Die Gier bleibt groß
Der FC Bayern hat in dieser Saison noch viel vor – Freiburgs Traum ist dagegen geplatzt
MÜNCHEN - Aller Anfang ist leicht. Ja, so war das für den FC Bayern an jenem 16. Februar diesen Jahres in Köln. Um eine Anleihe an das Karnevalslied der Kölner Kultband „Bläck Fööss“zu nehmen: Den Dom haben die Münchner tatsächlich in Kölle gelassen, den FC allerdings acht Tage vor Rosenmontag auseinandergenommen. 3:0-Führung nach zwölf Minuten, am Ende ein gnädiges 4:1. So begann Mitte Februar, als Corona noch ein rein asiatisches Problem zu sein schien, die unheimliche Serie von mittlerweile 14 weiteren Pflichtspielerfolgen.
Das 3:1 am Samstag gegen Freiburg war Erfolg Nummer 15 in Serie für den alten, neuen und ImmerWieder-Meister. Darunter mit dem 3:0 im Achtelfinalhinspiel beim FC Chelsea einer in der Champions League und drei im DFB-Pokal. Macht zwölf in Serie in der Liga. Die 15 sind eine historische Bestmarke, das gelang seit Einführung der Bundesliga 1963 keinem anderen Team – besser gesagt: keinem anderen Bayern-Trainer.
14 Pflichtspielsiege in Folge schafften der ungarische Trainer Pal Csernai in der Saison 1980/81 zwischen August und Oktober sowie Jupp Heynckes, der väterliche Freund von Flick, in der Spielzeit 2017/18 von Dezember bis Februar. Auch wenn der aktuelle Meistertrainer erst eine Schale an seinem Revers hat, gilt zumindest für diese Statistik: Flick besser als Heynckes. Außerdem ist dieses Jahr sogar noch das Triple drin für die Bayern, was bisher erst einem in der Clubhistorie gelang: Jupp Heynckes 2013.
„Wir haben noch einiges vor in dieser Saison. Wir wollen natürlich beim Zwischenziel DFB-Pokal erfolgreich sein“, meinte Flick zwei
Wochen vor dem Endspiel im Berliner Olympiastadion gegen Bayer Leverkusen. Man beachte die Wortwahl: Zwischenziel! „Und dann kommt noch mal ein Ziel, für das wir sehr fokussiert arbeiten müssen.“Die Krone der Champions League wird ab August ausgespielt, die letzten Acht des Wettbewerbs treffen sich zum Showdown in Lissabon.
„Wir sind gierig, wollen weiter gierig bleiben“, sagte Thomas Müller, der anstelle des geschonten Torhüters Manuel Neuer Kapitän war.
„Es ist nicht die Schale, für die wir spielen, sondern wir spielen, um am Ende oben zu stehen, um die Besten zu sein“, sagte Müller nach seinem 350. Bundesliga-Spiel im Bayern-Trikot. Kein anderer steht so sehr für die Mia-san-Mia-DNA des Rekordmeisters, der unter der Woche Titel Nummer 30, den achten hintereinander, eingefahren hatte. „Das hat mit einem inneren Antrieb zu tun, der uns dazu berechtigt, beim FC Bayern zu spielen. Es wird nichts anderes als Erfolg von uns verlangt und dem haben wir uns auch verschrieben.“
Für die Gier von 19 Erfolgen in 20 Pflichtspielen anno 2020 steht insbesondere Robert Lewandowski. Mit seinem Doppelpack beim 3:1 gegen Freiburg kommt der polnische Mittelstürmer nun auf 33 Tore (bei nur 30 Einsätzen) – was noch keinem ausländischen Spieler in der Liga zuvor gelang. Der bisherige Rekordhalter war Pierre-Emerick Aubameyang, der 2016/17 für Borussia Dortmund 31 Treffer erzielt hatte. Die historische 40-Tore-Marke von Gerd Müller wird Lewandowski am letzten Spieltag beim VfL Wolfsburg wohl nicht erreichen, dafür nimmt die Mannschaft nach zwei freien Tagen den nächsten Meilenstein ins Visier: 100 Tore. Aktuell sind’s 96. Der Rekord liegt bei 101 Saison-Treffern, aufgestellt von den Bayern in der Saison 1971/72.
Freiburg dagegen musste die Resthoffnung auf die Europa League begraben. „Wir spielen eine außergewöhnliche Saison und haben viel – aber wir wollten alles. Und das haben wir jetzt nicht“, sagte Trainer Christian Streich leicht enttäuscht. Beim Saisonfinale gegen den FC Schalke 04 am Samstag können die Breisgauer nur noch Platz acht absichern. „Der Traum ist ausgeträumt“, meinte Torhüter Alexander Schwolow.