trainerwechsel sei nötig und richtig gewesen. Der TSG-Sportchef gestand aber auch: „Alfred hat auch auf Platz sieben übergeben.“Zu behaupten, die Mannschaft habe sich nach der Trainerentlassung gesteigert, sei für Rosen daher „ein wenig platt“.
Platt ist seit Wochen der FC Schalke 04. Nach der Hinrunde waren die Schalker Fünfter, punktgleich mit dem Erzrivalen Borussia Dortmund. Aus den folgenden 16 Spieltagen hat Schalke aber nur neun (!!) Punkte geholt, auf den BVB haben die Königsblauen 30 (!!!) Punkte verloren. „Wir kommen aktuell nicht an das Niveau der Hinrunde heran“, sagte Alessandro Schöpf. Das war noch die schönste Untertreibung. Trainer David Wagner wollte sogar „individuell positive Aspekte“gesehen haben. Auch eine Form, die handfeste Krise zu beschreiben. Ohne die gute Vorrunde wäre Schalke in dieser Form ein ernsthafter Abstiegskandidat gewesen. „So kann es nicht weitergehen“, sagte daher Sportchef Jochen
Schneider. „Ich kann mich nur bei jedem Schalke-Fan für die Leistungen entschuldigen.“Am Trainerstuhl wird auf Schalke dennoch nicht gesägt.
In Bremen auch nicht. Noch nicht. Bei „Sky“meinte Aufsichtsratschef
Marco Bode am Sonntag, für eine Trainerdiskussion sei „nicht der richtige Zeitpunkt“. Wann der dann ist? Wahrscheinlich, wenn am Samstagnachmittag der Abstieg Wirklichkeit ist. Der Glaube an ein Wunder von der Weser scheint nicht vorhanden zu sein. „Ich bin sehr, sehr enttäuscht“, sagte Kohfeldt. Das strahlte der sonst so optimistische 37-Jährige auch aus jeder Pore aus.