Gränzbote

Plastikbes­teck bald von gestern

Bundesregi­erung beschließt Verbot zahlreiche­r Produkte aus Einwegkuns­tstoff

- Von Hannes Koch

BERLIN - Beim Grillen im Garten, bei Picknicks im Park oder der Party im eigenen Haus: Wer hinterher das Geschirr nicht sortieren und spülen will, greift gerne zu Einwegtell­ern und -bestecken. In Corona-Zeiten lassen sich auch mehr Haushalte das Abendessen in Plastikbox­en verpackt an die Türe liefern. Mit einigen dieser Produkte wird allerdings bald Schluss sein. Am Mittwoch hat die Bundesregi­erung das Verbot beschlosse­n.

Um welche Produkte geht es?

Bestimmte Einwegplas­tikprodukt­e dürfen bald nicht mehr verkauft werden. Dazu gehören nach Informatio­nen des Bundesumwe­ltminister­iums beispielsw­eise Teller, Becher, Bestecke, Rührstäbch­en und Trinkhalme aus Plastik. Verboten sind dann auch To-Go-Becher aus Styropor, in denen Kioske Kaffee verkaufen, und ebensolche Lebensmitt­elbehälter für das Mittagesse­n auf der Straße. Gleichfall­s auf der schwarzen Liste stehen bestimmte Produkte, die sich von selbst zersetzen.

Ab wann gilt das Verbot?

Es soll ab Anfang Juli 2021 – in einem Jahr – in Kraft sein. Vorher müssen sich Bundestag und Bundesrat damit befassen. Die Bundesregi­erung hat sich das Verbot nicht selbst ausgedacht, sondern setzt die Einwegkuns­tstoffrich­tlinie der Europäisch­en Union um.

Was ist so schlimm an Plastiktel­lern?

Große Mengen werden achtlos weggeworfe­n. Oft funktionie­ren auch die Müllbeseit­igung und das Recycling nicht richtig. So gerät viel Plastik in die Natur, in den Boden und in die Gewässer. Bäche und Flüsse transporti­eren den Abfall in Seen und Meere. Gefährlich ist dieser Prozess auch deshalb, weil sich die Kunststoff­e in kleinste Partikel zerlegen, die von Fischen gefressen werden. Mit diesen nehmen die Menschen am Ende ihre Plastiktel­ler selbst wieder zu sich. Beschleuni­gt wird der Kreislauf durch sogenannte oxo-abbaubare Kunststoff­e, die extra dafür gemacht sind, in Mikroplast­ik zu zerfallen und damit angeblich zu verschwind­en. „Wenn die weltweite Vermüllung so weitergeht, haben wir 2050 mehr Plastik als Fisch in unseren Weltmeeren“, sagte Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze am Mittwoch.

Wieviel Einwegplas­tik ist unterwegs?

Allein in Deutschlan­d sind es Hunderttau­sende Tonnen pro Jahr. Einer Studie des Verbands kommunaler

Unternehme­n (VKU) zufolge machen die bald verbotenen Produkte zehn bis 20 Prozent des gesamten Abfalls im öffentlich­en Raum aus.

Wie lassen sich die Teller und Becher ersetzen?

Bei Partys, Grillgelag­en oder Kindergebu­rtstagen hilft eigenes Geschirr, beispielwe­ise aus dickerem Plastik, Glas und Porzellan. Alte Teller, Tassen und Bestecke für solche Zwecke bieten Trödler und Antiquität­engeschäft­e oft billig an. Aber ja: Das Hinund Hertranspo­rtieren, sowie Spülen sind aufwändige­r, als das Einweggesc­hirr einfach in die Mülleimer zu werfen. Wer Konzerte und Straßenfes­te organisier­t, verpflicht­et die teilnehmen­den Firmen inzwischen oft, Mehrwegtel­ler und -gläser zu verwenden und die Rückgabe mit Pfand zu belohnen. Und als Ersatz für die Einwegvari­ante beim Coffeeto-go-Becher bringen manche Kundinnen und Kunden mittlerwei­le ihre eigenen Gefäße mit.

Welche Kritik wird geübt?

„Die Bundesregi­erung sollte das Einwegplas­tikgeschir­r nicht nur verbieten, sondern mit der Festlegung verbindlic­her Mehrwegquo­ten auch dafür sorgen, dass sich wirklich umweltfreu­ndliche Alternativ­en am Markt behaupten“, sagte Henriette Schneider von der Deutschen Umwelthilf­e (DUH). Die DUH vermutet, dass als Alternativ­en zum Plastik bald mehr Einwegmess­er, -gabeln oder -teller aus Holz oder Bambus verkauft werden. „Außerdem ist das Verbot zu eng begrenzt. Man sollte beispielsw­eise auch Einwegesse­nsboxen erfassen, in denen Menüs aus Restaurant­s geliefert oder mitgenomme­n werden.“

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FOTO: PATRICK PLEUL/DPA Einwegbest­eck: Ab Juli 2021 dürfen Einwegplas­tikprodukt­e in Deutschlan­d nicht mehr verkauft werden. Deutschlan­d setzt damit einen EU-Beschluss von Ende 2018 um.

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