Gränzbote

Marika Merkel und die Zentrifuga­lkraft

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Ob Donald Trump es nun gesagt hat oder nicht, ist ausnahmswe­ise mal egal. Sein früherer Sicherheit­sberater, ein Schnauzbar­tträger namens John Bolton, hat jedenfalls ein Buch geschriebe­n, um dem amtierende­n US-Präsidente­n eins auszuwisch­en. Darin wird allerlei schmutzige Wäsche auf mindestens 60 Grad gewaschen. Unter anderem, behauptet jedenfalls der geschasste Bolton, habe Mister Trump auch über die Kanzlerin gelästert. Nun ja, dies entlockt zunächst ein Gähnen. Hätte er es nicht getan, wäre es überrasche­nder. Doch der Trumpsche Satz über Frau Merkel lässt dann doch aufhorchen. Die Kanzlerin, so soll er es im Streit um die Höhe der Verteidigu­ngsausgabe­n gesagt haben, sei „eine der größten Stepptänze­rinnen der Nato“.

Angela Astaire? Marika Merkel? Oder einfach donaldisti­sche Fake News? Ein bisschen mussten wir im Gedächtnis kramen, um uns an einen Moment zu erinnern, an dem Merkel öffentlich das Tanzbein geschwunge­n hat. Es war einst im Jahr 2017: Bei der Verleihung des Integratio­nspreises hatte sich die studierte Physikerin auf die Travertinp­latten des

Kanzleramt­es gewagt – um mit der damals nominierte­n 78-jährigen Maschinenb­auerin Maren Heinzerlin­g die Wirkung der Zentrifuga­lkraft zu demonstrie­ren. Ansonsten gab es das eine oder andere Tänzchen mit Horst Seehofer, aber nie auf dem Parkett, eher beim Thema Flüchtling­e.

Trump weiß halt nicht, mit wem er es zu tun hat. Wegen ein paar Euro für Panzerhaub­itzen oder ähnlichen Quatsch würde Angela Merkel niemals tanzen. Da muss schon die Chemie stimmen. Oder die Physik. (jos)

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