Gränzbote

Fanbündnis drängt auf Veränderun­gen

Druck auf DFB und DFL – Sommerpaus­e soll Wendepunkt werden

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FRANKFURT (dpa) - Für viele Fanszenen gibt es im deutschen Profifußba­ll kein Weiter-so. Zahlreiche Organisati­onen haben sich zu einem Bündnis „Unser Fußball“zusammenge­schlossen und erhöhen den Druck auf DFL, DFB und die Clubs in der Debatte um einen Wertewande­l im Bundesliga-Geschäft. „Wir wollen nicht zurück zu einem kaputten System. Wir fordern Vereine und Verbände auf, vor dem Beginn der kommenden Saison zu handeln“, heißt es in einem am Mittwoch veröffentl­ichten Aufruf.

Die DFL zeigte sich offen für das neue Bündnis, verwies in einem Statement aber auch auf den aktuellen Zeitplan. „Auch die DFL hält Gespräche über mögliche Veränderun­gen im deutschen Fußball für notwendig. Hierzu wird es spätestens ab September eine Taskforce Zukunft Profifußba­ll unter Beteiligun­g unterschie­dlichster Akteure, darunter auch Fanvertret­er, geben“, hieß es von der DFL. Die Fans fordern konkret „einen glaubhafte­n Grundsatzb­eschluss sowie die Einleitung konkreter Reformen“. In welche Richtung diese gehen könnten, haben die Anhänger bereits recht genau im Blick. „Unser Fußball zeichnet sich durch eine gleichmäßi­gere Verteilung der TV-Gelder, die Einführung eines nationalen Financial Fairplays und die eindeutige Begrenzung von Investoren­einflüssen aus“, erklärt das neue Bündnis.

Sein Fußball setze sich konsequent gegen Diskrimini­erung ein und bekämpfe Korruption ernsthaft. Und: „Als gesellscha­ftliches Vorbild handelt unser Fußball sozial nachhaltig und wird seiner ökologisch­en Verantwort­ung gerecht. Kurzfristi­ges Denken und schlechtes Wirtschaft­en müssen der Vergangenh­eit angehören.“Wirtschaft­lich nachhaltig­es Handeln und die Bildung von Rücklagen sollen in den Lizenzieru­ngsverfahr­en verankert werden. Die Fans wünschen sich sozialvert­rägliche Preise, ein inklusives Stadion und fangerecht­e Anstoßzeit­en.

Erstunterz­eichner sind die großen bundesweit­en Fanorganis­ationen wie „Unsere Kurve“, „ProFans“, „Bündnis Aktiver Fußballfan­s (BAFF)“, „FC PlayFair!“und „Netzwerk Frauen im Fußball“sowie mehr als 1000 Fanclubs – darunter zahlreiche Ultras. „Wir müssen die aktuelle Krise als Chance begreifen, um den Fußball grundlegen­d neu zu gestalten. Die Sommerpaus­e muss zu einem Wendepunkt werden. Verbände und Vereine sind aufgeforde­rt zu handeln und den Fußball neu aufzustell­en: basisnah, nachhaltig und zeitgemäß“, erklärt Manuel Gaber als Sprecher von „Unser Fußball“. „Statt sich immer weiter von seiner Basis zu entfernen, müssen Fans als elementare­r Bestandtei­l des Fußballs anerkannt werden“, fordert das Bündnis.

Die DFL als Dachorgani­sation der 36 Proficlubs hat sich einer Grundsatzd­ebatte nicht verschloss­en, legte zunächst aber einmal all ihre Konzentrat­ion darauf, den Geisterspi­elbetrieb durchzubek­ommen. Geschäftsf­ührer Christian Seifert versprach, im Herbst eine Taskforce „Zukunft Profifußba­ll“einzusetze­n – doch den Anhängern ist das zu spät.

„Wir wollen nicht einfach nur irgendwie durch die Krise kommen und dann weitermach­en wie bisher“, hatte Seifert versproche­n. „Wir werden ganz bestimmt aus dieser Situation einiges mitnehmen und uns sehr wohl Gedanken machen, wie künftig das wirtschaft­liche, vielleicht aber auch das Wertefunda­ment der Bundesliga aussehen kann.“

Gegen Spiele ohne Zuschauer hatte es zunächst heftigen Widerstand aus den Fanszenen gegeben, angesichts der wirtschaft­lichen Probleme der Vereine akzeptiert­en viele Anhänger zähneknirs­chend die Geisterspi­ele. „Der Profifußba­ll ist längst krank genug und gehört weiterhin in Quarantäne“, hieß es damals in einer über die Ultra-Gruppen der Vereine verbreitet­en Erklärung. Vor allem viele Ultras lehnen Geisterspi­ele nach wie vor strikt ab. Auch in der neuen Spielzeit müssen die Fans befürchten, zunächst aus den Stadien ausgeschlo­ssen zu werden.

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FOTO: ARNE DEDERT/DPA Unter Druck: DFL-Boss Christian Seifert.

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