330 Millionen Euro für die Südwest-Gastronomie
Geld soll als „Stabilisierungshilfe“für die Branche dienen – Regierung von Baden-Württemberg will Insolvenzwelle verhindern
STUTTGART (lk/lsw) - Lange mussten die Südwestgastronomen und -hoteliers auf die versprochene finanzielle Hilfe des Landes warten, nun scheint der Knoten geplatzt zu sein: Das Kabinett hat am Dienstag die zugesagte „Stabilisierungshilfe“für die Branche in Höhe von 330 Millionen Euro abgesegnet. Nach dem Soforthilfeprogramm, mit dem Bund und das Land Baden-Württemberg unter anderem gewerbliche Unternehmen mit einem Gesamtvolumen von über zwei Milliarden Euro unterstützt haben, gibt es damit nun eine weitere Finanzspritze. Inwiefern die ausreicht, steht auf einem anderen Papier.
„Mit dem Soforthilfeprogramm konnten wir vielen Unternehmen im Land eine schnelle und unbürokratische Unterstützung bieten. In vielen Branchen ist die wirtschaftliche Situation aber nach wie vor dramatisch. Besonders stark betroffen ist das Hotel- und Gaststättengewerbe. Um die Existenz dieser Betriebe in dieser Situation zu sichern, werden wir für diese Branche daher ein Stabilisierungsprogramm auflegen“, sagte Landeswirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut. Das Programm schließe an die Soforthilfe an und diene der Überbrückung weiterhin bestehender oder auch neu auftretender Liquiditätsengpässe.
Kernstück der Stabilisierungshilfe für das Hotel- und Gaststättengewerbe ist eine einmalige, nicht rückzuzahlende Zuwendung zur Überbrückung von finanziellen Engpassen
für weitere drei Monate. Die Fördersummen betragen laut Wirtschaftsministerium in Abhängigkeit des tatsächlichen Liquiditätsengpasses bis zu 3000 Euro für antragsberechtigte Betriebe sowie 2000 Euro für Vollzeitmitarbeiter.
Gefördert werden gewerbliche Unternehmen, Solo-Selbständige und
Sozialunternehmen aus dem Hotelund Gaststättengewerbe. Auf eine Deckelung der Betriebsgröße werde verzichtet, damit alle Betriebe im Land eine entsprechende Unterstützung erhalten können, denn die Lage in der Gastrobranche ist alarmierend.
Laut Umfrage des baden-württembergischen Hotel- und Gaststättenverbandes
(Dehoga) von Anfang Juni sind die Umsätze allein bei den Hotels seit Beginn der Corona-Krise um 83 Prozent eingebrochen. Aufs gesamte Jahr 2020 bezogen rechnen die Betriebe demnach mit einem Umsatzrückgang von fast zwei Dritteln. Für den Branchenverband ein Alarmzeichen: „Wenn wir eine große Pleitewelle im Gastgewerbe noch abwenden wollen, müssen von Land und Bund zusätzliche Hilfen in Form von nicht rückzahlbaren Zuschüssen kommen“, sagte damals schon Dehoga-Chef Fritz Engelhardt.
„Gerade weil wir noch lange mit dem Coronavirus werden leben müssen, benötigen Hotellerie und Gastronomie schnellstmöglich weitere Hilfen. Unser Ziel ist es, eine nie dagewesene Insolvenzwelle zu vermeiden, die nicht nur die Wirtschaftsstruktur unseres Landes, sondern auch die Lebensqualität und Anziehungskraft in unseren Regionen massiv beeinflussen würde. Wir lassen diese Betriebe nicht im Regen stehen“, sagte Hoffmeister-Kraut in Stuttgart.
Um eine möglichst kurzfristige Umsetzung und Auszahlung der Zuschüsse zu ermöglichen, wolle man auch bei der Abwicklung dieses Programms auf bewährte Partner aus der Soforthilfe, die L-Bank und die Industrie- und Handelskammern, zurückgreifen. Die beiden Institutionen waren schon beim ersten Corona-Hilfspaket des Landes federführend: die Kammern für die Vorprüfung der Anträge, die Förderbank LBank für die weitere Bearbeitung und Auszahlung. „Unsere Partner arbeiten derzeit mit Hochdruck daran, dass die Hilfe möglichst rasch anlaufen kann. Ziel ist, dass bereits Anfang der kommenden Woche erste Anträge gestellt werden können“, sagte die baden-württembergische Wirtschaftsministerin.