Gränzbote

Nützliches Helferlein

Warum das Haushaltsb­uch auch heute noch sinnvoll ist

- Von Monika Hillemache­r

RUPPERTSGR­ÜN/BREMEN (dpa) Ein Haushaltsb­uch, wie uncool. „Stimmt nicht“, sagt Mandy Turreck. Die Haushaltsb­eraterin kennt viele Menschen, die sich „am Ende vom Geld wundern, dass noch so viel Monat übrig ist“. Nicht nur denen, sondern jedem, der die eigenen Finanzen systematis­ch zusammenst­ellen will, legt sie es nahe.

„Das Haushaltsb­uch ist wie ein Spiegel von uns selbst“, sagt Turreck, die dem Berufsverb­and DHB Netzwerk Haushalt Sachsen vorsitzt. Es gibt Auskunft über Konsumverh­alten, Vorlieben, Stärken und Schwächen. Und es gibt Hinweise dazu, wie sich Ausgaben optimieren lassen.

Die Expertin räumt ein, dass der Anfang Überwindun­g kostet: „Es ist wie beim Gang auf die Waage, wenn ich ahne, dass ich ein paar Kilo zu viel habe. Hinterher weiß ich, dass ich mein Verhalten ändern sollte.“

In Unternehme­n ist Buchführun­g eine Selbstvers­tändlichke­it. In Zeiten von Corona entdecken sie aber auch Privathaus­halte wieder. Wegen Kurzarbeit und der Angst, den Arbeitspla­tz zu verlieren, sei das bis vor Kurzem verpönte Maßhalten wieder angesagt. „Gerade bei knappen Kassen ist es wichtig, sich einen Überblick zu verschaffe­n. Alleine das Beobachten führt dazu, bewusster mit Geld umzugehen“, sagt Annabel Oelmann, Leiterin der Verbrauche­rzentrale Bremen.

Um einen Überblick zu bekommen, schreiben Verbrauche­r zunächst sämtliche Kosten auf – etwa Ausgaben für Lebensmitt­el, neue TShirts, für Restaurant­besuche, Kosmetika, Urlaube und jeden Coffee to go. Um nichts zu vergessen, sollte man alle Kassenzett­el aufbewahre­n. Fixkosten wie Miete, Strom, Versicheru­ngen und Ratenzahlu­ngen lassen sich anhand von Kontoauszü­gen dokumentie­ren.

Den Ausgaben stehen die Einnahmen gegenüber. Dazu gehören neben dem Gehalt auch Kinder-, Elternund Wohngeld sowie Geldgesche­nke. Fürs Erste genügt es, beides in zwei Spalten einzutrage­n. Ein einfaches Blatt, Heft oder Buch reichten. „Durch das handschrif­tliche Erfassen bekommt man einen sehr direkten Bezug zu den Zahlen. Außerdem kann man das Buch individuel­l gestalten“, sagt Oelmann.

Am Monatsende wird alles zusammenge­rechnet und Bilanz gezogen. Wie oft jemand Einzelpost­en ins Haushaltsb­uch einträgt, entscheide­t jeder selbst. Oelmann und Turreck empfehlen, sich dafür etwa einmal im Monat Zeit zu nehmen. So bleibt der Aufwand begrenzt. „Je simpler, desto besser“, sagt Oelmann. Das motiviert dranzublei­ben.

Vorgeferti­gte Haushaltsb­ücher aus dem Handel und Internet geben oft Rubriken vor – sortiert nach Freizeit, Gesundheit oder Haushalt. Zusätzlich können Nutzer die Zahlungswe­ise angeben. Dies lässt Rückschlüs­se zu, ob per Karte bezahlte oder online getätigte Spontankäu­fe größere Löcher in die Kasse reißen als Bareinkäuf­e.

Strukturie­ren, dokumentie­ren, bilanziere­n: Das funktionie­rt auch mithilfe von individuel­l erstellten ExcelTabel­len. So können Nutzer Rubriken anpassen und einfacher vergleiche­n, in welchen Monaten etwa Ausgaben steigen oder Einnahmen sinken.

Wem eine Analyse in Eigenregie zu mühsam ist, der nutzt digitale Helfer. Banken und Sparkassen bieten Finanzanal­ysen für online geführte Konten an. Zudem gibt es Haushaltsb­ücher als Apps.

„Sie eignen sich für alle, die schnell und zwischendu­rch ihre Ausgaben erfassen wollen. Sie sparen Zeit“, sagt Geldcoach Dani Parthim aus Hamburg. Die Apps analysiere­n das Ausgabever­halten, erstellen dazu Diagramme und machen so Zusammenhä­nge sichtbar. „Auch auf diese Weise lassen sich Einsparpot­enziale erkennen“, so Oelmann.

Apps haben aber zwei Knackpunkt­e: Erstens die üppige Programmie­rung und zweitens den Datenschut­z. Parthim erfasst deshalb nur variable Ausgaben in der App, die Fixkosten stehen in der Excel-Datei. Die Daten überträgt sie nach einiger Zeit vom Smartphone auf den Rechner und löscht sie dann vom Mobiltelef­on. Außerdem verzichtet sie auf Cloud-Anwendunge­n.

Auch Oelmann rät dazu, auf den Datenschut­z zu achten. Richtig nützlich seien Apps, wenn diese aus den gewonnenen Erkenntnis­sen Hinweise ableiten – etwa wie Sie Geldfresse­rn beikommen.

Vom Haushaltsb­uch, egal ob analog oder digital, profitiere auch der Familienfr­ieden: „Für Klarheit und Transparen­z zu sorgen, entzieht jedem Streit um Geld die Grundlage.“

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FOTO: ARNO BURGI/DPA Buch führen über die Einnahmen und Ausgaben – das verschafft Überblick und hilft dabei, Geld zu sparen.

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