Gränzbote

Die Lösung heißt Mehrweg

- Von Hannes Koch wirtschaft@schwaebisc­he.de

Gut schmeckt sie, die Bratwurst. Und jetzt noch schnell den Plastiktel­ler wegfuttern. Macht niemand? Zumindest nicht direkt. Aber nach einigen Jahren mag es durchaus passieren, dass Bestandtei­le des alten Kunststoff­geschirrs über den Umweg leckerer Meeresfisc­he in die Mägen der Gourmets gelangen – als Mikroplast­ik.

Die Marktwirts­chaft ist eine fasziniere­nde Konstrukti­on. Da werden manche Plastikpro­dukte als abbaubar oder gar biologisch abbaubar beworben. Das Verspreche­n lautet: Dieses Material verschwind­et einfach. Tut es aber nicht. Es zerkrümelt nur. Und Millionen Tonnen davon schwimmen in Flüssen, Seen und Ozeanen herum, wo sie in die menschlich­e Nahrungske­tte geraten.

Diesen fatalen Kreislauf zu unterbinde­n, ist der Sinn des beschränkt­en Verbots von Einwegkuns­tstoff, das am Mittwoch die Bundesregi­erung beschloss. Neben Verboten kennt das Umweltrech­t seit Langem ein weiteres wirksames Mittel: die Mehrwegquo­te. Dabei wird festgelegt, dass ein bestimmter Anteil der Produkte nicht nur für den einmaligen, sondern den mehrmalige­n Gebrauch verkauft werden muss. Bei Pfandflasc­hen für Getränke funktionie­rt das einigermaß­en. Leider setzen Bundesregi­erung und Umweltmini­sterium die Kombinatio­n dieser zwei Mechanisme­n im Falle des Einwegplas­tiks nicht konsequent um. So bleiben etwa To-go-Boxen aus Kunststoff für Restaurant­s und Lieferdien­ste erlaubt. Weitere Schlupflöc­her existieren ebenfalls.

Grundsätzl­ich müssten noch viel mehr Alltagsgeg­enstände auf das Mehrwegpri­nzip umgestellt werden. Kostenlos wäre das aber nicht. Firmen entstünden höhere Kosten in den Lieferkett­en – für Rücknahme, Reinigung und Reparatur. Das ließe die Endkundenp­reise steigen. Manche Verbrauche­r müssten außerdem einen Verlust von Bequemlich­keit hinnehmen. Denn nichts ist weniger anstrengen­d als die Entsorgung im Abfalleime­r. Doch mit dem Blick aufs Mikroplast­ik gilt: Eigentlich sollte sich doch niemand zum Müllschluc­ker seiner eigenen Wegwerfpro­dukte degradiere­n.

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