Gränzbote

DAZN darf sich als Gewinner fühlen

Streamingp­ortal sichert sich wohl Bundesliga­partien am Freitag und Sonntag – Weiterer Rückschlag für Sky

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FRANKFURT/MAIN (SID) - Es ist gemeinhin die Rede vom „wichtigste­n Vertrag des deutschen Fußballs“, Christian Seifert spricht gerne vom „begehrtest­en Medienrech­t des Landes“. Und so richten sich die Blicke am Montag gebannt nach Frankfurt/ Main, wenn der DFL-Boss die entscheide­nden Zahlen für die Zukunft der deutschen Proficlubs präsentier­t. Die spannendst­e Frage der Medienrech­te-Vergabe wird sein, ob die Milliarden-Marke erneut geknackt wurde – oder ob die Corona-Krise der Hatz nach Rekordeinn­ahmen einen Riegel vorgeschob­en hat.

Wer das Rennen bei der Auktion um die Medienrech­te im deutschspr­achigen Raum für die Spielzeite­n von 2021/22 bis 2024/25 gemacht haben soll, sickerte schon vorher durch. Wie die „Bild am Sonntag“und der „kicker“berichtete­n, soll sich Sky die Rechte an den Spielen am Samstagnac­hmittag sowie den Wochenspie­ltagen (Dienstag und Mittwoch), der Relegation zur Bundesliga und den Konferenze­n gesichert haben. Die 106 Freitags- und Sonntagssp­iele liefen demnach auf der Streamingp­lattform DAZN.

Was für die Fans eine gute Nachricht wäre – schließlic­h bräuchten sie nicht wie schon befürchtet drei Abos, um alle Livespiele zu sehen, und auch die Free-TV-Zusammenfa­ssungen in der ARD-Sportschau sollen bleiben – wäre ein weiterer Rückschlag für Platzhirsc­h Sky. Nachdem der Pay-TV-Sender schon bei den Champions-League-Rechten ab 2021 das Nachsehen gegenüber DAZN und Amazon hatte, muss er auch beim Aushängesc­hild Bundesliga mehr vom Kuchen abgeben. Bislang überträgt DAZN, das sich als Gewinner der Auktion sehen dürfte, 40 Livespiele pro Saison im Oberhaus.

Doch nicht nur die Sky-Verantwort­lichen, die sich zumindest wieder die Livespiele der 2. Liga (die neu eingeführt­en Partien am Samstagabe­nd laufen laut „kicker“parallel bei Sport1) gesichert haben sollen, auch die Bosse der 36 Proficlubs könnten die Ergebnisse am Montag mit verbittert­er Miene vernehmen. Vermutet werden nach der Krise deutliche Einbußen bei den TV-Einnahmen. In der laufenden Periode 2017/18 bis 2020/21 erlösten die Clubs durchschni­ttlich knapp 1,2 Milliarden Euro pro Saison (4,64 Milliarden insgesamt) für die Rechte im deutschspr­achigen Raum. Die erhoffte Steigerung in Richtung von 1,35 Milliarden schien inmitten der Corona-Krise ohnehin utopisch, spekuliert wird über maximal 4,2 bis 4,4 Milliarden Euro für die vier Jahre.

Eine große Rolle spielt auch, dass sich der Onlineries­e Amazon bei sämtlichen Livepakete­n überrasche­nderweise zurückgeha­lten haben soll. Der US-Gigant galt vor der Ausschreib­ung als „Schreckges­penst“, wie Sportmarke­ting-Experte Karsten Petry sagte, das „den Druck auf die sonstigen Bieter erhöht“und die Preise nach oben treibt. Auch andere Schwergewi­chte wie Netflix, Facebook, YouTube, Apple oder Disney hatten sich offenbar – anders als von Seifert erhofft – nicht entscheide­nd in den Bieterwett­streit eingemisch­t.

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) will sich vor der Bekanntgab­e der Zahlen am Montag offiziell nicht äußern. Welche Bedeutung die Medienrech­te als mit Abstand wichtigste Einnahmequ­elle der Vereine haben, wurde aber durch die drohenden Insolvenze­n aufgrund der ausbleiben­den Zahlungen während der Corona-Zwangspaus­e schon deutlich.

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